Sound Shapes
2007 machte der junge Jonathan Mak beim Independent Gaming Festival mit dem Kleinod Everyday Shooter auf sich aufmerksam. Zusammen mit seinem Kumpel Shaw-Han Liem in nur wenigen Wochen entwickelt, konnte der 2D-Shooter durch eine ausgefallene Comic-Optik und einen dynamischen Soundtrack überzeugen. Fünf Jahre später steht nun mit Sound Shapes der inoffizielle Nachfolger bereit und sorgt erneut mit einem besonderen Musikerlebnis für wippende Füße und nickende Köpfe.
Sound Shapes besteht aus zwei Komponenten: einer Kampagne und einem Leveleditor. Die Kampagne bietet fünf Alben mit je drei bis fünf Musikstücken aka Level. Für jedes Album stand ein anderes Duo, bestehend aus Musiker und Grafiker, Pate und dementsprechend vielfältig fallen Songs und Optik der verschiedenen Level aus. Aber wie spielt sich Sound Shapes denn jetzt eigentlich? Etwas simpel, muss man leider sagen. Das Spiel ist ein 2D-Jump’n’Run mit klassischen Elementen. Gesteuert wird eine kleine Kugel, die an bestimmten Oberflächen kleben bleibt und an anderen abrutscht. Gegner und tödliche Hindernisse werden mit der Farbe rot signalisiert und Kontakt mit ihnen ist zu vermeiden.
Die spielerische Besonderheit entsteht über die Musik. In jedem Level können gelbe Kugeln eingesammelt werden. Jede Kugel fügt einen Ton zum im Hintergrund stetig laufenden Soundtrack hinzu. Je höher die Musiknote im Level platziert ist, umso höher auch der erklingende Ton. Mit jeder zusätzlichen Note wird so nach und nach aus einer einfachen Melodie ein komplexes Musikstück. Aber hier hört der Sound-Spaß noch nicht auf. Viele Objekte im Spiel lassen bei Berührung weitere Töne erklingen, die sich nahtlos in die laufenden Melodien einklinken. Jeder Sprung auf den nächsten Gegner oder die angrenzende Blume sorgen damit für ein einmaliges Klangerlebnis, das der Spieler so mit den eigenen Handlungen beeinflussen kann.
Für die musikalische Mitarbeit zeichnet sich eine illustre Runde von Indie-Lieblingen wie Jim Guthrie über Elektro-Künstler wie deadmau5 bis zu Scientology-Mitgliedern wie Beck aus. Je nach persönlichem Musikgeschmack kann diese Auswahl zu Begeisterungssprüngen oder genervtem Augenverdrehen führen. Mir hat mehr als die Hälfte der Stücke sehr gut gefallen und die fließende Verbindung von Musik und Hüpferei zauberte ein breites Lächeln auf mein Gesicht. Einige andere Songs gingen mir dagegen durch zu penetrantes Gepiepe auf die Nerven, aber daran wird sich nicht jeder so sehr stören.
An zwei Abenden kann man sich entspannt durch die Kampagne grooven und anschließend einen Blick in den Leveleditor werfen. Dort lassen sich mit allen Bausteinen aus dem Hauptspiel neue Kreationen zusammenstellen und eigene Songs komponieren. Der Editor ist sehr mächtig, aber relativ einfach zu durchschauen. Auf der PS3 ist die Positionierung von Objekten und Noten per Gamepad allerdings eine sehr mühsame Arbeit. Die Vita-Version hat hierbei mit der Touchscreen-Steuerung klar die Nase vorn. Übrigens: Wer die Vita-Version kauft, bekommt die PS3-Varianten gratis dazu und umgekehrt.
Aber jetzt das Beste zum Schluss: Auch faule und unmusikalische Menschen wie ich können vom Leveleditor profitieren, ohne sich länger damit beschäftigen zu müssen. In guter alter User-Generated-Content-Manier lassen sich fertige Level in einen gemeinsamen Katalog hochladen. Dort erhält jeder Spieler Zugriff auf diese Schöpfungen, kann sie ausprobieren und bewerten. Schon jetzt sind die obligatorischen Mario- und Zelda-Themes zu hören und in den nächsten Wochen wird dort sicherlich noch das ein oder andere wahnwitzige Level entstehen.
Sound Shapes präsentiert sich als bunt fröhliches Jump’n’Run mit toller Musikuntermalung. Spielerisch wird keine Besonderheit geboten, aber die Mischung aus toller Optik und sich entwickelndem Soundtrack sorgt für gute Unterhaltung. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr moderat und die vorhandenen Level leider etwas zu schnell durchgespielt. Jetzt liegt meine Hoffnung auf dem Leveleditor, damit das Spiel nicht zu schnell von der Bildfläche verschwindet.