Amnesie ist immer ein besonders unkreativer Anfang für eine Videospielgeschichte, dient sie doch lediglich dazu, zu erklären, warum der Spieler am Anfang genauso wenig über die Spielwelt weiß wie der Protagonist selbst. Zu den Hochzeiten des Game Boy gab es dieses Erklärungsproblem noch gar nicht. In Fortress of Fear etwa pflanzte Entwickler Rare einfach einen Ritter in eine zweidimensionale Landschaft voller generischer Monster – den meisten Spielern genügte das. (…)
Divinity: Original Sin – Dr. Kawashimas Geduldsjogging
Geduldige Menschen kommen leichter durchs Leben. Sie regen sich nicht auf, wenn sich der Bus verspätet, sie im Aufzug steckenbleiben oder sie beim Einwohnermeldeamt lange warten müssen, bis ihre Nummer aufgerufen wird. Stattdessen nutzen sie diese Zeit für erbauliche Gedanken. Nicht umsonst gilt Geduld als eine Tugend, denn sie führt zu einem genussvollen Leben: Nur wer sich die Zeit nimmt, bei einem Sieben-Gänge-Dinner geduldig abzuwarten, bis die nächste homöopathische Nahrungsdosis den Tisch erreicht, weiß ein solches Menü überhaupt zu schätzen. (…)
GBJam 3: You May Die
Oh, dieses Grauen! Furchtbare Monster haben die Stadt überrannt und auf ihrem Weg hinterlassen sie nichts als Tod und Zerstörung. Es gibt keine Chance, ihnen zu entkommen, keine Möglichkeit ihnen aus dem Weg zu gehen! Richtig: In Köln ist wieder gamescom. Wer sich ungern selbst in die Menschenmassen stürzt, kann die Beinahe-Apokalypse aber auch auf seinem heimischen Rechner simulieren. (…)
GBJam 3: Catherine's Post
Fabelwesen sind Psychopathen. Nicht selten wollen sie sich gegenseitig ans Leder und je nach Tierart haben sie unterschiedliche negative Charakterzüge: Kraniche gelten als bürokratisch, Affen als eitel und intrigant, Enten als dumm und Hunde als besonders affektiert. Weitestgehend unbekannt ist dagegen, dass Fabelwesen auch meckernde und motzende Kleinbürger sein können – etwa dann, wenn die Post mal wieder nicht pünktlich kommt. (…)
GBJam 3: Dizzy's World
Soziologen wissen, dass der Begriff Inklusion zuerst von Talcot Parsons in die Wissenschaft eingeführt wurde. Innerhalb der Entwicklung einer Gesellschaft bedeutet Inklusion bei Parsons so etwas wie die Einbeziehung bestimmter Menschen in die Systeme der Gesellschaft. Das heißt in der Praxis beispielsweise, dass auch Randgruppen in Kneipen trinken dürfen, obwohl sie farbig, schwul oder Freimaurer sind. (…)
Crazy Plant Shop: Bio-Klausur-Simulator 2014
Blumen und Pflanzen allgemein kann ich nicht ausstehen, will auch keine geschenkt bekommen. Ich habe keinen grünen Daumen. Sie verrecken eh nach kurzer Zeit und füllen dann nur unnötig die Biotonne. Dennoch fand ich das Konzept des Lernspiels Crazy Plant Shop so erheiternd, dass ich es mal ausprobieren wollte. Das Resümee vorab: Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich damals im Biologie-Unterricht nicht aufmerksamer war. (…)
Frox: Todeskampf der Tiere
Epische Schlachten werden nicht in Kriegen ausgefochten. Wirklich atemberaubende Kämpfe finden nicht im Boxring statt. Wahren und puren Kampf ums Überleben kennt nur die Tierwelt. Erst im März berichteten internationale Medien von einem grässlichen Todeskampf zwischen einer Python und einem Krokodil in einem australischen See, aus dem erst nach fünf Stunden die Schlange siegreich hervorging. (…)
