Wer zu lange in die falsche Richtung fährt, schafft es irgendwann nicht mehr zurück.
Einst gab es einen Jungen der für sein Leben gern baute. Von klein an stapelte er Stein auf Stein, ließ Legos nicht nur Legos sein, sondern was seine Fantasie sich traute.
Er wuchs heran und mit ihm der Drang, seine Leidenschaft mit anderen zu teilen. Er baute mit Klinker, er baute mit Sand, doch niemand war da der seine Liebe verstand. Seine Motivation drohte ihm zu enteilen.
Doch schließlich fand er sein Glück, fernab vertrauter Pfade. Ein Freund fragte ihn: „Kennst du das Spiel, das ich gerad‘ lade?“ Der Name, Trackmania, aufregend und neu. Die erste Kurve, die erste Gerade, das war vor einer Dekade, doch blieben der Junge, der gern baute, und Trackmania sich treu.
Er baute Strecke um Strecke, kam nicht mehr davon los. Die erst einfachen Kurse wurden komplexer und groß. Es gab Schanzen und Loopings und scharfe Kurven en masse. Endlich bereiteten seine Werke auch anderen Spaß. Eine kurze Zeit, die er sichtlich genoss.
Der Junge, der gern baute, lernte Trackmania zu lieben. Er jagte keine Bestzeiten, er ließ sie jagen. Doch als eines Tages die Server sich leerten und immer weniger Spieler auf seinen Strecken verkehrten, begann ihn die Gewissheit zu plagen: Er war als einziger auf der Strecke geblieben.
Trackmania zog weiter, es entwickelte sich. Und der Junge, der gern baute, verstand es nicht, mit dem Tempo neuer Teile Schritt zu halten. Jedes neue Spiel nagte an seinem Glück, ließ er doch mit jenen all die Meisterwerke zurück und die Liebe, sie begann zu erkalten.
Es fand alles ein Ende, als Trackmania sich trennte, in Stadium, Canyon und Valley. Der Junge lief den Spielen noch kurz hinterher, doch blieben die Server nun von Anfang an leer, denn Trackmania teilte die Community wie Moses das Meer. Der Junge gab auf und fand Trost bei Dirt Rally.
Trackmania bemerkte seinen Fehler zu spät und kniete in den eigenen Scherben. Es sammelte sich, klebte alles zusammen, aus dem Auspuff stießen erneut die ewigen Flammen, nur den Jungen, der gern baute, interessierte das nicht. Er ließ seine Liebe endgültig sterben.
Der Junge liest die letzte Meldung und ruft äußerst empört: „Trackmania Turbo? Das ist doch von 2010! Das habe ich auf dem Nintendo DS schon gesehen!“ Ein Name, der sich wiederholt, hat sich selbst überholt. Weil die Liebe sich nicht festigt, wenn man sie zu oft neu beschwört.
Und die Moral von der Geschicht‘: Doppelte Produktnamen vergibt man nicht!
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