Sehen wir es doch einfach ein: es ist vorbei. Aber immerhin mit Feuerwerk und Laser.
Ich habe das Gefühl, dass ich mich wiederhole, aber: Die Menschheit ist dem Untergang geweiht. Sehen wir es doch einfach ein: So kopf- und planlos, wie wir vor uns hin existieren, brauchen wir uns doch nicht wirklich wundern. Es ist ja auch nicht so, als ob wir es nicht irgendwie erwarten würden. Da zumindest scheinen eine Vielzahl von Entwicklern und ich uns einig. Entsprechend war ich wenig überrascht, als noch ein postapokalyptischer Titel auf meiner Festplatte landete.
Was mich hingegen erstaunt hat, war, dass anscheinend die eine Sache, die ich uns so häufig abspreche (wie auch jetzt schon in den ersten hundert Wörtern dieses Artikels), das einzige ist, das von uns übrig bleiben soll: der Kopf. Gerade der Teil, der uns diesen Quatsch, das wage ich zumindest zu behaupten, mal wieder eingebrockt hat.
So jedoch beginnt mein Abenteuer als Headlander, als letzter Mensch… als letztes Körperteil… als… als letzte Person, nachdem die Maschinen die Macht übernommen haben. Wobei das so etwas vereinfacht ist, denn auch die vermeintlichen Roboter sind Überbleibsel der Menschheit. In ihnen bewegen sich diejenigen, deren Verstand in einer Cloud gesichert wurde. Dabei erscheinen sie nun jedoch noch planloser als derzeit so manch ein unentschlossener Wähler in den USA. Nur schwer vorstellbar, allerdings ist das der Grund, warum ich nun die ehrenvolle Aufgabe bekommen habe, sie zu befreien.
Scheinbar ist es diesmal gar nicht die Schuld der „Menschen“ selbst, dass sie in so einer traurigen Welt gefangen sind, sondern die Schuld von Methuselah, der bösen K.I., die die Kontrolle übernommen hat (natürlich). Durch ein von Methuselah entwickeltes Implantat werden die Menschen davon abgehalten, zu lange über ihren Zustand und den ihrer Welt nachzudenken – eine Ausrede, die so manch einer heute sicherlich auch gern hätte.
Und so fliege ich nicht kopf-, sondern körperlos und gut behelmt los, um Methuselah das Handwerk zu legen. Unterstützt werde ich dabei von Earl, der mich per Funk anweist und mir immer wieder einschärft, dass ich die Menschheit befreien müsse, mir allerdings nicht sagen kann, wer ich eigentlich bin und wo der Rest von mir ist.
Headlander ist in ein so buntes Sammelsurium aus Siebzigerjahrestilgewalt, zynischen elektronischen Türen, Claptraps Cousins, den hilfsbereiten Kartenrobotern sowie absurden Minimissionen verpackt, dass es schwer fällt, die Parallelen zu anderen Geschichten dieser Art übel zu nehmen. Die Kreativität, die der Hauptgeschichte fehlt, wurde mit dem Extraglitzer auf der Verpackung allemal wett gemacht. Spätestens, wenn man Ron Weasley im Schach Konkurrenz macht (mit farbcodierten Waffen! So läuft das nämlich, Potter!) oder sich einen epischen Zeitlupenschusswechsel zu der traumhaft schnulzigen Ballade „It’s all gone“ von David Earl liefert, kann man dem Charme von Headlander eigentlich kaum noch entkommen. Wenn dann auch noch der Kartenroboter, der zwischenzeitlich Amok gelaufen ist, im Abspann ein Entschuldigungslied trällert, bekomme zumindest ich das Grinsen nicht mehr vom Gesicht.
Das Spielprinzip an sich ist einfach: Als fliegender Kopf kann man nun wirklich nicht die Helfer von Methuselah besiegen und den versklavten Verstand der Menschheit befreien. Daher muss man sich die Körper der Bewohner der Raumstation YOUR-topia ausleihen oder gleich die der Patrouillen übernehmen. Um diese Variabilität des eigenen Erscheinungsbild auszunutzen, hat Double Fine Productions das Labyrinth von Gängen auf der Raumstation durch farbcodierte Türen gesichert. Daher kann es einem passieren, dass man nur als Hund oder Staubsauger bestimmte Abschnitte erreicht oder doch einmal ganz verkopft vorgehen muss. Zwischendurch liefert man sich Schusswechsel mit Methuselahs Helfern, die teilweise ganz schön standhaft sind. Im Notfall jedoch saugt man ihnen einfach den Kopf vom Rumpf und übernimmt den Körper. Wie einfach Konflikte lösen sein kann, wenn man seinen Kopf benutzt!
So bunt, so laut, so frech und unschlagbar unbeschwert, ohne den Anspruch an die Mechanik oder die Qualität der Kämpfe zu verlieren, können Entwickler die Welt gern noch hundertmal untergehen lassen. Ich bin gern wieder da, um alle zu retten.