Exile’s End: Planlos im Weltraum

exilesend-1

In guten Videospielen kann man sich verlieren, vergisst die Zeit und erkundet die virtuelle Welt um ihrer Selbst willen, statt nur auf der Jagd nach dem nächsten Missionsziel zu sein. Aber das “Verlieren” ist nur dann eine gute Eigenschaft, wenn es sich um eine Metapher handelt. Bei Exile’s End war es leider wörtlich zu nehmen, denn die ersten zwei Stunden, die ich in dem Metroidvanian um einen abgestürzten Weltraumsoldaten verbrachte, entpuppten sich als zielloses Herumirren. Mindestens dreimal habe ich jeden Quadratpixel der Karte erkundet, ohne den Weg zu finden.

Wonach ich eigentlich suchte, war mir nicht klar. Kein blinkendes “hier” auf der Übersichtskarte, keine Missionsbeschreibung im Pausenmenü oder ein hilfreicher Kommentar vom Bordcomputer. Und leider ist das Spiel des japanischen Studios Magnetic Realms auch zu unbekannt, als dass ich schnell eine Komplettlösung finden konnte. Ein Let’s Play half mir schließlich weiter… nur damit ich eine Stunde später wieder am selben Punkt angelangt war: Planlos im Weltraum.

Beim zigsten Marsch durch die selbe Region fällt auf, was für ein karges Spiel Exile’s End eigentlich ist. Seien es die dunkelblauen Höhlen, braunen Landschaften oder grauen Gänge einer Fabrik – alles ist ein wenig zu leblos, statisch und uninteressant. Der an Turrican erinnernde Stil mag für Nostalgiker zwar authentisch sein, aber der Maßstab für Pixelart liegt inzwischen einfach höher. Darüber kann auch der CRT-Filter nicht hinwegtäuschen.

exilesend-2

Dabei sind die Grundlagen des Remakes von Inescapable durchaus solide. Die an Anime erinnernden Zwischensequenzen könnten stimmungsvoll sein, wenn die Musik sich wenigstens ein wenig den gezeigten Bildern anpassen würde. Und der Soundtrack in den Levels geht schnell ins Ohr, stört aber schnell mit Wiederholungen. Statt mich zu fragen, welcher Plottwist am Ende die Geschichte auflöst, überlege ich, welcher Gegnertyp mich am meisten nervt. Schade eigentlich, denn ich versprach mir von Exile’s End, dass es dieses Verlangen nach einem altmodischen Metroidvania stillen kann. Stattdessen hat es dieses Verlangen nur noch einmal verstärkt.