Pfanne + Eier + Gemüse = OmeleBuntes Rührei
Generell bin ich ein Verpackungsopfer. Wie oft ich Spiele schon gekauft habe, weil sie auf den ersten Blick genau in mein Beuteschema passten. Meistens lag das aber nur daran, weil sie mit den richtigen Zutaten warben. Manchmal jedoch handelt es sich gar nicht um eine Mogelpackung, und dennoch sitze ich danach etwas ratlos da und zermartere mir das Gehirn, wie ich dieses flaue Gefühl im Magen erklären soll. Swing Swing Submarine liefert mit Seasons after Fall grundsätzlich das, was man erwarten kann, wenn man die ersten Screenshots sieht. Und dennoch wusste ich wochenlang nicht, was ich zu diesem Spiel sagen sollte. Bis ich mich auf eines der wesentlichen Dinge im Leben besann: Essen.
Als ich von zuhause auszog, verstand ich recht schnell – unter anderem dank der Marburger Mensa und ihrer Spezialität „Versalzene Pommes“-, nicht dass ich dringend kochen lernen musste. Dabei ging ich recht naiv an die Sache heran: einfach alles, das schmeckt, zusammenwerfen. Passt schon. Grundsätzlich funktioniert das meistens auch. Insbesondere, wenn man die Dinge mit Käse überbackt. Allerdings stellte ich auch fest, dass gute Zutaten allein nicht genügen. Ansonsten könnte man zum Beispiel Pommes mit Mayo gar nicht versauen, Omelett würde nie zu Rührei und Pfannkuchen wären immer golden, nie jedoch schwarz.
Wenn ich jetzt gefragt würde, wie ich mir ein Indiespiel, vorstellte, das man mit den einfallsreichen Schlagwörtern „niedlich“, „zauberhaft“, „malerisch“ o.ä. versehen könnte, würde ich wohl in etwa folgendes Rezept herauskramen:
Einkaufsliste
– ein tierischer Begleiter und/oder Alter Ego, der/das einem gängigen „niedlichen“ Tier entspricht oder ähnelt (Referenz: aktuell trendendes Tiervideo bei Instagram)
– frecher Charakter
– weiser Charakter
– „gemalte“ Aufmachung, am besten möglichst „weich“
– märchenhafter Wald und/oder vergleichbarer Schauplatz
– irgendeine „dunkle“ Bedrohung
– lehrreiche Wendung
– Musik mit Klassikelementen
1. Man erzähle eine Hintergrundgeschichte, die das Tier noch ein wenig putziger erscheinen lässt. Eine Prise Märchen und ganz wichtig: Beschützergefühle des Spielers wecken!
2. Unterschwellig eine einigermaßen magische Bedrohung für die sonst ach so verträumte Umgebung andeuten.
3. Das Spiel eine Weile auf niedriger Stufe vor sich hin kochen lassen. Dabei den weisen Charakter nicht vergessen, der ab und an mystische Kommentare von sich gibt.
4. Nach ca. 50% eine Wendung einbauen!
5. Den Spieler noch einmal alles unter dem neuen Gesichtspunkt entdecken lassen – spart die Mühe, neue Schauplätze zu schaffen. Wie pfiffig.
6. Wenn der Spieler dann seit 40 Minuten eh nichts Neues mehr erlebt, das Happy End einleiten. Versöhnliche Enden führen zu glücklichen Spielern!
Ich will nicht sagen, dass Season after Fall ungenießbar ist. Es macht satt, wenn man Lust auf etwas Süßes hat. Außerdem bin ich niemand, der ein Spiel abtut, weil es „nichts besonderes“ ist. Einiges, mit dem das Spiel gewürzt ist, etwa die jahreszeitenspezifischen Kräfte, die die Umgebung für Puzzles beeinflussen, wirkt zwar nicht neu, ist aber sowas wie Großmutters geheimes Pfannkuchenrezept: bewährt und lecker. Neuere Ideen, wie die Form der Steine in der Umgebung als Karte und Wegweiser zu benutzen, fand ich interessant unaufdringlich, da es sich in die auch sonst minimalistische Spieloberfläche gut einpasst und nicht von der malerischen Welt ablenkt. Tolle Idee, wenn man es denn bemerkt. Was ich nach mehreren Stunden tat. Also ein bisschen wie ein Teelöffel Rotwein auf 5 Liter Tomatensoße.
Ich habe mir auch bewusst verkniffen, Season after Fall mit Ori and the Blind Forest zu vergleichen, obwohl es mir immer und immer wieder in den Sinn kam. Vergleichbare Zutaten führen nun einmal nicht zu gleichermaßen genussvollen Ergebnissen. Das kann ich, spätestens seit ich das Projekt Omeletts aufgegeben habe, akzeptieren. Doch darin lag eben auch die Krux: Wenn ich das Spiel zwar okay finde, es aber eben nicht mit ähnlichen, guten Spielen mithalten kann, warum sollte ich es dann empfehlen? Nur, weil es sich brav an die Einkaufsliste gehalten hat?