Die 90er sind zurück und wollen ihre 15 Minuten Ruhm.
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Ich laufe rückwärts im Kreis, verfolgt von einem Schwarm fliegender Totenköpfe. Mit meinen Finger ziele ich auf sie und drücke ab. Vier oder fünf zerplatzen, während der Rest sich kurz zerstreut. Das verschafft mir genug Zeit, um mich den grün leuchtenden Spinnen zu widmen, die sich zwischenzeitlich in der Mitte der Arena ausgebreitet haben. Devil Daggers ist eine unheilige Mischung aus Bullet Hell und Egoshooter, aus Quake und Geometry Wars, und wem das jetzt schon etwas sagt, der wird sich vermutlich fragen, wie das funktionieren soll. Die Antwort: erstaunlich gut.
Devil Daggers reduziert den Egoshooter auf ein Grundgerüst aus Laufen und Schießen. Im einzigen Spielmodus geht es in einer kleinen Arena allein darum, möglichst lange zu überleben. Ein Treffer ist tödlich, eine Partie dauert entsprechend zwischen wenigen Sekunden und ein paar Minuten. Lebensenergie, Munition, ein Fadenkreuz, Erfahrungspunkte oder Skilltrees? Überflüssig. Nicht einmal das für das Genre sonst übliche Waffenarsenal gibt es. Stattdessen einmal Klicken für einen weit gestreuten Schuss, Maustaste gedrückt halten für Dauerfeuer. Schrotflinte und Maschinengewehr. Ein Tutorial fehlt ebenfalls, stattdessen erschließen sich die Feinheiten des Spiels mit jeder Runde von selbst. Kleine Aha-Momente, wie das richtige Timing für den Rocketjump Shotgunjump, gibt es immer wieder.
Alle paar Minuten muss ich Devil Daggers beiseite legen. Meine Finger sind nach Jahren träger Egoshooter selbst träge geworden, zu verwöhnt von regenerierender Lebensenergie und automatischen Zielhilfen, die es mir erlauben mit dem Controller auf der Couch zu liegen, während ich mit dutzenden Waffen dutzende Terroristen niederstrecke. Devil Daggers ist anders. Devil Daggers ist… wie früher. Aber seine größte Ähnlichkeit mit Doom und Co. liegt nicht nur in der satanischen Symbolik oder der kantenungeglätteten Grafik, sondern vor allem im Fokus auf die Bewegung. Devil Daggers bietet eine Tanzfläche und lädt ein zu einem Ballett mit Riesenkäfern, Monsterwürmern, Schädelspinnen und allerlei anderem Ungeziefer. Keine Wände oder Deckung, nur Ausfallschritte zur Seite, Drehungen um den Gegner und Sprints, rückwärts am Abgrund entlang.
Schnell kenne ich die Bewegungsmuster der fliegenden Totenköpfe, bekomme ein Gespür für das Timing, in dem Gegner ihre Schwachstellen freigeben und kann die Richtung sich nähernder Dämonen über meine Kopfhörer orten. Das alles geschieht unterbewusst. Um mir den nächsten Schritt zu überlegen bleibt keine Zeit, denn ich bin mitten in einem Adrenalinrausch, wie ihn sonst nur Hotline Miami 2 oder Superhot auslösen konnten. Aber anders als diese beiden lässt Devil Daggers keinen Raum für Experimente. Die einzige Art zu spielen ist besser zu sein als in der letzten Runde und sei es nur um eine Millisekunde. Ich weiß, dass ich meine letzte Bestzeit von 54 Sekunden schlagen kann. Weiter geht’s, Sekunde um Sekunde die Ranglisten hinauf, vorbei an den Highscores meiner Steam-Freunde, für 15 Minuten Ruhm. Und nach der ganzen Selbstoptimierung brauche ich erstmal wieder eine Pause.