Totgesagte leben länger. Geräte, deren letzte Charge längst vom Fließband gerollt ist, die von ihren jeweiligen Urhebern in die Seniorenresidenzen der Videospielindustrie und einen ruhigen Lebensbabend entlassen wurden, legen gelegentlich nach Jahren wieder eine erstaunliche Vitalität an den Tag. So auch Segas Mega Drive, das 2010 mit einem Rollenspiel-Großprojekt gesegnet wurde, das selbst die professionell entwickelte Software für das System vielfach in den Schatten gestellt hat. (…)
Reprisal Universe: Vom Glauben abgefallen
Das Allmächtige in einem Videospiel abzubilden, also in einem Korsett aus auferlegten Regeln und technischen Limitationen, das wirkte seit jeher ein wenig hölzern und unbeholfen. Gut möglich, dass dieser Umstand dazu beigetragen hat, dass seit der Etablierung dieser Spielart durch Populous, dem ersten und für manch einen auch letzten großen Wurf des Games-Münchhausen Peter Molyneux, nur wenige weitere nennenswerte Vertreter das Licht unserer irdischen Welt erblickten. (…)
The Vanishing of Ethan Carter: Wald ohne Wiederkehr
Ich kann mich an diesem wundervollen Herbstwald einfach nicht sattsehen. Die untergehende Sonne bricht durch die Blätter, in der Ferne ein kleines Dorf, ein paar umgeknickte Bäume, die den letzten Sturm nicht überlebt haben, säumen die lange nicht mehr benutzte Bahnstrecke. Und mitten drauf: Zwei abgetrennte Beinstümpfe. Privatdetektiv Paul Prospero sucht nach Ethan Carter, der in einem mysteriösen Brief um Hilfe gebeten hat – was genau auf den Ermittler wartet, wissen bei The Vanishing of Ethan Carter weder er selbst, noch der Spieler. (…)
Velocibox: Schnelle Schachtel
Die Bezeichnung für die Dinosaurier-Gattung Velociraptor setzt sich aus den lateinischen Begriffen velox (schnell) und raptor (Räuber) zusammen. Durch Steven Spielbergs Jurassic Park gelangte der Velociraptor in tricktechnisch modifizierter Form zu Berühmtheit als ebensolcher — als schneller Räuber, der sich zu allem Überfluss durch eine sadistische Grausamkeit auszeichnet. Das wäre nicht passiert, wenn er Räuber kein Räuber, sondern eine Schachtel gewesen wäre – eine schnelle Schachtel: eine Velocibox! (…)
The Golf Club: Von Einsamkeit & Entspannung auf dem Fairway
Greg Norman ist eine lebende Legende des Golfsports. Er führte 331 Wochen lang die Weltrangliste an, zweimal gewann er die Open Championship, das älteste noch ausgespielte Golfturnier der Welt. Ein Sieg bei den anderen bedeutenden Turnieren blieb Norman allerdings verwehrt, auch wenn er oft nur sehr knapp scheiterte. Über ein schlechtes Leben kann der White Shark, wie Norman aufgrund seiner weißblonden Haarpracht auch genannt wird, trotzdem nicht klagen. (…)
Partyrs! Partyrs! Party Time! Excellent!
Soziale Kompetenz ist nicht gerade eine meiner Stärken. Allein die Vorstellung, eine perfekt organisierte Feier ausrichten zu müssen, lässt meine Synapsen aufschreien und anschließend kollabieren. Schließlich stellen sich mir dann Fragen wie: “Ob Daniel auch die gekaufte Chipssorte gefällt? Ich meine, ich mag geriffelte Chips, aber der Daniel…?” Umso erstaunlicher ist es, dass mir das Puzzle-Spiel Partyrs von Shelly Alon gewaltig viel Spaß und Freude bereitet. (…)
Wyv & Keep: Zweisam durch den Puzzle-Dschungel
Expeditionen können verschiedenen Zwecken dienen: Jene von Marco Polo oder Christoph Columbus dienten bisweilen dem Aufbau von Kolonien oder Protektoraten, aber auch der Ausbeutung natürlicher Rohstoffvorkommen. Auch wissenschaftliche Expeditionen gibt es – botanische oder zoologische, zum Südpol oder auf den Meeresgrund. Die wohl spannendste Art der Expedition ist aber der Indiana-Jones-Typus. (…)
Risen 3: Titan Lords – Schlägereien, Schnaps und Schießgewehre
Je nach Weltanschauung hat der Begriff der Seele eine unterschiedliche Bedeutung. Verbreitet ist jedoch die Vorstellung, die Seele sei unsterblich, vom Körper unabhängig und könne ihn verlassen. Genau das geschieht auch dem namenlosen Helden in Risen 3: Titan Lords, der nunmehr zweiten Fortsetzung des inoffiziellen Gothic-Nachfolgers. Eine Schatzgräbertour entlang der Krabbenküste treibt den Helden mit seiner Schwester Patty in eine Höhle auf einer scheinbar verlassenen Insel – dort findet er jedoch weder Gold noch Silber, sondern einen dämonischen Schattenlord, der nichts besseres zu tun hat, als ihm die Seele aus dem Leib zu saugen. (…)
Shadowgate: Ein Remake, sie zu knechten!
