Autor: Markus Grundmann

Markus Grundmann

GBJam 2: Guilty Conscience

Figuren in Game Boy-Spielen haben in der Regel kein Gewissen. Sie sind Killer, eiskalt und rücksichtslos. Sie töten, um zum Ende eines Levels zu gelangen, sie legen Menschen, Tiere, Roboter und Fantasy-Wesen um. Wenn sie am Ende angelangt sind, freuen sie sich, obgleich sie diesen Sieg mit dem Leben abertausender Existenzen bezahlt haben. (…)

GBJam 2: Zero-G Boy

Es ist ein großes Glück, dass es auf dieser Erde Gravitation und eine Atmosphäre gibt. Dieser Tatsache ist es nämlich zu verdanken, dass wir nicht ziellos durch den Raum driften. Im Spiel Zero-G Boy gibt es keine Anziehungskraft und auch keinen Luftwiderstand. In Gestalt eines pixeligen Protagonisten schwebe ich einfach von Wand zu Wand, unterwegs finde ich ab und zu Treibstoff. (…)

GBJam 2: DhulFiqar

Am 17. März 624 fand in der Landschaft Hedschas im Westen der arabischen Halbinsel die Schlacht von Badr statt. Als eine von wenigen historischen Schlachten wird sie im Koran erwähnt – den Sieg der Muslime führen religiöse Gelehrte auf ein direktes Eingreifen Allahs zurück. Der Prophet Mohammed soll als Beute das legendäre Schwert Dhū l-faqār erhalten haben. (…)

suteF

Aufwachen! Ein neuer Tag ist angebrochen und die Arbeit ruft. Mein Arbeitsgerät ist ein Enterhaken, mein Arbeitsplatz eine zweidimensionale Parallelwelt mit gefährlichen Laserstrahlen. Mein Ziel ist ein Fernseher mit einem verrauschten Bild. Ich kann springen, wenn auch nicht besonders flüssig und exakt, ich verlasse mich daher lieber auf mein Arbeitsgerät. Wenn ich unten aus dem Bildschirm falle, falle ich auch oben wieder hinein; das Gleiche passiert, wenn ich aus dem Bildschirm laufe. (…)

GBJam 2: Gourdgeous – The Pumpkin Dating Experience

Unsere Zivilisation beruht zum Teil auf Paarungsritualen. Menschen treffen sich an dafür geeigneten Orten wie Restaurants oder Kinos und reden über Alltägliches. Falls das Reden über Alltägliches gut läuft, fangen sie irgendwann an, sich anzufassen. Menschliche Paarung ist nur unwesentlich komplexer als die Vermehrungsrituale des Kakapo. Auch der Kakapo braucht einen bestimmten Ort zur Paarung: eine Mulde im Boden. (…)

a very very VERY scary house

“Investigate the scariest house you’ve ever seen!”

Spukhäuser sind vor allem deshalb so furchteinflößend, weil sie uns mit dem Unbekannten konfrontieren. In ihnen lauert nicht unbedingt das schiere Grauen, dafür aber das Fremdartige, das Seltsame, das Ungewohnte. Gerade wer es sich gerne auf der heimischen Couch bequem macht fürchtet das, was in anderen Häusern lauert. (…)

GBJam 2: Burning Horizon

Das Gute am Weltraum ist ja vor allem, dass er keinen Widerstand leistet. Egal, ob in Gradius oder R-Type: Wer ein Raumschiff durch den luftleeren Äther des Alls bewegt, hat es nur mit fiesen Aliens zu tun, nicht jedoch mit physikalischen Widerständen der Umwelt. Das Raumschiff lässt sich exakt steuern, folgt jedem Tastendruck sofort und die Bewegung endet, sobald der Spieler die Taste wieder loslässt. (…)

