Ittle Dew 2: Mehr als genug

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The Legend of Zelda ist eine Videospielserie über Sachbeschädigung. Link zertrümmert rücksichtslos jeden Topf, rupft jedes Huhn und zerhackt jede Blume, die in die Reichweite seiner Klinge gelangt. Und deren Eigentümer nehmen den Vandalismus bei jedem Besuch des Helden hin, denn schließlich ist das alles ja nur ein Videospiel. Ittle Dew 2 ist ein Spiel über die Absurdität dieser Situation. Und die namensgebende Heldin ist sich dessen ebenso bewusst wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Welt um sie herum.

Schon der erste Teil von Ittle Dew war eine liebevolle, wenn auch augenzwinkernde Hommage an Zelda, vom Aufbau der mit Dungeons gespickten Schatzinsel bis zum stetigen Freispielen neuer Waffen und Gegenstände. Auch die Fortsetzung nimmt seine zugrunde liegenden Spielmechaniken wörtlich. Ittle und ihre treue Gefährtin und Beraterin, die fliegende Füchsin Tippsie, sind wieder auf der Suche nach Schätzen… weil das eben das ist, was sie tun.

Das spielerische Herzstück des ersten Teils, die Schiebepuzzles, rücken diesmal zugunsten der Action in den Hintergrund. Die paar, die es noch gibt, schaffen es aber nach wie vor, dem Rätselbaukasten jedes Mal einen neuen Lösungsansatz abzuringen. Allerdings ist das zu wenig, um… hihi, der Tutorial-Dungeon ist wortwörtlich eine Kissenburg, deren Gefahren mit Schaumstoff gepolstert sind! Was für eine wunderbare Idee.

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Ittle muss sich überall mit Flora, Fauna und Sicherheitspersonal der Insel herumschlagen, sich durch Arenen voller Monster und vorbei an zahllosen Minibossen prügeln. In den manchmal zur Bullet Hell ausartenden Schlachten ist eine Mischung aus gutem Timing und sturem Knöpfchendrücken gefragt. Gerade dieser Teil sorgt manchmal für Frust, wenn ein Boss sich auch im zehnten Anlauf nicht besiegen lässt… huch, der Endgegner weigert sich, seine dramatische Ansprache zu halten, weil es nicht zur Jobbeschreibung gehört? Haha, na gut, dann verprügel ich ihn jetzt halt so!

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Als Fortsetzung ist Ittle Dew 2 nicht mehr als mehr vom Gleichen, nörgle ich. Und dann starte ich das Spiel, laufe durch die bunte Comicwelt, verprügle ein paar Bienen, die Korken auf ihren Stacheln tragen, weiche aus Salsa-Seen auftauchenden Tentakeln mit Kuhflecken aus und will mich überhaupt nicht mehr an solchen Nebensächlichkeiten stören. Jeder noch so kleine Ansatz von Kritik, den ich an schweren Kämpfen oder fehlenden Puzzles üben könnte, wird sofort von der zuckersüßen Niedlichkeit und dem absurden Ideenreichtum erschlagen, mit dem Ludosity ihr Spiel bis über den Rand gefüllt haben.

Und so schwarz der Humor manchmal auch ist – Ittle hält einen Friedhof voller Holzkreuze für eine Stock-Plantage – wird er nie zynisch, sondern bleibt immer freundlich. Ittle Dew 2 tut niemandem weh, nicht einmal den unzähligen, zu Konfetti zerplatzenden Gegnerinnen. Das ganze Spiel fühlt sich stets wie der anfängliche Tutorial-Dungeon an: in warme Decken und weiche Kissen gepolstert. Ittle Dew 2 ist ein Spiel, in das ich mich nach einem langen und tristen Tag einwickeln kann. Es ist das, was ich gebraucht habe, gerade jetzt, wo das Wetter und die Welt zunehmend kälter und dunkler werden.