Blast from the Past: Jedi Knight
Es gibt zwei Generationen, die mit Star Wars aufgewachsen sind. Ich gehöre zu keiner davon. Zu jung, um die alte Trilogie nicht bloß als Filmklassiker aus dem Wochenendprogramm von Pro 7 zu kennen und gerade so zu alt, als dass mich der Marketinghype der Prequels voll hätte erfassen können. Mein erster Berührungspunkt mit der Weltraumoper war nicht Die Dunkle Bedrohung, sondern ein düsterer Egoshooter: Dark Forces II – oder, wie er in Deutschland aus Furcht vor einer erneuten Indizierung hieß, Jedi Knight.
Oder, wie ich ihn lange Zeit nannte, Yedi Knight. So stand es zumindest mit Filzstift auf den Rohling geschrieben, den ich auf dem Schulhof gegen fünf Mark eintauschte. Ein guter Deal, hätte ich mir das Spiel von meinem Taschengeld sonst gar nicht leisten, geschweige denn die Alterskontrolle an der Kasse des Media Markts umgehen können. Ich wunderte mich zwar darüber, dass die Schreibweise bei “Rückkehr der Jedi-Ritter” eine andere war, aber mit der englischen Sprachausgabe des Spiels ergab es damals irgendwie Sinn.
Ich hatte schließlich noch nie einen der Filme gesehen, erst recht nicht auf Englisch. Star Wars war für mich bis dahin so ein Ding, dass es halt schon immer gab. Die magischen Ritter mit Lichtschwertern, die dunklen Mächte und die Rebellen in schrottreifen Raumschiffen, diese Mischung aus Fantasy und Science Fiction zog mich dennoch schnell in ihren Bann. Jedi Knight prägt mein Bild von Star Wars bis heute mehr als die Filme. Jedi Knight zeigte mir eine lebendige Welt, wie sie nur ein Videospiel erschaffen konnte.
Ich spürte bei jedem Schuss die Ungenauigkeit des imperialen Blasters, der mir eine Erklärung dafür lieferte, warum die Sturmtruppen nie treffen, noch bevor ich mir diese Frage jemals hätte stellen können. Und fast erlag ich selbst den Verlockungen der dunklen Seite, die mir mächtige Zaubersprüche im Tausch für meine Seele versprach. Jedi Knight war nicht nur meine erste Begegnung mit Star Wars und illegalen Raubkopien, es war auch das erste mal, dass ich so direkt mit Gewalt in einem Spiel konfrontiert war. Vom Laserschwert abgetrennte Arme landeten qualmend auf dem Boden und Aliens quietschten ihren letzten Atemzug, wenn mein Thermaldetonator sie traf. Als Rebell war für mich kein Ort in der Galaxie sicher, solange es das böse Imperium noch gab. Die Bedrohung war real.
Ende letzten Jahres kam Rogue One in die Kinos und ich war mir sicher, dass es der Star-Wars-Film sei, den ich schon immer sehen wollte. Ein Film ohne Helden, in dreckigen Gossen und moralischen Grauzonen, wo der Kriegszustand nicht nur im Titel auftaucht. Einige der Szenen erinnerten mich zwar an die Umgebungen, die ich als Kind erkundete, aber im Film sah ich sie nur und spürte sie nicht. Viele sagten, Star Wars wäre endlich und zum ersten Mal ein Kriegsfilm. Aber bei dem Star Wars, mit dem ich aufgewachsen bin, war das schon immer so. Es fand nicht im Kino statt, sondern auf einem Röhrenmonitor in meinem Kinderzimmer. Jedi Knight, X-Wing und Rogue Squadron sind meine Original-Trilogie. Kein noch so brutaler, realer und heldenloser Film kann mithalten, wenn man selbst schon einmal an vorderster Front gegen das Imperium gekämpft hat.