Von führenden Zahnarzthelferinnen empfohlen.
Jede Zelle meines Körpers ist glücklich, jede Körperzelle fühlt sich wohl. Hauptgrund hierfür ist Dead Cells, ein zweidimensionales, metroidvanieskes Rogue-lite und auch wenn ich keine Ahnung habe, was dieses Wortgeschwurbel bedeuten soll, ist dieses Spiel bereits in seiner derzeitigen Early-Access-Phase so großartig, dass wirklich jede meiner Zellen voll gut drauf ist. An jeder Stelle, um ganz genau zu sein.
Die Zellen, die man in Dead Cells findet, sind hingegen erwartungsgemäß bereits verstorben. Man kann sie aus kurzzeitig noch recht lebendigen Gegnern etwa mit einer elektrischen Peitsche herausprügeln und – sofern man bis zum nächsten Levelübergang nicht selbst das Zeitliche segnet – diese Zellen gegen praktische Upgrades und Waffen tauschen. Denn ähnlich wie Rogue Legacy sieht es dieses Spiel mit den Roguelike-Elementen eher locker und setzt zwar den Spielfortschritt bei Ableben komplett zurück, freigeschaltete Gegenstände und Vorteile bleiben jedoch erhalten. Aber auch ohne dieses zugegebenermaßen ganz willkommene Kopftätscheln im Rahmen zwangsläufiger Misserfolge gibt es genügend Gründe, um sich ohne groß darüber nachdenken zu müssen für einen weiteren Neustart zu begeistern.
Ich habe in meinem Leben vermutlich noch nie das Wort „Pixelart“ verwendet, aber für Dead Cells mache ich gerne eine Ausnahme. Hier ist jeder Pixel so kunstvoll und stilsicher gesetzt, dass ein Sattsehen schier unmöglich scheint. Ganz besonders erfreulich ist dabei, dass das düstere Grundgerüst des Spiels von einer leuchtstarken und abwechslungsreichen Farbpalette kontrastiert wird, die enorm dabei hilft, all die Gefahren und Schätze im Spiel unmittelbar zu identifizieren. Von denen gibt es bereits jetzt schon ganz schön viele, bis zur Vollversion soll sich der Umfang jedoch praktisch noch verdoppeln. Wer solche Ambitionen hegt, muss entweder größenwahnsinnig oder sich seiner Sache ganz schön sicher sein. Für die weitere Entwicklung von Dead Cells schadet vermutlich beides nicht.
Als Zahnarzthelferin werde ich oft gefragt, was Dead Cells denn letztendlich von der Masse an Metroidvania2Dsoulslikerogueplatformern unterscheidet, die dieser Tage die digitalen Vertriebskanäle von Steam & Co. Zu verstopfen drohen. Ich weiß nicht, sage ich dann, vielleicht ist es das geschmeidige Gameplay, das so flüssig und mitreißend ist, dass Jack Johnson darauf Wellenreiten gehen könnte? Oder sind es die vergleichsweise subtil prozedural generierten Level und Gegneraufkommen, die jedem Durchlauf eine gewisse Frische verleihen, dabei aber zu keinem Zeitpunkt unberechenbar geraten? Vielleicht ist es aber auch die taktische Vielfalt und Tiefe, die durch die Kombinierbarkeit bestimmter Waffen- und Gegenstandseffekte geboten wird. Wenn die Wirkung des Lachgases schließlich nachgelassen hat, erkläre ich meinen Patienten, dass ich als Zahnarzthelferin nicht wirklich kompetent über Videospiele urteilen kann, aber Dead Cells auf jeden Fall der vielversprechendste Early-Access-Titel seit Dirt Rally ist. Und wer sich direkt für einen Kauf entscheidet, bekommt sogar einen extra Stempel in sein Bonusheft!
Sicher, dem Spiel fehlt es in seinem jetzigen Stadium noch ein wenig an der richtigen Balance und auch in Sachen musikalischer Untermalung und Gegnervielfalt darf und wird mit Sicherheit in Zukunft noch viel geschraubt werden. Aber Jungejungejunge, bietet Dead Cells bereits jetzt ein rauschhaftes und wohl durchdachtes Spielerlebnis! Ich freue mich darauf, diesem potenziellen Meisterwerk beim Wachsen zusehen zu können. Und damit meine aufrichtige und ungefilterte Begeisterung nicht von irgendeiner albernen Schlusspointe überschattet wird, verzichte ich ausnahmsweise auf diese. Ich weiß zugegebenermaßen aber auch selbst nicht, was ich mit dem Ausflug zum Zahnarzt in diesem Artikel bezwecken wollte. Kauft Dead Cells!