Questa frase non ha senso, ma italiano suona così bello.
Sniper Elite:
Tief ausatmen und bis vier zählen
Tief ausatmen und bis vier zählen
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Hallo. Mein Name ist Karl Fairburne und ich habe in den vergangenen zehn Missionen 731 feindliche Soldaten getötet. Sie starben an Kopfschüssen, Herzschüssen, Lungenschüssen, Nierenschüssen, Bauchschüssen, Hodenschüssen, Explosionen, Messerstichen und der Einwirkung stumpfer oder spitzer Gewalt. Meine Gegner offenbarten mir ihr Inneres. Killcam sei Dank. Ich ging durch eine harte Schule, denn während meiner ersten Mission fühlte ich mich mehr wie Karl Dall. Ich polterte und stolperte, schoss übers Ziel hinaus. Wie im wahren Leben. Doch jetzt ist alles anders. Hallo. Mein Name ist Fabu und ich treffe gerne Nazis. Vorzugsweise in den Kopf.
Italien im Jahr 1943. Nazioberschurke Karl Böhm, Geheimwaffe, Partisanen-Kämpfer, Mafia, … bla. Vollkommen egal, denn sind wir doch mal ehrlich: Wer Sniper Elite 4 für die Geschichte spielt, besucht auch YouPorn für die Kommentare. Ich möchte gar nicht abstreiten, dass hier ein, zwei nette Ideen eingeflossen sind, aber das ändert nichts daran, dass die Story von Rebellions neuestem Ableger der Scharfschützen-Serie vollkommen irrelevant ist und nicht eine Sekunde den Anschein erweckt, sie würde das Spiel auf einer emotionalen oder gar intellektuellen Ebene aufwerten. Das ist aber auch gar nicht nötig.
Die Missionen (töte Person X und finde Objekt Y) erstrecken sich über weitläufige und schön gestaltete Areale, in denen ich mich perfide austoben kann. So steht es mir zum Beispiel frei, ob ich eine Zielperson aus der Ferne mit einem präzisen Schuss liquidiere, sie in ein Minenfeld locke oder ein Vehikel in seiner unmittelbaren Nähe in die Luft jage. Das lädt zum Experimentieren ein. Ich habe mir beispielsweise einmal einen Spaß daraus gemacht, in einem mehrstöckigen Haus ungesehen alle Ein- und Ausgänge mit Minen und Stolperdrähten zu versehen. Danach schlich ich wieder ins Freie, hockte mich in einen Busch und schoss in die Luft. Dadurch alarmiert stürmten alle nach draußen, was zu einer blutigen Kettenreaktion führte, die ich grinsend verfolgte, während ich mich entspannt zurücklehnte. Wer hier gewisse Parallelen zu Hitman erkennt, liegt gar nicht so falsch, wobei der Fokus in Sniper Elite 4 nach wie vor ganz klar auf der namensgebenden Ferntötung liegt.
In der Presse vernahm ich, dass die künstliche Intelligenz, besonders im Vergleich mit den Vorgängern, deutlich zugelegt habe. Das möchte ich nicht ausschließen, aber das ändert nichts daran, dass die virtuellen Kontrahenten außerhalb von Standardsituationen dumm wie Brot sind. Okay, vielleicht Vollkornbrot statt Toastbrot, aber immer noch Brot. Das hatte allerdings keinen negativen Einfluss aufs Spielerlebnis und gelegentlich konnte mich die K.I. tatsächlich überraschen. Wie bei Shootern üblich, darf man einfach kein realistisches Verhalten erwarten, das über das Kurzzeitgedächtnis eines Goldfisches hinausgeht. (Jaja, ich weiß, das ist nur ein Mythos.)
Im kostenpflichtigen Führer-DLC ist Hitlers Hoden mit von der Partie. Die Mission ist durchaus unterhaltsam, rechtfertigt meiner Meinung nach aber keine 10 Euro Mehrkosten. Wer sich also mit Fußvolktestikeln zufrieden gibt, möge dem Kauf lieber widerstehen. Auf Elemente wie den kümmerlichen Talentbaum, die Verteilung von Boni, Orden, etliche auffindbare Dokumente und Achivement-Schnickschnack gehe ich nicht näher ein, da ich sie als Randerscheinung wahrnahm, auf die ich gut hätte verzichten können, da ich weder zum Protagonisten noch zur Spielwelt eine Bindung benötige, um in Sniper Elite 4 auf meine Kosten zu kommen. Es mag sein, dass Enthusiasten im kompetitiven Endgame mit diesen Stellschrauben etwas ausrichten, aber in meiner Welt ist das nur Ballast.
Sniper Elite 4 hat mich ganz wunderbar unterhalten, ohne zu frustrieren. Ein Scheitern ließ sich eigentlich immer auf ein fehlerhaftes Verhalten von mir zurückführen. Anfangs polterte ich wie der sprichwörtliche Elefant durch den Porzellanladen, bis ich schließlich lernte, Ruhe zu bewahren, Gebiete auszukundschaften und Angriffspläne zu schmieden. Mit der Zeit verinnerlichte ich die Möglichkeiten der unterschiedlichen Waffen und Extras, experimentierte oder erfreute mich auch einfach nur an Quatsch.
Nebst der Kampagne, die für Trophäenjäger und Komplettisten übrigens zahlreiche Zuckerwürfel in der Tasche bereit hält, gibt es noch Modi für Online-Multiplayer und Koop, mit denen sich etliche Stunden verbringen lassen. Denn was gibt es Schöneres, als einem guten Freund aus 600 Metern Entfernung so richtig auf den Sack zu gehen? Nicht viel, werte Leserinnen und Leser, nicht viel.