Forged of Steel and Wife to Fire

Falls Anna Anthropy recht hat, sind menschliche Beziehungen ein einziger Kampf. Wenn in einer Partnerschaft nicht beide Parteien permanent aneinander arbeiten, driften sie unweigerlich auseinander. Gehen sie jedoch aufeinander zu, verliert eine Seite und die andere gewinnt. In Anna Anthropys Spieleuniversum übersetzt heißt das: Der Mensch mit dem Wikingerhelm macht einen Vorschlag, aber der Mensch mit den roten Haaren weiß nicht adäquat darauf zu reagieren – er wird also ein paar Meter nach hinten geschleudert und damit ein paar Meter näher an die Guillotine. (…)

GBJam 2: Jack B. Nimble

Warum fallen eigentlich in den klassischen Castlevania-Spielen Gegenstände aus den Kerzen, wenn der jeweilige Belmont-Spross mit seiner Peitsche auf sie einschlägt? Ich weiß es nicht und auch sonst weiß es niemand! Auch der Entdecker, Liebhaber und Abenteurer Jack B. Nimble nicht, der im gleichnamigen Spiel ebenfalls Kerzen auspeitscht. Im Rahmen des zweiten GBJam erschuf Entwickler Sean Noonan mit Jack B. (…)

GBJam 2: Dungeon

Kreativität gedeiht besonders gut dann, wenn die kreativen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Der beste Beweis dafür ist der Game Boy. Nintendos Handheld-Konsole hatte eine Auflösung von 160 mal 144 Pixel und konnte ganze vier Farben darstellen, die sich bekanntlich auch nur in matschigen Gelb- und Brauntönen zeigten. Es liegt nur nahe, dass sich die Game Jams der Jetztzeit diesen kreativen Druck zunutze machen: Mit der zweiten Ausgabe des GBJam, einem Entwicklerwettbewerb der allein dem Charme von Nintendos klassischer grauer Batterienkiste gewidmet ist. (…)

Zzzz-Zzzz-Zzzz

Beim Einschlafen gibt es einen kurzen Moment, in dem der menschliche Körper noch nicht wirklich schläft, aber bereits anfängt zu träumen. Wer aufmerksam in sich hineinhört, kann spüren, wie das Hirn beginnt, nicht mehr von bewussten und zielgerichteten Gedanken, sondern von ziellos umherschwirrenden Erinnerungsfetzen dominiert zu werden. Das Gehirn arbeitet 24 Stunden am Tag – wenn der Mensch selbst am Ende seiner Kräfte ist und sich zur Ruhe legt, beschäftigt es sich in der Zwischenzeit mit Träumen. (…)

Donkey Me

Wenn sich im Jahr 1981 jemand einem Spiel widmete, blieb ihm nichts anderes übrig, als kreativ zu werden. Denn die Grafik damaliger Titel war rudimentär, ohne Vorstellungskraft waren in vielen Spielen nur farbige Pixel zu erkennen. Heute habe ich diese Vorstellungskraft nahezu verloren. Ich will meinen Kopf nicht anstrengen müssen um mir vorzustellen, worum es geht. (…)

Battle Worlds: Kronos

Echtzeitstrategie mag jahrelang das beliebteste PC-Spielegenre überhaupt gewesen sein, aber es war nie ein echter Genuss. Schnell klicken, Mausgeschwindigkeit optimieren, auswendig lernen, welches Gebäude wo und wann gebaut werden sollte – wer will das schon? Im DOS-Zeitalter setzten Connaisseure daher auf Rundenstrategie. Um den in der Fachpresse vielzitierten Genre-Thron stritten seinerzeit Panzer General und Battle Isle. (…)

Markus Grundmann

Markus ist Jahrgang 1981 – das Jahr, in dem Ronald Reagan Präsident der USA wurde und Deutschland noch einen Kette rauchenden Bundeskanzler hatte. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in einer Doppelhaushälfte am Rande eines beschaulichen Hügels, auf dessen Spitze ein Alarmturm stand, der im kalten Krieg regelmäßig seine markerschütternd laute Funktion erprobte. Seinen ersten Kontakt mit Videospielen erlebte Markus in einem Österreich-Urlaub. Von der Pracht des NES geblendet, gab es danach kein Halten mehr. Seither hat Markus praktisch nicht mehr aufgehört zu spielen, nur keine Sportspiele, die mochte er noch nie. Um sich das alles leisten zu können, arbeitet Markus als Redakteur.