Ich schätze Twine wirklich sehr, doch als schrecklich lesefauler Mensch meide ich damit erstellte Spiele normalerweise. Allerdings habe ich sehr schöne Kindheits-Erinnerungen an Übernachtungen bei Freunden, und da The Uncle Who Works For Nintendo von Michael Lutz dieses Szenario aufgreift, siegten Neugier und Nostalgie über Faulheit. (…)
Desert Golfing: Der Weg ist das Ziel
Manchmal kann Spielen zu einer monotonen Sinnsuche werden. Desert Golfing von Captain Games ist so ein Fall. Das Ziel: Einen Golfball durch die Wüste zu schlagen, in ein Loch nach dem anderen. Die Wüste hat kein Ende. Es gibt auch keine Vorgabe, wie viele Schläge ein gutes oder ein schlechtes Ergebnis sind. (…)
Mini Metro: Einsteigen, bitte!
Der Bus der Linie 3 verspätet sich. Mal wieder. Ungeduldig laufe ich von links nach rechts und schaue auf die elektronische Anzeigetafel. Eben wurde noch angezeigt, dass der Bus in einer Minute halten würde. Jetzt sind es acht. Ich verspüre den Drang, diejenigen zu verdammen, die in ihren stickigen Hinterzimmern die Blaupausen für die fatalen Streckenverbindungen kreiert haben. (…)
A City Sleeps – Kugelhagel für Kopfhörer
Das “Weiße Album” der Beatles taucht bis heute regelmäßig in den Hitlisten vieler Musikgazetten auf, wenn es darum geht, die besten Alben aller Zeiten zu bestimmen. Neben dem exzellenten Songwriting der vier Pilzköpfe, hatte erstmalig auch die Abmischung ihrer Lieder einen spürbaren Anteil an der zeitlosen Wertschätzung ihrer Stücke. Erst die perfekte Ausnutzung des neuartigen Stereo-Effekts und das ausgewogene Gleichgewicht der einzelnen Instrumentenspuren schliffen diesen Rohdiamanten zu einem strahlenden Edelstein. (…)
Zero G Golf: Minigolf jenseits aller Bremskräfte
Die führenden Weltraumagenturen dieses Planeten sind sich einig, dass eine Reise zum Mars ein psychische Belastungsprobe wäre. Beim aktuellen Stand der Technik würde ein bemanntes Raumschiff bei optimalen Bedingungen 250 Tage benötigen, um den roten Planeten zu erreichen – Zeit, in der es auf engstem Raum nicht viel zu tun gibt. (…)
TRI: Von Füchsen, Glitches und Befangenheit
Im Zuge des gerade an Popularität gewinnenden „Full Disclosures“ bin ich wahrscheinlich einer der ungeeignetsten und befangensten Menschen, die eine Meinung über den First-Person-Puzzler TRI haben. Wenn ich die Entwickler Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch auf Veranstaltungen sehe, muss ich etwaige Umarmungsreflexe unterdrücken (das klappt nicht) und zu Podcasts laden wir sie auch dauernd ein (das klappt). (…)
Brief und Sigl: Zôgdush, der Zwergenfresser
Lieber Zôgdush,
es kommt mir vor, es wäre es erst gestern gewesen, als wir uns das erste Mal trafen. Ich, ein kürzlich verstorbener, von einem blasierten Elbengeist ins Halbleben zurückgeholter, sorgloser Raufbold. Und du, ein strammer Speerwerfer in der Kohorte Tarschiggs des Wahnsinnigen. Es war ein Moment, den ich nie vergessen werde: Die untergehende Sonne tauchte die Mauern des großen Festungswalls im Schatten Mordors in blutrotes Licht, Geier wiegten sich sanft am Abendhimmel, das melodische Brüllen eines Caragors erfüllte die Atmosphäre (…)
The Loot Castle: Der Talentbaum des Todes
Skelette fristen in zahlreichen Spielen ein trauriges Dasein. Sie dienen zusammen mit Wölfen, Spinnen und Orks als Standard-Gegner, sind mit ein paar Hieben aus den Latschen zu hauen und haben auch sonst wenig zu bieten. Sie sind fleischlose Überreste gewesener Existenzen, gesichts- und damit seelenloser noch als Zombies. Steven Colling hat ein Herz für Skelette. (…)
