Environmental Station Alpha: Innere Schönheit
Bisweilen reichen bereits wenige Pixel aus, um eine dichtere und intensivere Atmosphäre zu schaffen, als es manch ein dickwanstiger Grafikblender vermag. Environmental Station Alpha von Arvi Teikari mag auf Screenshots so nichtssagend anmuten, wie die unkenntlich gemachten Gesichter mutmaßlicher Serienmörder, die man auf den Titelseiten von Pausenraumgazetten finden kann. Jedoch entwickelt das spartanische Design in Kombination mit einem im Ohr verharrenden Soundtrack und exzellenten, metroidartigen Orientierungsrätseln eine völlig unerwartete Dringlichkeit.
Um dieses Gefühl zu erzeugen, werden Informationen zu der Hintergrundgeschichte genauso sparsam und gezielt gesetzt, wie es auch bei den Bildpunkten der Fall ist. Ein kleiner Kosmonaut landet auf einer mutmaßlich verlassenen Raumstation und muss herausfinden, was dort schief gelaufen ist. Schnell trifft man dort Wesen, die gar nicht da sein sollten, im besten Falle mit seiner rudimentären Strahlenkanone. Die grobe Zeichnung der Spielwelt lädt zum Experimentieren ein, weil selten sofort ersichtlich ist, welche Elemente zerstörbar, direkt passierbar oder unüberwindlich sind. Und plötzlich steht vor einem ein riesiges Fluginsekt und läutet den ersten, unverhofften Bosskampf ein, der mit Nachdruck deutlich macht, dass das häufige Dahinscheiden einen wichtigen Lernprozess für die weitere Erforschung der Station bedingt.
Environmental Station Alpha ist kein Spiel für die Liebe auf den ersten Blick. Es verteilt seine Upgrades seltener und bewusster als andere Genrevertreter, gibt an nur wenigen Computerterminals überhaupt ein Wort darüber von sich, was hier eigentlich los ist und lässt einen oftmals genau dann abblitzen, wenn man die Lippen zum Kuss schon gespitzt hatte. Doch so sehr es sich auch zieren und genieren mag, belohnt es am Ende die Menschen, die geduldig genug sind, die wahre Schönheit und Tiefe hinter der grobschlächtigen 8-Bit-Fassade zu entdecken. Mit einem fetten, pitschnassen Zungenschlag.