Ludum Dare #24 – Reportage Teil 4

Ludum Dare #24 - Reportage Teil 4

Ludum Dare #24 – Reportage Teil 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / tl;dr

Im vorangegangenen Beitrag habe ich mich mit dem Kampf ums Dasein beschäftigt. Doch welche Mechanismen begünstigen dessen Ausgang eigentlich? Ein wichtiger Faktor dafür sind die verschiedenen Arten der Selektion. Ich folge diesem Wort zu seinem lateinischen Ursprung selectio, also die Auswahl. Die diesmalige Spieleauslese bindet diesen Grundgedanken mitten in das Design-Konzept ein.

“Selektion beschreibt die Wahrscheinlichkeit der Weitergabe von genetischer Information an die Tochtergeneration. Sie umfasst eine Begrenzung der Fortpflanzung durch Umwelteinflüsse (Selektionsfaktoren) als direkte Folge der Anpassung an herrschende Umweltbedingungen.”
— Quelle: pflanzenforschung.de

Viele der Ludum Dare #24-Beiträge benutzen die Selektion als Grundelement. So werden nach jeder Runde im Zwei-Spieler-Panzergerangel Triple Threat drei auswählbare Erweiterungen an die motorisierten Streitgefährte verteilt — zwei für den Sieg, eine für die Niederlage. Drei andere Einreichungen waren jedoch weitaus kreativer in der wortwörtlichen Konzeptumsetzung.


(Natural Selection – You vs the World von DigiTec)

So sind die Spielenden in dem Sidescroller-Shooter Natural Selection – You vs the World tatsächlich Teil eines Selektionsprozesses. Würde man ohne jede Vorinformation einen ersten Versuch wagen, so würde sofort die unterschiedliche Qualität und Angriffsweise der gegnerischen Raumschiffe auffallen. Es stellt sich die Frage, ob und wozu das Entwicklerteam tatsächlich so viele verschiedene Strategien für die künstliche Intelligenz programmiert hat.

Des Rätsels Lösung ist jedoch viel einfacher: Nach Rundenende werden sämtliche spielrelevante Daten, also Angriffs- und Flugmuster, als neue gegnerische Strategien gespeichert und umgesetzt. Man stellt sich also tatsächlich der gesamten Welt, sobald man Natural Selection – You vs the World startet; je mehr Menschen es spielen, desto herausfordernder gestaltet sich das nächste Gefecht.

“Die natürliche Auswahl ist das wichtigste, aber nicht das einzige Mittel der Veränderung.”
— Quelle: Charles Darwin


(UN-Natural Selection von Haddy22)

In UN-Natural Selection hingegen wendet man sich statt der natürlichen nun der künstlichen Selektion zu. Wie in der hervorragend anschaulichen Simulation Petri Dish – an exercise in Artificial Selection werden auch hier die Spielenden zu Selektierenden. Mittels verschiedener Zuchtregeln soll ein möglichst optimales Ergebnis erzeugt werden, damit die Hornwesenspezies die nächste von insgesamt 20 Katastrophen übersteht. Allerdings gilt es hierbei äußerst vorsichtig zu sein, da die Uniformierung der Kreaturen dem reproduzierenden Treiben ein jähes und schnelles Ende bereiten könnte. Fallen einzelne Faktoren wie das dichte Fell, die spitzen Zähne oder lange Arme ganz weg, so wird es nur schwer gelingen sie in der darauffolgenden Runde wieder hervorzubringen. UN-Natural Selection ist damit ein herrliches Knobelspiel und zugleich liebevoll gestaltet; allein die Synchronstimme des Stammesältesten ist einen Anlauf wert.


(Evolutionary Designer von FrozenCow)

Anders als die beiden vorangegangenen Beispiele ist Evolutionary Designer selbst das Produkt eines Selektionsprozesses. Diese Fusion aus einer vermuteten World of Goo-Konstruktionsphysik und einer Bewegungshöllenmaschinerie (hergestellt aus den Einzelteilen von QWOP, 2QWOP und CLOP) kann jeden Menschen zur dauerlachenden Frustration führen.

Dabei habe ich mich ein wenig gefühlt wie Dr. Frankenstein — und zugleich sämtliche Wurzeln eines Gotteskomplexes entfernt. Diese Verrenkungen und Krämpfe, verursacht durch meine Unfähigkeit der Gelenkeverbindung, möchte ich realen Geschöpfen dann eben doch nicht antun. Besser so.

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