Qora: Spiritueller und schrulliger Wanderweg
Ich stehe vor einem Hügel und betrachte bunte Pixel, die an meinem neuen Haus arbeiten. Die Arbeiten würden noch bis zum Abend dauern, informiert mich der Bauunternehmer, und beginnt, über das heutige Dorffest zu sprechen. Ich wandere gemütlich Richtung Dorf. Leute in allen Farben begrüssen mich mit Geschenken, unter anderem einer Spitzhacke und einem stilistisch fragwürdigen Pullover. (…)
Blast from the Past: Riven
Zu Kindheitserinnerungen zurückzukehren ist oft eine Enttäuschung. So wie die Rutsche auf dem Spielplatz auf einmal nicht mehr bis in den Himmel ragt, wirken die durchlebten, virtuellen Abenteuer auf einmal klein und belanglos. Manchmal ist aber das Gegenteil der Fall und die Erinnerung gewinnt mit erneuter Betrachtung sogar noch an Größe hinzu. (…)
Push Start: The Art of Video Games
Gästen ist die unangenehme Wesensart zu eigen, bespaßt werden zu wollen. Während hierzulande Max Goldt vor einigen Jahren in einer Kolumne vorschlug, Mardergerippe und Mittelmeerbadeschwamm zirkulieren zu lassen, um der gruppeninternen Konversation eine Starthilfe zu verpassen, wurde dem Problem in Amerika bereits mehr als einem halben Jahrhundert zuvor durch die Erfindung der sogenannten coffee table books Abhilfe geschaffen – Bücher, die sich durch ein großes Format, ihre enorme Bildlastigkeit und ihre Bereitstellung auf Beistelltischen auszeichnen. (…)
Roundabout: Roadmovie in rotierender Stretch-Limo
Einst dienten Stretch-Limousinen Big Bands oder Staatsoberhäuptern als Transportmittel, sie riefen auf den Straßen Ehrfurcht und Beachtung hervor. Sie waren ein seltener Anblick, nur wenigen war die Fahrt in einem der nachträglich verlängerten Vehikel vorbehalten. Heute gibt es in jeder Kleinstadt Verleihdienste, die Stretch-Limousinen schon für ein paar Euro mitsamt chronisch genervtem Fahrer an unwürdige Junggesellenabschiedsgesellschaften vermieten. (…)
Spelunky SD: Höhlenforschung Online
Im Jahr 2008 entließ Derek Yu Spelunky zum ersten Mal in die freie Wildbahn. Der ungnädige 2D-Plattformer zog seither nicht nur Kohorten masochistischer Spieler in seinen Bann, sondern auch zahlreiche Modder, denn Yu veröffentlichte bereits 2009 den vollständigen Quellcode des Spiels. Als Spelunky einige Jahre später als Remake neu erschien, beinhaltete diese Version erstmals auch einen lokalen Multiplayer-Modus. (…)
Blast from the Past: Lufia
Lufia ist zwar nicht das erste Videospiel, dass ich in meiner Kindheit spielen durfte, aber dafür das einzige Spiel, bei dem meine traurigen Erinnerungen sehr stark mit den glücklichen ringen. Freude, Innigkeit und Sympathie trafen auf Trauer, Wut und Unverständnis. Meine Geschichte mit Lufia ist von Verlusten geprägt; den größten davon erlitt ich bereits, bevor ich überhaupt wusste, wie sehr ich mich einmal in das Spiel verlieben werde. (…)
Magicmaker: Zauberei nach dem Baukastenprinzip
Die freie Wirtschaft hat Berufe entstehen lassen, die ein besonders geheimnisvolles Flair umgibt. Jobs im Marketing und in der Werbung etwa: Da sitzen Menschen wochenlang an ihren Schreibtischen, lassen ihre Köpfe rauchen und entwickeln dann Slogans wie „Meika macht das Würstchen“ oder „Wir leben Autos“ – Stilblüten, mit denen diese Leute sehr viel Geld verdienen, nicht zuletzt weil niemand so genau beurteilen kann, ob sie sich nun positiv auf den Umsatz auswirken oder nicht. (…)