Roadlike: The Road Not Taken
Wenn der Winter kommt, muss ich die Kinder retten. Das ist meine Aufgabe als Waldläufer in The Road Not Taken. Und dann stehe ich mitten in einem Schneesturm auf einer Lichtung, vor mir zwei Kinder umringt von hungrigen Wölfen. Das Motto des Entwicklerstudios Spry Fox ist “making happiness”. Ich lasse die Kinder im Wald zurück. (…)
Alphalevel: Darkwood
Auge um Auge, Zahn um Zahn: Crawl
Ein Kernelement der buddhistischen Lehre ist der Kreislauf des Lebens, eine ständige Abfolge von Tod und Geburt. Alle Geschöpfe unterliegen seiner Wirkung, jedes Dasein ist demnach befristet, wenn auch von unterschiedlicher Dauer. Dem Glauben nach werden Lebewesen durch ihr Karma an diesen Lauf der Dinge gebunden, also durch die Summe ihrer Taten, Gedanken, Gefühle und Begierden. (…)
Wer bin ich, und wenn ja, wie lange: Enemy Mind
Eigentlich ist Enemy Mind ein ganz einfaches, solides Shoot’em-Up: Das eigene Raumschiff fliegt von einer Bildschirmseite zur anderen und eliminiert gegnerische Armaden. Doch dank einer einzigen spielmechanischen Entscheidung entwickelt sich das gesamte Spielerlebnis zu einer komplett neuen Situation. In Enemy Mind ist man nämlich nicht an das eigene Schiff gebunden, sondern kann per Knopfdruck andere übernehmen. (…)
Alphalevel: Plague Inc Evolved
Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Während ich die täglich steigende Hysterie um den erneuten Ebola-Ausbruch in Westafrika verfolge, züchte ich im Hintergrund meinen eigenen Virus heran, mit dem einzigen Ziel, sämtliches menschliches Leben vom Planeten zu tilgen. Diesem zweifelhaften Vorhaben durften iOS– und Android-Nutzer bereits seit nunmehr zwei Jahren nachgehen, seit diesem Jahr steht mit Plague Inc: Evolved eine erweiterte Vorab-Fassung der Seuchen-Simulation auch stubenhockenden PC-Recken zur Verfügung. (…)
Alphalevel: LA Cops
Das Los Angeles Police Department genießt nicht unbedingt den allerbesten Ruf. Insbesondere das Vorgehen gegen Rodney King erregte Anfang der 1990er Jahre große Aufmerksamkeit, als dieser Opfer unverhältnismäßiger Polizeigewalt wurde und seine Peiniger unbescholten davonkamen. Dass es bis zum heutigen Tage in erschreckend regelmäßigen Abständen Berichte gibt, die von überreagierenden Polizisten in der Stadt der Engel erzählen, führt nicht gerade zu einer Glättung der Wogen. (…)
Noir Syndrome: Linearität trotz Prozedualität
Schade. Das ist das einzige Wort, was mir nach einer Stunde mit dem Detektiv-Spiel Noir Syndrome zu sagen bleibt. Das Vorhaben des Entwicklerteams Glass Knuckle, eine Art Pixel-Geschwisterchen von L.A. Noire zu erschaffen, die eine prozedural generierte Rumschnüffelgeschichte beinhaltet, ist in meinen Augen auf vielfältige Weise misslungen. Aber alles der Reihe nach. (…)
Point Perfect: Aus die Maus
Als wir noch in die achte Klasse gingen, zeigte mir mein Freund Lenni nach der Schule ein Programm, mit dem man die Bewegungen und Interaktionen des Mauszeigers aufnehmen und später wiedergeben konnte. Da unser gemeinsamer Buddy Stefan zu jener Zeit leidenschaftlicher Trekkie war, verabredeten wir uns einen Tag später alle zusammen und zeigten ihm den vermeintlich ersten sprachgesteuerten Heimcomputer, der sich bedienen ließ, wie jener der USS Enterprise. (…)