Shadowgate. Die schicke Packung aus schwerem Karton und mit glatt-glänzender Oberfläche ist keine der üblichen Low-Budget-Neuauflagen in garstig grau-buntem Ramsch-Look und sticht gerade deshalb unter ihnen so hervor, leuchtet geradezu. Es ist das originale Release, das wohl etwa ein Jahr zuvor auf den Markt kam und verspricht hochauflösende SVGA-Grafik unter Windows 3.1. (…)
Sterben werd' ich, um zu leben: Life of Pixel
Retro-Gaming ist ein forderndes Hobby. Zeit und Platz gleichermaßend beanspruchend, bildet es nicht selten den Lebensmittelpunkt seiner Anhängerschaft, zieht sie hin zu Börsen, Messen und Baumarktparkplatztrödelmärkten. All jenen, die weniger investieren und trotzdem einen spielerischen Einblick in die Geschichte der Videospiele gewinnen möchten, bietet Life of Pixel dazu die Möglichkeit. (…)
Mind: Path to Thalamus – Wahre Schönheit kommt von innen
Mind: Path to Thalamus – das klingt nach einem Rollenspiel, in dem sich ein Held mit einem dunklen Geheimnis auf eine epische Reise zum sagenumwobenen Ort Thalamus begibt und dabei gegen böse Mächte kämpft. Zum Glück ist es das nicht. Thalamus ist kein Ort, sondern der Name eines Teils des Zwischenhirns. (…)
Sacred 3: Die unheilige Einfaltigkeit
Als die deutsche Antwort auf Diablo präsentierte sich im Jahre 2004 das fantasievolle Hack’n’Slay-Abenteuer Sacred aus dem Hause Ascaron, welches mittlerweile vom Winde verweht wurde. Als Deep Silver die Markenrechte übernahm, war lange nicht klar, ob es nach dem fast in der Insolvenz Verschütt gegangenen zweiten Teil jemals einen weiterer Ableger der Reihe geben würde. Als Anfang dieses Jahres schließlich Sacred 3 angekündigt wurde, traute man deshalb seinen Ohren kaum. Man hätte sich besser die Ohren zugehalten. (…)
Stolpern und sterben statt springen und rennen: Momodora III
Insgeheim bin ich Grobmotorikerin. Ungeduld und Ungeschick verschmelzen in mir zu einer trägen Masse, die sich allerdings, wenn sie erst an Fahrt gewinnt, oft verselbstständigt und lawinenartig alles niederwalzt, was sich ihr in den Weg stellt. Es sei denn, die Hindernisse setzen zur Gegenwehr an. Doch genau das das tun sie in Momodora III unermüdlich. (…)
Shadowcrypt: Sisyphos in der Gruft
Das Wissen um die eigene Sterblichkeit treibt bisweilen seltsame Blüten. Um ihr Bedeutung und Trost zu verleihen, haben sich Menschen bereits im Glauben an ein mutmaßliches Leben nach dem Tod selbst mumifiziert, ihr Dasein auf Erden in übermäßigem Verzicht geübt oder hofften auf eine Wiedergeburt als Kaktus in Sierra Nevada. (…)
Divinity: Original Sin – Dr. Kawashimas Geduldsjogging
Geduldige Menschen kommen leichter durchs Leben. Sie regen sich nicht auf, wenn sich der Bus verspätet, sie im Aufzug steckenbleiben oder sie beim Einwohnermeldeamt lange warten müssen, bis ihre Nummer aufgerufen wird. Stattdessen nutzen sie diese Zeit für erbauliche Gedanken. Nicht umsonst gilt Geduld als eine Tugend, denn sie führt zu einem genussvollen Leben: Nur wer sich die Zeit nimmt, bei einem Sieben-Gänge-Dinner geduldig abzuwarten, bis die nächste homöopathische Nahrungsdosis den Tisch erreicht, weiß ein solches Menü überhaupt zu schätzen. (…)