Door Kickers: „Achtung, Polizei!“

Dem Staat stehe ich bei der Ausübung des Gewaltmonopols eher skeptisch gegenüber. Dennoch habe ich eine gewisse Schwäche für Taktikshooter, die ausgerechnet dieses Narrativ weiterspinnen: good guys gegen bad guys, schwer bewaffnete Krieger für Recht und Ordnung gegen die anonymen Horden des Terrors. Genau dieses Thema greift Door Kickers auf. Mit einem Spezialeinheiten-Team gilt es, diverse Missionen zu bestehen: Geiseln retten, Bomben entschärfen, Terroristen ausschalten. “Ausschalten” heißt dabei eigentlich immer töten – von Überredungskunst lassen sich die schwer bewaffneten Gegner nicht beeindrucken.

Door Kickers: Achtung, Polizei!

Planung und Ausführung finden gleichzeitig statt. Mittels Tastendruck lässt sich die Zeit anhalten und dem Team Befehle erteilen: Wegmarken legen die Routen mitsamt Blickrichtung fest, wann Blendgranaten geworfen und Türen aufgebrochen werden. Während das Spiel pausiert ist, lassen sich so komplexe Manöver aneinanderreihen, die per anschließend in Echtzeit ausgeführt werden. Die eigentliche Action dauert manchmal nur wenige Sekunden – zumindest wenn der vorher ausgetüftelte Plan wirklich gut genug war. Der Rest orientiert sich weitestgehend an Genrestandards: Teammitglieder sammeln über die Missionen Erfahrung, Ausrüstung und Bewaffnung lassen sich individuell anpassen.

Der Name von Door Kickers ist ziemlich wörtlich gewählt: Eingetretene Türen sind ein zentrales Spielelement. Dabei sind sie viel mehr als bloß der Zugang zum nächsten Raum, sondern eröffnen eine erstaunliche taktische Tiefe. Verschlossen Türen können schnell und laut aufgebrochen oder langsam und leise geknackt oder mit einem Sprengsatz selbst zu einer Waffe werden. Mittels einer Teleskop-Kamera bieten Türen einen unbemerkten Blick auf die Position des Feindes, können aber ebenso jeden Moment unerwartet von einem schwer bewaffneten Gegner gestürmt werden.

All zu viel Raum für eigene Ideen nahm sich das Team nicht. Sie haben vor allem anderen ein nostalgisches Spiel entwickelt. Es ist die Art von Spiel, die “heute niemand mehr macht” und schlägt damit in die selbe Kerbe wie Shadowrun Returns, Legend of Grimrock und andere erfolgreiche Crowdfunding-Projekte: Ein geliebtes Spielkonzept so vorsichtig wie möglich zu modernisieren. Auch ich habe Door Kickers damals finanziell unterstützt und bekam ziemlich genau das, was ich erwartete: ein Spiel, das ich als Kind geliebt hätte. Und auch jetzt hatte ich noch viel Spaß an der abwechslungsreichen, taktischen Puzzles.

Aber entsprechend verklärt und naiv wie die Erinnerungen ist auch die Umsetzung: Eine martialische Stimme begrüßt mich beim Start mit “Tango down” und beendet erfolgreiche Levels mit einem “Mission complete”, Totenköpfe und Fadenkreuze zieren die kühl und technisch gehaltenen Menüs. Door Kickers macht keinen Hehl daraus, das polizeilich genehmigte Ballern ziemlich cool zu finden. Männer sind die good guys, Männer sind bad guys, Frauen sind bis auf ein paar Team-Mitglieder meistens Geiseln. Eine schöne, heile Machtfantasie.

Damit erinnert Door Kickers auch an eine Zeit, in der Konfrontationen zwischen Polizeieinheiten und Kriminellen nicht ausschließlich zu spektakulären Straßenschlachten glorifiziert wurden. Rainbow Six und SWAT waren brutale Spiele, aber vor allem durch ihren Realismus. Gegner wie eigene Truppen vertrugen nur wenige Treffer und waren alles andere als Kanonenfutter. Und auch wenn diese Spiele Militär und Polizei fetischisierten, hatte die Gewalt doch immer einen Kontext, der mehr war, als die Menge des digital vergossenen Blutes.

Door Kickers

Door Kickers war bereits in der Alphaversion stabil und weitestgehend fehlerfrei spielbar. Über das letzte Jahr wurde vor allem poliert: Levels sind etwas üppiger dekoriert, Team-Mitglieder und Ausrüstung diverser. Am soliden Gameplay hat sich kaum etwas geändert. Unzählige Einzelmissionen, drei Kampagnen, ein Zufalls-Missions-Generator und einen Editor dürften für eine Weile genug Abwechslung bieten, um für Stunden in der Einsatzplanung zu versinken. Door Kickers ist ein leicht zugängliches und kurzweiliges Taktikspiel geworden, das eher von Nostalgie als einem interessanteren Szenario profitiert. Eine kritische oder zumindest interessante Perspektive mit seiner Thematik bietet Door Kickers ebenso wenig, wie spielerische Innovationen. Aber das muss es auch nicht.


Gewinnspiel

Wir verschenken zwei Steamcodes für Door Kickers. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, muss im Kommentarbereich folgende Frage beantworten: Was war euer merkwürdigstes Erlebnis, in das eine Tür involviert war? (Hoffentlich hatte es nichts mit der Polizei zu tun.) Einsendeschluss ist Dienstag der 28.10.2014, 23:59 Uhr. Hinterlasst bitte eine valide E-Mail-Adresse, damit wir eure Türen eintreten können. Der Rechtsweg ist verschlossen.