Früher waren Kinder noch anständig und haben im Wald gespielt, sagen unsere Großeltern. Früher waren Spiele noch schwer und hatten eine Seele, sagen wir. Nostalgie ist die Bildkorrektur der Erinnerung. Sie ist der glitzernde Staub der Zeit, der nach und nach alle Unebenheiten und Brüche überdeckt.

Nicht zu Unrecht sieht der Spanier Juan Antonio Becerra, alias Lokomalito, in seiner Arbeit etwas Archäologisches. Er pinselt die nostalgische Verklärung von den Erinnerungen an die Spiele der 80er Jahre und rekonstruiert ihre Essenzen so unverfälscht wie kaum ein anderer. Speicherpunkte und endlose Continues sind da schon der Gipfel des Entgegenkommens, damit wir verwöhnten Fratzen der Gegenwart nicht gleich einmal das Handtuch werfen. Darüber hinaus verlassen sich seine Spiele voll und ganz auf die Tugenden ihrer Vorbilder; wie etwa Ghosts ’n Goblins, das mit Maldita Castilla EX einen inoffiziellen Nachfolger bekommen hat.

„Springen“ und „Schießen“ — mehr Optionen braucht ein kastilianischer Ritter nicht, um für Gott und Kastilien Ruhm anzuhäufen und das Land von seinen Dämonen zu befreien. Zur Verfeinerung der Angriffe stehen noch zwei Wurf-Richtungen (nach vorne und nach oben) zur Verfügung. Aber das war’s dann auch. Wer mit den 19 Bossen in acht Levels nicht fertig wird, hat in den 80ern zu viel Zeit mit kitschigen Rock-Balladen und schlechten Hosen verbracht.

Veröffentlicht wurde das Spiel in seiner ersten Form schon vor vier Jahren. Als Freeware, wie mehr als zehn andere Titel des Spaniers. Mit Unterstützung der Abylight Studios wurde der Titel dann aber rundum überarbeitet und als Maldita Castilla EX in die Download-Stores gebracht – ohne die kostenlose Version von seiner Seite zu nehmen; zum Wohle der Indie-Szene, der Archäologie und Kastiliens!
Geld soll beim Genuss seiner Werke kein Hindernis sein. Schwache Nerven sind es vielmehr. Denn auch wenn das letzte Continue nie aufgebraucht ist, machen es die Monster, die Sprung- und Kletterpassagen und die stilecht ruppige Steuerung ihren Herausforderern nicht leicht, das Ende ihrer Reise zu erreichen.

Diverse Indie-Highlights wie Owlboy und Ori and the blind Forest liefern das Spielgefühl von früher, so wie es in den nostalgischen Erinnerungen weiterlebt. Für Maldita Castilla hat Locomalito wieder einmal tief Luft geholt und den Glitzerstaub weggeblasen. Was bleibt ist frustgefährliche 2D-Action in 16-bit-Optik und 4:3, repetitiv und trotzdem so fesselnd. Und liebevollst untermalt mit Yamaha-YM2203-Sound von Gryzor87.

Da wurde bestimmt kein Genre neu erfunden und auch kein Spielsystem revolutioniert. Aber Maldita Castilla EX und all die anderen Spiele von Locomalito führen ein historisches Handwerk detailverliebt fort – und zeigen, dass es des nostalgischen Schleiers nicht unbedingt bedarf.

Wir verlosen einen Steamcode für Maldita Castilla EX. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, muss lediglich im Kommentarbereich folgende Frage beantworten: Wo verstaut der kastilianische Ritter seine zahlreichen Wurfschwerter? Einsendeschluss ist Mittwoch der 23.11.2016 (23:59 Uhr), es entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist als kostenpflichtiger DLC erhältlich.