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Wir schreiben das Jahr 2049 und, oh Schreck, die Wasservorräte der Erde sind erschöpft. Zum Glück haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass der Mars reichlich H2O unter seinem Mantel versteckt, also wird damit begonnen, das wertvolle Wasser an die Oberfläche zu befördern. Die Marsianer finden diese dreiste Selbstbedienung weniger super und erklären den Räubern den Krieg. Du befehligst das Mars Commando, eine Kampfeinheit, die den sicheren Abtransport des Wassers zu gewährleisten hat.
Einmal abgesehen davon, dass es sich in 40 Jahren bestimmt genau so abspielen wird, war ich binnen weniger Sekunden von der grafischen Aufmachung des Spiels angetan. Pixel sind nun mal nicht gleich Pixel. Als Genre wurde hier das bewährte Tower Defense-Prinzip in Szene gesetzt. Ihr müsst Einheiten und Boni auf der Karte platzieren, um den Angreifern Herr werden zu können. Während der Angriffe wird zusätzlich eine schussbereite Kampfdrone frei über die Karte bewegt, d.h. der Spieler kann auch direkt ins Geschehen eingreifen. Sehr schick, nur leider etwas zähflüssig — was aber durchaus an der Marsatmosphäre liegen könnte, deswegen lass ich dieses Manko nur minimal in meine professionelle Spielejournalisten-Kritik einfließen: Ich vergebe vier von fünf Brüsten.
Oh Schreck — der böse Zauberer Malmagoz verwandelt den jungen Emilio in eine Springbohne (Laspeyresia saltitans) und entführt kurzerhand die Liebste des Sombrero tragenden Mexikaners. Willkommen bei Bean’s Quest, einem wirklich schönen Hüpfspiel im 16bit-Look, das mich trotz dämlicher Story zu begeistern weiß.
Mein Lieblingsblogger schrieb vor einem halben Jahr:
“Mit dem Namen Maurice Guégan werden vermutlich die wenigsten von euch etwas anfangen können, aber vielleicht hat manch einer bereits mit seinem Spiel Not Tetris 2 Bekanntschaft gemacht. Sollte dem nicht so sein, dürft ihr das gerne nachholen. Tetris plus Physik gleich gut. Interessanter finde ich jedoch Maurice’ neues Projekt Mari0, ein Mashup aus Mario und Portal, das gerade munter von Blog zu Blog gereicht wird.”
Und kaum verschwand das spannende Stück Software gänzlich aus meinem Gedächtnis, vermeldet der Entwickler die Fertigstellung. Jawohl, Mari0 steht seit heute für PC, Mac und Linux zum kostenlosen Download bereit. Wer nun eine gewisse Vorfreude verspürt, sollte diese auf gar keinen Fall unterdrücken, denn Mari0 ist das mit Abstand beste Mario-Spiel, das Shigeru Miyamoto niemals machte.
Werte Zielgruppe, ich muss euch enttäuschen: Leave me Alone handelt weder von Britney Spears noch von Chris Crocker. Und wer von euch als Prostituierte im Grafikgewerbe tätig ist, wird das Flashgame wahrscheinlich keines Blickes würdigen, denn mehr als ein paar schwarze und rote Pixel gibt es hier nicht zu sehen. Mehr braucht es allerdings auch nicht, um 13 bis 27 Minuten eures Lebens zu stehlen.
Keine Geschichte ist mir die liebste Geschichte, also heißt es grundlos Laufen, Laufen und nochmals Laufen. Und Springen. Auf der Suche nach 18 Fragmenten und Einsamkeit. Letzteres erweist sich als recht schwierig, da ständig irgendwelche Wesen auf den Protagonisten zustürmen und ihm die Lebenskraft auf dem Genital saugen. (Vermutlich Fans. Wäre demnach gut möglich, dass das Spiel von mir und den zahlreichen Groupies handelt, die mich ständig auf der Straße bedrängen.) Also worauf wartet ihr noch? LAUFT!
Flatland – Fallen Angle entstand binnen 96 Stunden, basiert auf Unity (PC/Mac), ist äußerst unscheinbar — und eine kleine Perle, die ich euch hiermit ans Herz legen möchte.
