Dune II: The Building of a Dynasty
Dune II: The Building of a Dynasty, für uns Europäer besser bekannt als Dune II: Battle for Arrakis, hat mich 1993 an den Amiga gefesselt, wie kaum ein Spiel zuvor. Nächtelang schlug ich mich, mit Pyjama und harmlosen Warmgetränken im zarten Alter von 15 Jahren die Nächte um die Ohren, um Spice auf Frank Herberts Wüstenplaneten zu ernten, während sich meine Klassenkameraden in Discos schmuggelten, nur um dann um 23:00 Uhr von ihren Eltern an der Tür abgeholt zu werden. In der Retrospektive war das damals die bessere Freizeitbeschäftigung und eine gute Entscheidung. Schließlich wurde ich Zeitzeuge der Geburtsstunde des RTS-Genres. Nachdem bereits ein Adventure im Dune-Universum in Planung war, entschied sich Westwood dafür, den Kampf um die Ressourcen des Wüstenplaneten in einem Stratgie-Spiel zu verarbeiten.
“From a gaming point-of-view the real stress was the battle to control the spice.”
Strategie bedeutete zu der Zeit meistens Rundenstrategie. Civilization und Battle Isle waren der Status Quo. Ein Westwood-Mitarbeiter zeigte damals seinen Vorgesetzten das Mega Drive-Spiel Herzog Zwei, welches bereits Strategie mit Echtzeit verknüpfte, und so fiel die Entscheidung, Dune II in dieser Form zu realisieren. Was danach geschah, ist Geschichte: Command and Conquer, WarCraft, StarCraft und der Aufstieg der RTS-Spiele, die die Rundenstragie bis heute in eine Nische verdrängt haben.
Wer 1993 noch nicht im spielfähigen Alter war oder sich doch in der oben erwähnten Peergroup befand, die überteuertes Bier zu schlechter Eurodance-Musik getrunken hat, kann diese Lehrstunde nun im Browser nachholen.
Dune II wurde mit Javascript für alle gängigen Computerprogramme zur Darstellung von Webseiten umgesetzt (auf Basis des OpenDune-Projekts) und zeigt sehr eindrücklich, wie schnell sich das Genre weiterentwickelt hat. Eine Einheit von A nach B zu bewegen, benötigte ganze drei Mausklicks. Eine Auswahl von mehr als einer Einheit ist erst gar nicht vorgesehen gewesen und die KI lässt auch sehr zu wünschen übrig. Einheiten im Sichtfeld werden nur angegriffen, wenn man im Befehlsmenü “Bewachen” ausgewählt hatte. Trotzdem lohnt sich die kurze Zeitreise in die Vergangenheit. Allein schon für die Musik und die Verblüffung darüber, was die Rechner von heute “nebenher” im Browser abfertigen können, wofür vor 20 Jahren ein kompletter Heimcomputer mit gedrückter Turbotaste benötigt wurde.