Figuren in Game Boy-Spielen haben in der Regel kein Gewissen. Sie sind Killer, eiskalt und rücksichtslos. Sie töten, um zum Ende eines Levels zu gelangen, sie legen Menschen, Tiere, Roboter und Fantasy-Wesen um. Wenn sie am Ende angelangt sind, freuen sie sich, obgleich sie diesen Sieg mit dem Leben abertausender Existenzen bezahlt haben. (…)
GBJam 2: Zero-G Boy
Es ist ein großes Glück, dass es auf dieser Erde Gravitation und eine Atmosphäre gibt. Dieser Tatsache ist es nämlich zu verdanken, dass wir nicht ziellos durch den Raum driften. Im Spiel Zero-G Boy gibt es keine Anziehungskraft und auch keinen Luftwiderstand. In Gestalt eines pixeligen Protagonisten schwebe ich einfach von Wand zu Wand, unterwegs finde ich ab und zu Treibstoff. (…)
GBJam 2: DhulFiqar
Am 17. März 624 fand in der Landschaft Hedschas im Westen der arabischen Halbinsel die Schlacht von Badr statt. Als eine von wenigen historischen Schlachten wird sie im Koran erwähnt – den Sieg der Muslime führen religiöse Gelehrte auf ein direktes Eingreifen Allahs zurück. Der Prophet Mohammed soll als Beute das legendäre Schwert Dhū l-faqār erhalten haben. (…)
GBJam 2: Plant Cat – First Blossom
Ich gebe es zu: Was Spiele auf dem Game Boy anging, war ich bis auf wenige Ausnahmen nie ein großer Fan ernster Action-Titel. Ich mochte Sidescroller mit lustiger Musik, hübschen, großen Sprites und liebenswerten Knuddel-Figuren. Figuren wie Quince, die Katze, die sich in Plant Cat – First Blossom auf Schatzsuche begibt. (…)
suteF
Aufwachen! Ein neuer Tag ist angebrochen und die Arbeit ruft. Mein Arbeitsgerät ist ein Enterhaken, mein Arbeitsplatz eine zweidimensionale Parallelwelt mit gefährlichen Laserstrahlen. Mein Ziel ist ein Fernseher mit einem verrauschten Bild. Ich kann springen, wenn auch nicht besonders flüssig und exakt, ich verlasse mich daher lieber auf mein Arbeitsgerät. Wenn ich unten aus dem Bildschirm falle, falle ich auch oben wieder hinein; das Gleiche passiert, wenn ich aus dem Bildschirm laufe. (…)
GBJam 2: Gourdgeous – The Pumpkin Dating Experience
Unsere Zivilisation beruht zum Teil auf Paarungsritualen. Menschen treffen sich an dafür geeigneten Orten wie Restaurants oder Kinos und reden über Alltägliches. Falls das Reden über Alltägliches gut läuft, fangen sie irgendwann an, sich anzufassen. Menschliche Paarung ist nur unwesentlich komplexer als die Vermehrungsrituale des Kakapo. Auch der Kakapo braucht einen bestimmten Ort zur Paarung: eine Mulde im Boden. (…)
a very very VERY scary house
“Investigate the scariest house you’ve ever seen!”