Inspiriert durch die Kurzgeschichte Flatland: A Romance of Many Dimensions (1884) und der Zugabe einer Prise Bastion durchlebt der Spieler ein minimalistisches Arcade-Noir-Abenteuer, in dem ihr euch als Dreieck gegen andere Dreiecke und weitere geometrische Formen behaupten müsst. Flatland beinhaltet zwar nur 10 Levels und lässt sich in 19 bis 34 Minuten meistern, spielt in dieser kurzen Zeit aber viele andere Minigames locker an die Wand. Die kostenpflichtige Version ($1,00) bietet einen zusätzlichen Arena-Modus und Entwickler-Kommentare. Zugreifen!
Wer dem populären Super Meat Boy eine gewisse Hassliebe entgegen bringt, dürfte auch am Arghlnlnnngrrrr™-Plattformer Super Pig Gefallen finden. Das Spiel ist zwar nicht besonders schön, ehrlich gesagt finde ich es sogar sauhässlich, aber der ständige Wechsel zwischen Frustration und Erfolgserlebnis lässt die grafische Aufmachung nahezu irrelevant erscheinen.
Protagonist ist Superschwein Fabu (Name von der Redaktion geändert), das mittels Pfeiltasten durch ein vollkommen dunkles Wirrwarr aus Todesfallen geführt werden muss. Um die Umgebung sichtbar zu machen, bleibt nichts anderes übrig, als sich buchstäblich aufzuopfern, denn ausschließlich der rote Lebenssaft vermag Licht ins Dunkel bringen. Drastischer ausgedrückt: Die alte Dreckssau muss bluten, um Levels meistern zu können. In Kombination mit der limitierten Anzahl von Leben ein heikles Unterfangen, das unter Umständen zu Zahnabdrücken in der Schreibtischkante führen kann. Oink!
Als Scott Schillers Notebook während eines Fluges nach Hawaii seinen Geist aufgab und es galt, fünf Stunden zu überbrücken, griff der Tüftler kurzerhand zu Stift und Papier und begann mit der Planung an Survivor. Als Vorbild diente das gleichnamige Original (C64) aus dem Jahre 1983.
Das fertige Remake besteht zu 100% aus HTML, Javascript und CSS — einen Leveleditior zu Erstellen eigener Weltraumschlachten und den Quelltext zum Nachsingen gibt’s ebenfalls. Freude. Und Respekt — wenn’s nach mir geht, dürfte Scott Schiller in Zukunft nur noch ohne Notebook reisen.
Russian Subway Dogs von Miguel Sternberg gehört zu der Kategorie Spiele, die man unbedingt mögen möchte, auch wenn der Spielspaß nur von kurzer Dauer ist. Ihr schlüpft in die Rolle eines streunernden Hundes, der in der russischen Metro lebt und auf die Nahrungsmittel der Passanten angewiesen ist. An die gelingt man, indem Menschen hinterrücks angebellt werden und diese dann vor Schreck ihre Speisen fallen lassen. Leider kommen bei diesem Vorhaben diverse Artgenossen in die Quere. Wuff!
Das einst starke Kampfspiel (O-Ton Heinrich Lenhardt) Barbarian erlebt 25 Jahre nach der Erstveröffentlichung seine Wiedergeburt auf Apples iOS. Das Remake trägt den Namen Barbarian – The Death Sword (iTunes-Direktlink) und ich ärgere mich gerade, nicht nur Geld für diesen Schund ausgegeben, sondern zugleich einen weiteren Klassiker im Geiste ruiniert zu haben. Was im Trailer noch als mäßig charmanter Trash interpretiert werden könnte, entpuppt sich als Schatten seiner Selbst und verursacht beim Fan des Originals den Wunsch, alle Verantwortlichen mit einem Schlag zu enthaupten. Ende.
Herr Notch bastelt just in diesem Moment an einem TF2-Demake mit dem Arbeitstitel Herp Derp Herp Fortress. Wer mag, kann dem Minecraft-Multimillionär bei seinem Vorhaben über die Schulter gucken. Live und in Farbe. Jetzt!
>USE TIM WITH RON
Es hätte nicht viel gefehlt, und das Freewaregame Co-Op wäre in den Tiefen von WordPress verschollen gegangen. Das passiert manchmal, wenn ich etwas entdecke, rasch einen Artikel anlege und dann eben so schnell das Interesse wieder verliere.
