There Came an Echo: Verständigungsprobleme
Sprachsteuerung ist ein eine Vision, fast so alt wie Computer selbst. Spätestens seit Captain Kirks Logbucheinträgen auf der Enterprise fasziniert die Vorstellung, dass Computer nicht nur kryptischen Kommandos gehorchen, sondern uns auch wirklich verstehen. Inzwischen nähern wir uns dieser Zukunft sogar an und können unsere Smartphones mit “Hey, Siri” oder “OK, Google” ansprechen. Aber die Illusion zerfällt schon beim ersten missverstandenen Wort und aus der souveränen Interaktion mit der Technik wird Scotty, der in eine Computermaus brüllt.
Ich würde jetzt gerne über die Geschichte von There Came an Echo schreiben. Über den Verschwörungs-Thriller, der sich rund um einen Verschlüsselungs-Algorythmus rankt. Über das Design der Science-Fiction-Welt, die in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Über das Echtzeit-Taktik-Gerüst, das die Geschichte vorantreibt. Über die Synchronsprecher und -sprecherinnen, die den Charakteren eben solchen einhauchen. Aber ich komme nicht über den Frust hinaus, den ich in jedem Moment von There Came an Echo verspürte – wegen der Sprachsteuerung, mit der das Spiel bedient wird.
There Came an Echo fällt genau in diese Lücke: Die Spracherkennung ist gut, aber nicht gut genug. All zu oft führen Kommandos ins Leere. Womöglich liegt es an meinem deutschen Akzent, wenn ich die englischen Worte in den Raum werfe, ja, vielleicht bin ich selbst Schuld daran. Jedenfalls konnte ich There Came an Echo auch in über einem Dutzend Versuchen nicht dazu bringen, mein “affirmative” zu verstehen – egal, wie ich es auch betonte.
Dass die Kämpfe in Echtzeit stattfinden, tut dem Spiel dabei keinen Gefallen. Die Lebensenergie der Truppen sinkt im feindlichen Sperrfeuer rapide, während ich sie das dritte Mal erfolglos dazu auffordere, Deckung zu suchen. Mal ist meine Stimme zu leise, mal zu laut, mal spreche ich zu undeutlich und mal scheitere ich daran, das korrekte Vokabular zu verinnerlichen, das vom Spiel verstanden wird. Der steigende Stress führt nicht gerade dazu, dass ich mich wie der Kommandant im Kampfgeschehen fühle, sondern wie der Tourist in einem Land, dessen Sprache ich nicht verstehe. Bis ich dann zu Maus und Tastatur gegriffen habe, sind meine Einheiten schon lange tot.
Der frustrierte Wechsel zur Steuerung mit Maus und Tastatur machte es nicht wirklich besser. Mit der klassischen Steuerung bleibt wenig von There Came an Echo übrig. Die Bewegungsoptionen sind stark eingeschränkt, damit sie mit den Sprachkommandos funktionieren. Es gibt fest markierte Positionen, zwischen denen sich die Figuren hin und her bewegen können. Die Steuerung mit der Maus ist nicht mehr, als eine dürftige Notlösung. Statt mit ungenauer Spracherkennung verschiebt sich mein Kampf auf ein hakelig zu bedienendes Menü.
Ich wollte mich wirklich mit There Came an Echo anfreunden, aber wir haben uns einfach nicht richtig verstanden. Trotzdem ist There Came an Echo kein gescheitertes Experiment. Es gab sie doch, die Momente, in denen eine Reihe von Befehlen erkannt wurden, die Figuren auf dem Bildschirm wie durch Magie an die richtige Stelle wanderten, in denen ich einen kurzen Blick in eine spannende Zukunft werfen konnte. Aber ich konnte eben auch sehen, dass der Tag, an dem das Spiel mich wirklich versteht, noch in der Zukunft liegt.