Kickstarter Fundgrube: Project Phoenix, Starcraft Universe, Ghost Song, Choice Texas

Die Menge an Spieleprojekten in der Welt der Schwarmfinanzierung kann beizeiten ein bisschen überwältigend sein. Das garantiert jedoch, dass fast immer für jeden was dabei ist, ob man nun nach der Nostalgie der Spielegeschichte sucht oder lieber neue Ideen haben will, die in den Hauptströmungen der Industrie große Schwierigkeiten hätten. Manchmal ist es aber auch lehrreich, die Entwicklungsgeschichten dieser Projekte zu verfolgen und zu sehen, welche Methoden und Ideen der Finanzierung Erfolg versprechen und welche sich eher als abschreckende Beispiele eignen.

Project Phoenix

Project Phoenix wird ein JRPG-Echtzeitstrategietitel mit kleinen Gruppen und einer Betonung auf Erkundung, der Geschichte und den Charakteren.

In einer Welt, die langsam im Chaos versinkt, treffen die vier Charaktere der spielbaren Gruppe auf einen Engel mit Gedächtnisverlust und ziehen aus, um seine Erinnerungen zu rekonstruieren und Antworten zu suchen. Dabei verfolgt jeder aber auch seine eigenen Ziele und am Ende können wir vielleicht sogar die Welt vor sich selbst retten. Die Charaktere leveln mit Erfahrung und haben ihre eigenen Klassen, mit eigenen Fähigkeiten und Ausrüstung. Kämpfe werden dabei unterteilt in storyrelevante Auseinandersetzungen in vorbestimmten Gebieten, die die jeweilige Region widerspiegeln, und zufällige Begegnungen in bereits erkundeten Gebieten sowie Bosskämpfe, die spezielle Taktiken erfordern. Genauso wichtig wie das tatsächliche Kämpfen, soll die Erkundung werden. Das Herumreisen im Land bringt die Geschichte voran, wobei es aber keine Levelbeschränkung geben soll, so dass Spieler die Wahl haben, ob sie alles in Ruhe untersuchen wollen oder doch lieber in gerader Linie der Geschichte hinterherlaufen.

Finanziell hat das Projekt schon ein Vielfaches des Ziels erreicht und die Stretchgoals beinhalten detailreich modellierte Städte, erweitere Grafikassets und anpassbare Charaktere zu Spielbeginn.

Pro Pinball: Timeshock! – The ULTRA Edition

Mit Pro Pinball: Timeshock! wollen die Macher der Pro Pinball Serie ein modernes Remake finanzieren.

Das Projekt plant, das alte Timeshock! komplett neu aufzulegen — mit neuer Grafik, neuem Gameplay und modernem Realismus. Das beinhaltet eine neue Physikengine für das Kugelverhalten sowie neue Grafik und Beleuchtung, mit der Option der alten Physik für Nostalgiker. Außerdem wird es anpassbare, verschiedene Tische mit neuen Elementen geben, verschiedene Spielmodi, weltweite Leaderboards und die Option, die virtuelle Glasplatte zu entfernen, um mit offenem Tisch zu spielen oder die Kugel mit der Maus herumzuschupsen. Das Ziel des Projekts ist bereits fast erreicht worden, und ab 1€ erhalten alle Unterstützer schon eine digitale Version des Originals.

Ich hatte schon völlig vergessen, wie viel Zeit ich anno dazumal mit Pinballspielen am PC verbracht habe und bereite mich schon darauf vor, zu dieser leichten Abhängigkeit zurückzukehren.

Starcraft Universe

Starcraft Universe, das vor einigen Jahren zu Streitigkeiten mit Blizzard geführt hatte, wird jetzt mit deren Segen als Mod für StarCraft II ein free-to-play Onlinerollenspiel.

Die Welt des geplanten MMOs wird eine alternative Geschichte zu StarCraft II: Wings of Liberty erzählen, in der Kerrigan ein böses Ende genommen hat und die Protoss vom Hybriden überrannt wurden. Wir spielen nun als Überlebende in dieser zerstörten Welt und sehen das StarCraft-Universum mal aus einer anderen Perspektive. Es wird ein Shooter aus der Schulterperspektive mit starkem Fokus auf Zusammenarbeit und den MMO-typischen Raids. Es wird jeweils vier Charakterklassen für die Terraner und Protoss geben, die mit ihren eigenen Fähigkeiten und Skillbäumen kommen und natürlich auch ihre eigene Ausrüstung benötigen. Außerdem mit von der Partie sind Fahrzeuge und das Herstellen eigener Gegenstände. Grafisch finden wir hier eine Kombination aus Modellen und Texturen aus World of Warcraft und StarCraft II sowie neue Modelle für Charaktere, NPCs und Mobs.