Im Fall von Co-Op hat das allerdings weniger mit Qualitätsmängeln zu tun, sondern mit der Tatsache, dass es zwei Spieler im selben Raum voraussetzt. Jeder Teilnehmer manövriert einen Raumgleiter und beide Flitzer sind mit einem todbringenden Seil verbunden, das kooperativ als Waffe eingesetzt werden muss. Wie das dann in Aktion aussieht, könnt ihr folgendem Video entnehmen. Oder noch besser: Ihr schnappt euch jemanden, der sich in greifbarer Nähe befindet und nötigt sie oder ihn zum Mitspielen.
Alpträume, ja, da könnte ich euch Geschichten erzählen. Zum Beispiel über Graf Zahl, der mir im Vorschulalter über einen Zeitraum von mehreren Monaten den Schlaf raubte. Doch hier soll es nicht um mich gehen. Den Protagonisten im Jump’n'Run Escape from Nightmare plagen ebenfalls unschöne Träume und das Ziel des Spiels ist es, diesen zu entkommen. Das geschieht vor allem, in dem man Dunkelheit meidet, denn dort warten gefräßige Schlingpflanzen mit Tentakelarmen auf Frischfreisch. Also immer schön für Licht sorgen und den Weg des Schläfers ausleuchten — dann ist der Alptraum auch bald überstanden und der Kerl kann sich wieder seinen alkoholabhängigen Eltern, den Mahnbescheiden und Erektionsstörungen widmen. Yay!
Der Name Killbot ist etwas irreführend, da es sich beim mechanischen Protagonisten keineswegs um eine Tötungsmaschine handelt. Zumindest möchte der kleine Kerl nicht als solche instrumentalisiert werden, was auch ein Grund dafür sein könnte, dass er aus dem Labor seiner Erbauer zu fliehen versucht. Somit wäre auch schon klargestellt, was euer Ziel in diesem Puzzle-Platformer ist.
Killbot wird mit W, A, S, D gesteuert und verfügt dank amerikanischer Wissenschaftler über die Eigenschaft der Telekinese, sprich: Objekte können mittels Gedankenkraft bewegt werden. Da bestimmte Bereiche nur für bestimme Personengruppen zugänglich sind, gilt es Outfits zu finden und anzulegen. Laufen, springen, verschieben, verkleiden — das alles charmant illustriert und humorvoll inszeniert. Ich vergebe vier von fünf lockeren Schrauben.
Es ist doch wirklich immer wieder erstaunlich, wie viel Spaß in den so unscheinbar wirkenden Spielen von Pixeljam steckt.
Der Captain Commander legt nach dem Beschuss von außerirdischen Bösewichten eine Bruchlandung auf dem Alienplaneten hin und macht sich auf, seine zuvor entführten Arbeitskollegen aus den Fängen ihrer Peiniger zu befreien. Was mäßig spannend beginnt, entpuppt sich von Minute zu Minute zu einer wahren Pixelperle. Schießereien zu Lande und in der Luft, Bosskämpfe und ein angenehmer Schwierigkeitsgrad bieten Retro-Unterhaltung für 19 bis 31 Minuten. Super, ich vergebe vier von fünf Spaßkanonen.
Im kurzweiligen Puzzle-Platformer “Next, Please!” steuert ihr ein namenloses Etwas, das seine eigenen Klone opfern muss, um Levels meistern zu können. (Nicht traurig sein, die wollen das so und werden in einem noch besseren Spiel wiedergeboren.) Durch einen Druck auf die Leertaste versteinert der aktive Charakter auf der Stelle und kann vom Nachfolger dann als Plattform oder Schutzschild benutzt werden. Da die Anzahl der Klone pro Runde limitiert ist, gilt es möglichst sparsam zu handeln. Fetzt!
I do. Aus Kung-Fu wurde International Kung-Fu Warrior und weil ich mit dem kleinen Prügelspiel eben sehr viel Spaß hatte, soll das Update nicht unerwähnt bleiben. Die Steuerung ist nachwievor ein Graus etwas gewöhnungsbedürftig und auch an Abwechslung fehlt es, aber ich möchte die letzte Viertelstunde in der Haut des schnurrbärtigen Kampfsport-Haudegen McCoy nicht missen. (Auch wenn es nur für einen semipeinlichen 243. Platz gereicht hat.)