It is as if you were doing work v1.0
Die kapitalistische Leistungsgesellschaft ist ironischerweise immer wieder ein Thema von Spielen, die den tristen Büroalltag als sinnentleerten Gamification-Albtraum parodieren. Titel wie Deskjob, Papers, Please oder Job Simulator nehmen unsere Art zu Arbeiten mal mehr, mal weniger ernst unter die Lupe und führen den Spielenden dabei selbst vor. Wirklich neu ist die Idee hinter Pippin Barrs It is as if you were doing work zugegebenermaßen also nicht. Der Künstler (mit ganz großem “K”), der zuletzt eine virtuelle Ausstellung von virtuellem Wasser zusammenstellte, kann dem Subgenre trotzdem ein paar neue Facetten abgewinnen. Nach dem Login auf einer virtuellen Windows-Oberfläche müssen Mails beantwortet, Dokumente verfasst und allerlei sinnlose Popups geklickt werden. Ab und zu ist eine Pause erlaubt, manchmal gibt es ein Levelup für gesammelte ErfahrungsFleißpunkte.
Es ist leicht, in Barrs neuestem Werk eine durchaus abschätzige Parodie auf vermeintlich stupide (und aus seiner Sicht wohl auch unkreative) Bürojobs zu sehen – schon der Titel impliziert, dass keine echte Wertschöpfung stattfindet. Als jemand, der seinen Büroalltag größtenteils vor einem Monitor verbringt, hatte It is as if you were doing work aber eine etwas andere Wirkung auf mich. Denn durch die ständige Überflutung mit neuen Reizen ist It is as if you were doing work auch ein Spiel über Aufmerksamkeitsökonomie. Fragt mich also bloß nicht, wie oft ich beim Schreiben dieses kurzen Artikels das Tab gewechselt, Mails beantwortet, Termineinladungen bestätigt, Antivirussoftware aktualisiert, Anrufe angenommen, Slack auf neue Nachrichten gecheckt, … wo war ich?
Stellt euch vor, es ist Montag und niemand geht hin.