Spukhäuser sind vor allem deshalb so furchteinflößend, weil sie uns mit dem Unbekannten konfrontieren. In ihnen lauert nicht unbedingt das schiere Grauen, dafür aber das Fremdartige, das Seltsame, das Ungewohnte. Gerade wer es sich gerne auf der heimischen Couch bequem macht fürchtet das, was in anderen Häusern lauert. (…)
GBJam 2: Burning Horizon
Das Gute am Weltraum ist ja vor allem, dass er keinen Widerstand leistet. Egal, ob in Gradius oder R-Type: Wer ein Raumschiff durch den luftleeren Äther des Alls bewegt, hat es nur mit fiesen Aliens zu tun, nicht jedoch mit physikalischen Widerständen der Umwelt. Das Raumschiff lässt sich exakt steuern, folgt jedem Tastendruck sofort und die Bewegung endet, sobald der Spieler die Taste wieder loslässt. (…)
Forged of Steel and Wife to Fire
Falls Anna Anthropy recht hat, sind menschliche Beziehungen ein einziger Kampf. Wenn in einer Partnerschaft nicht beide Parteien permanent aneinander arbeiten, driften sie unweigerlich auseinander. Gehen sie jedoch aufeinander zu, verliert eine Seite und die andere gewinnt. In Anna Anthropys Spieleuniversum übersetzt heißt das: Der Mensch mit dem Wikingerhelm macht einen Vorschlag, aber der Mensch mit den roten Haaren weiß nicht adäquat darauf zu reagieren – er wird also ein paar Meter nach hinten geschleudert und damit ein paar Meter näher an die Guillotine. (…)
GBJam 2: Jack B. Nimble
Warum fallen eigentlich in den klassischen Castlevania-Spielen Gegenstände aus den Kerzen, wenn der jeweilige Belmont-Spross mit seiner Peitsche auf sie einschlägt? Ich weiß es nicht und auch sonst weiß es niemand! Auch der Entdecker, Liebhaber und Abenteurer Jack B. Nimble nicht, der im gleichnamigen Spiel ebenfalls Kerzen auspeitscht. Im Rahmen des zweiten GBJam erschuf Entwickler Sean Noonan mit Jack B. (…)
GBJam 2: Dungeon
Kreativität gedeiht besonders gut dann, wenn die kreativen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Der beste Beweis dafür ist der Game Boy. Nintendos Handheld-Konsole hatte eine Auflösung von 160 mal 144 Pixel und konnte ganze vier Farben darstellen, die sich bekanntlich auch nur in matschigen Gelb- und Brauntönen zeigten. Es liegt nur nahe, dass sich die Game Jams der Jetztzeit diesen kreativen Druck zunutze machen: Mit der zweiten Ausgabe des GBJam, einem Entwicklerwettbewerb der allein dem Charme von Nintendos klassischer grauer Batterienkiste gewidmet ist. (…)
Zzzz-Zzzz-Zzzz
Beim Einschlafen gibt es einen kurzen Moment, in dem der menschliche Körper noch nicht wirklich schläft, aber bereits anfängt zu träumen. Wer aufmerksam in sich hineinhört, kann spüren, wie das Hirn beginnt, nicht mehr von bewussten und zielgerichteten Gedanken, sondern von ziellos umherschwirrenden Erinnerungsfetzen dominiert zu werden. Das Gehirn arbeitet 24 Stunden am Tag – wenn der Mensch selbst am Ende seiner Kräfte ist und sich zur Ruhe legt, beschäftigt es sich in der Zwischenzeit mit Träumen. (…)
Donkey Me
Wenn sich im Jahr 1981 jemand einem Spiel widmete, blieb ihm nichts anderes übrig, als kreativ zu werden. Denn die Grafik damaliger Titel war rudimentär, ohne Vorstellungskraft waren in vielen Spielen nur farbige Pixel zu erkennen. Heute habe ich diese Vorstellungskraft nahezu verloren. Ich will meinen Kopf nicht anstrengen müssen um mir vorzustellen, worum es geht. (…)
Battle Worlds: Kronos
Echtzeitstrategie mag jahrelang das beliebteste PC-Spielegenre überhaupt gewesen sein, aber es war nie ein echter Genuss. Schnell klicken, Mausgeschwindigkeit optimieren, auswendig lernen, welches Gebäude wo und wann gebaut werden sollte – wer will das schon? Im DOS-Zeitalter setzten Connaisseure daher auf Rundenstrategie. Um den in der Fachpresse vielzitierten Genre-Thron stritten seinerzeit Panzer General und Battle Isle. (…)
Asslevania: Symphony of the Butt
Wer in der guten alten Zeit ein NES besaß, lernte das Fluchen. Nicht, weil das Gerät so unzuverlässig gewesen wäre und es bisweilen nötig wurde, in die Cartridges zu blasen, sondern weil die Spiele einfach so verdammt schwer waren. Einer der Hauptgründe für Wutausbrüche, die einem ausgewachsenen Tourette-Syndrom in nichts nachstanden, heißt Castlevania. (…)