Das Spiel wird umsonst über Battle.net vertrieben und nur die kostenlose StarCraft II Starter Edition benötigen. Es gibt auch bereits eine Demo, die auf der Kickstarterseite zu finden ist.

Edo Superstar

Edo Superstar wird ein Kampfrollenspiel in japanischem Zeichenstil und mit interessanten Kampfmanövern für mobile Spieleplattformen.

Unser Held ist ein Affe aus einem kleinem Dorf mit großen Träumen, der berühmt werden will. Hierfür lernt er kämpfen und legt sich sich einen Agenten zu, der ihm dann diverse Feinde vorsetzt. Nun kämpfen wir uns durch die anthropomorphisierte Tierbevölkerung eines mittelalterlichen Japans auf der Suche nach Ruhm und Ehre. Das Kampfsystem ist besonders für mobile Plattformen ausgelegt, verzichtet aber auf die üblichen virtuellen Knöpfe. Verschiedene Bewegungen auf dem Touchscreen bewirken verschiedene Kampfmanöver. So kann Edo Feinde mit einem Doppelklick greifen und mit einer Wischbewegung werfen. Einfaches Wischen über Feinde führt Angriffe aus, während Wischen über Edo für Laufen, Springen oder Ducken sorgt. Dies ist dann auch kombinierbar, so dass wir z.B. unter Angriffen durchtauchen können. Feinde haben alle ihre eigenen Reichweiten und Manöver, die gekontert werden müssen. Es wird auch Versionen für Gamepad oder Tastatur geben, aber auf Touchscreengeräten dürfte das Spiel am interessantesten sein.

Ghost Song: A Journey of Hope

Ghost Song wird ein Metroidvania Spiel rund um Hoffung, Liebe, Vergebung und einen spukenden Mond.

Die Betonung liegt in diesem Spiel auf der Geschichte und der Atmosphäre, die minimalistisch und emotional sein, aber ohne große Exposition und Filmszenen auskommen soll. Wir erkunden hier den Mond Lorian V, der als ein Ort von Mythen und Legenden gilt. Viele andere Abenteurer sind hier schon gestorben und bespuken jetzt die Landschaft. Unser Ziel wird es sein, möglichst viele Seelen zu befreien, indem wir ihre Überreste zerstören. Dabei werden wir im Verlauf die Geschichten und Geheimnisse des Ortes entdecken, zusammen mit den Artefakten vergangener Kolonisten und vielleicht sogar einige Überlebende. Als Einflüsse nennt der Entwickler Super Metroid und Dark Souls, und es soll eine große, offene Welt werden, in der wir neue Fähigkeiten und Waffen finden können während wir Gebiete aufdecken und uns mit den genretypischen Bosskämpfen auseinandersetzen.

Das Projekt hat schon das Doppelte seines Ziels erreicht und Stretchgoals beinhalten einen Hardcoremodus mit höherer Schwierigkeit und neuen Belohnungen sowie einen ausbaubaren und vielleicht niedlichen Begleiter namens „Dizzy“.

Choice, Texas

Choice, Texas versucht sich an einer der schwierigsten und polarisierendsten Debatten zu beteiligen, die momentan vor allem in der USA geführt werden — durch die Geschichten von fünf fiktionalen Frauen, die sich in Texas mit der Option einer Abtreibung auseinandersetzen müssen.

Dieses Projekt gehört zu den Serious Games und zielt darauf ab, ein interaktives Bildungswerkzeug zu sein. Spieler übernehmen hier die Rolle von fünf verschiedenen Charakteren aus unterschiedlichen sozioökonomischen, geographischen und demographischen Hintergründen, die alle von der Abtreibungsthematik und -kontroverse in Texas betroffen sind. Beleuchtet werden sollen dabei die Umstände, mit denen sich Frauen in Texas konfrontiert sehen, wenn sie reproduktive Gesundheitsfürsorge benötigen. Abtreibungssituationen sind in Texas besonders schwierig für arme Landbewohner aufgrund der Gesetzeslage und kultureller Hintergründe. Das Spiel möchte die Thematik in interessanter aber dennoch sehr ernster Weise darlegen.

Die Unterstützung ist bereits gut unterwegs, und das Finanzierungsmodel erlaubt den Abschluss des Projekts (und den Geldeinzug), auch wenn das Ziel nicht erreicht wird, so dass es auf jeden Fall eine Form des Spiels geben wird. Das Projekt hat die erwarteten Reaktionen bekommen, wie beispielsweise hier nachzulesen ist. Neben der Diskussion über die Thematik selbst ist aber auch die Rolle von Spielen in der Bildung, Politik, unserer Kultur und der Lebenssituation moderner Menschen komplex, folgenreich und noch lange nicht abschließend geklärt.

