Autor: Benjamin Filitz

Benjamin Filitz

Geoguessr

Ich sitze im Zug und mache Dinge, die man im Zug so macht: Den angetrunkenen Kegelclub ignorieren. Den Bulettengeruch des Sitznachbarn ausblenden. Die Dame, die es auf meinen Sitzplatz abgesehen hat, freundlich darauf hinweisen, dass sie sich im falschen Zug befindet. Zugdinge eben. Vorwiegend jedoch starre ich aus dem Fenster. Aber nicht die Pfützen, die das abschwellende Hochwasser auf den Feldern hinterlassen hat, erhaschen meine Aufmerksamkeit, nein. (…)

Mars Colonies

Minimalismus macht alle Dinge besser. Sommer ohne Wespen, Gesichter ohne Schminke, Telefone ohne Tasten. Doch es gibt Fälle, in denen ist Minimalismus die falsche Antwort. Fälle, in denen verspielter Kitsch statt abstrakter Formensprache absolut notwendig ist. Fälle, in denen man wuseligen Pixelmännchen beim Wuseln zusehen will: Die Rede ist von Aufbau-Strategiespielen. (…)

Receiver

Die Antithese zu Schießbuden-Spielen wie Call of Duty hatte ich mir immer als großes Drama vorgestellt. Ein episches Spiel, in dem man das Leben jedes einzelnen Menschen nachspielen muss, den man im Gefecht tötet. Eine krude Mischung aus Militärshooter, Adventure, Highschool-Dating-RPG und Gassi-geh-Simulator, in dem auf zwei Sekunden Granatfeuer zwei Stunden beschaulicher Lebenslauf folgen. (…)

Ludum Dare 26: Hyperdimensional Gorofu Shot Champion

Der werte Herr Standke spielt derzeit alle Spiele des Ludum Dares Nummer 26 — alle 2.347. In Worten: Zweitausenddreihundertvierundsiebzig.
Das und übermäßiger Genuss von Rotwein scheinen der geistigen Gesundheit des guten Mannes nicht zuträglich zu sein. Nur so kann ich es mir erklären, dass er Hyperdimensional Gorofu Shot Champion für ein empfehlenswertes Spiel hält. (…)

Re: A MAZE Indie Connect 2013

Trotz des Besuches auf der A MAZE Indie Connect bleibt mir der Name ein Rätsel. Ist A MAZE nur für die Wortspiele zuständig? Ist Indie Connect nur ein Untertitel wie “Amaze – Fels der Entscheidung”? Dass die Veranstaltung nicht nur eine, sondern gleich zwei extrem unterschiedliche Webseiten unter amaze-festival.de und amaze-indieconnect.de pflegt, macht die Verwirrung komplett. (…)

Kentucky Fried Zero – English Edition

This is the first part of our analysis of Kentucky Route Zero.
Original by Magnus Hildebrandt, translation by Dennis Kogel
Deutsche Versionen: Teil 1, Teil 2, Teil 3
English versions: part 1, part 2, part 3

Kentucky Route Zero, the Kickstarter funded adventure about a delivery driver searching for an unknown address in a surrealist Kentucky, is an exceptional game. (…)

Alphalevel: Gunpoint

Konjunktionen sind die Stromkabel der Grammatik, denn sie verbinden ansonsten langweilige Satzteile zu interessanten, sinnhaften Konstrukten: Ich liebe Superlevel, wenn die Sonne scheint. Ich spiele Super Hexagon, obwohl ich schlecht bin. Lustige, merkwürdige oder ganz und gar nutzlose Dinge geschehen, oder man mit ihnen spielt, sie austauscht wenn verdreht.

Gunpoint ist “Konjunktionen: The Indie-Game” – wenn Konjunktionen Stromkabel sind und die deutsche Grammatik eine düstere Pixelzukunft. (…)

Slender: The Arrival

Während Horrorfilme und -Literatur umständliche Konstruktionen wie Found-Footage, Tagebücher und Identifikationsfiguren verwenden, um die Einschränkungen ihrer indirekten Erzählweise zu überlisten, können Videospiele den Schrecken direkt erfahrbar machen. Ein bisschen Interaktion, einfache Bewegung im dreidimensionalen Raum und unser Hirn lässt sich davon überzeugen, dass die Spielwelt wie die Realität funktioniert. (…)

Alphalevel: Avant-Garde

“Kommen wir nun zu einer besonders gewagten Darstellung: Die Auflösung des Künstlers in seine elementaren Bestandteile, die Reduktion der Kunst auf simple Mathematik. Beachten sie die stringente Linienführung! Form 2, Perspektive 1, Komposition 1, Farbe 1, Ausdruck 5. Welch scharfsinnige Beobachtung, welch expressive Kraft!”

Ich wähle einen schlichten Ansatz für mein erstes Werk auf französischem Boden, ein Stilleben in Tusche: Der grüne Barsch. (…)

Tropes vs Women in Video Games

Egal ob Sexismus, Gewaltdarstellung oder Suchtpotenzial — die Spielerschaft scheint ein enormes Problem mit Selbstreflexion zu haben. Bereits die Ankündigung einer kritischen Position scheint auszureichen, um Foren, Kommentare und Blogs mit Hass und Missgunst zu füllen — so geschehen bei der Spendensammlung für eine Videoreihe zum Thema Frauendarstellung in Videospielen. Siegerin der unsäglichen “Debatte” war am Ende Anita Sarkeesian, die statt der angepeilten 6.000 $ Crowdfunding fast 160.000 $ für die Produktion ihrer Reihe bekam. (…)

Benjamin Filitz

Kindheit, Star Trek, irgendwas mit Videospielen. Ben wohnt im Internet, in Naumburg und in Bielefeld – er kennt die Witze bereits, danke schön – wo er Kinder-Ärgern und Eltern-Beruhigen studiert. Er hasst Videospiele von ganzem Herzen, es sei denn sie enthalten Raumschiffe und/oder Explosionen.