Gewinner, Verlierer, lobende Erwähnungen

Mit dem erfolgreichen The Choosatron bekommen wir jetzt einen freundlichen Drucker zum Selberbauen, der Choose Your Own Adventure-Geschichten ausdruckt. In klassischer Manier werden hier Entscheidungen getroffen, die den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Außerdem können eigene Geschichten eingegeben oder neue Abenteuer heruntergeladen werden, und natürlich hat man am Ende die epischste aller Kassenzettelrollen.

Fran Bow wird ein gruseliges Point’n’Click-Adventure, in dem das Mädchen Fran sich im Kampf gegen Geistesstörungen und Ungerechtigkeit und auf der Suche nach ihrer Katze durch ein bizarres Krankenhaus rätselt, wobei die Rätsel maßgeblich auf ihrer Wahrnehmung der Realität basieren. Es gibt auch schon eine Demo.

Auch Dwarf Corp ist finanziert und soll eine humorvolle Simulation kolonialer Zwerge werden. Hierbei geht es um das Errichten einer Kolonie, das Ausbeuten des Landes und die Profitmaximierung, indem die Kolonie verteidigt, Angestellte koordiniert und Konkurrenten beseitigt werden. Strategisch sieht das Spiel interessant aus, aber der Humor des Themas ist mir persönlich mehr als nur ein bisschen zweifelhaft.

Balrum wird ein Fantasyrollenspiel mit offener Welt und verspricht lebendige Umgebungen und NPCs mit eigenem Tagesablauf. Hier gilt es in erster Linie, die Welt zu retten und Dungeons auszuräumen, aber auch ein eigenes Heim zu bauen und für alle Lebensnotwendigkeiten zu sorgen, indem man sich entweder der Landwirtschaft oder der Jagd widmet, Essen kocht sowie Ausrüstung und Tränke herstellt. Die Kämpfe werden rundenbasiert sein, mit verschiedenen Zaubern und Fähigkeiten, die sich alle unterschiedlich spielen werden.

Erfolglos war dagegen unter anderem Laika Believes, ein 2D-Plattformer über eine alternative Geschichte von Laika, dem ersten Hund im Weltall. Hier sind die Soviets dabei, die Welt zu erobern und Laika kehrt Erde zurück, um dem Widerstand zu helfen. Genug Geld haben die Entwickler leider nicht bekommen, aber mit Sicherheit einen Platz in den Top 10 der seltsamsten Grundprämissen.

Guns N Zombies hat es auch nicht geschafft. Der Name war hier Programm, aber das Design der Zombies war eigentlich interessant und sie sollten auch intelligenter sein als üblich und taktisches Vorgehen, verschiedene Waffen und Sonderfähigkeiten erfordern. Warum sie dann Zombies heißen ist unklar und es ist gut möglich, dass das Projekt besser abgeschnitten hätte, wenn sie nur auf das „Z“-Wort verzichtet hätten.

Precinct sollte ein neues Polizeiadventure von den Machern von Police Quest werden. Weil es auf Kickstarter erfolglos war, riefen die Entwickler ein neues Finanzierungsprojekt ins Leben, in dem es nur noch das eigentliche Spiel als Unterstützungsbelohnung geben sollte, dafür aber Unterstützungsstufen, die verschiedene Entwicklungsziele finanzieren. Nach Erreichen einer dieser Unterstufen wäre das Geld eingezogen worden, ob das ganze Spiel nun finanziert ist oder nicht. Das heißt, dass 25.000 Dollar nur für eine „proof-of-concept“-Demo hätten eingestrichten werden können, während das eigentliche Spiel 400.000 kosten sollte. Dieses Manöver wäre schon fraglich gewesen, wenn das Projekt aussichten auf die vollen Mittel gehabt hätte, aber unter den Umständen trifft eher die Bezeichnung „unerklärlich“ zu. Eine detailiertere Beschreibung des Versuchs findet sich hier. Aufgrund mangelnder Resonanz wurde das Ganze jetzt eingestellt und verbleibt als eine Geschichte darüber, wie „kreativ“ Unterstützungsmodelle sein können.

Von den letztes Mal besprochenen Projekten haben Collateral, Tangiers, Candle und Game Loading ihre Ziele erreicht. Project Ravensdale hat es dagegen leider nicht geschafft und die Entwickler sehen sich jetzt nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten um.


Unsere Augen können natürlich nicht überall sein. Solltet ihr also bei Kickstarter oder anderen Crowdfunding-Plattformen auf spannende, gaming-relevante Projekte stoßen, schickt uns doch bitte eine oder informiert uns via Twitter.