Archiv: #blast from the past
Superlevel-Autorinnen und -Autoren sowie geladene Gäste berichten
über prägende Spiele und Spielerlebnisse aus der Kindheit und Jugend.
Superlevel-Autorinnen und -Autoren sowie geladene Gäste berichten
über prägende Spiele und Spielerlebnisse aus der Kindheit und Jugend.
Es müssen die Sommerferien im Jahr 2000 gewesen sein. Wladimir Putin war gerade mal einige Monate im Amt, die örtlichen Kinos zeigten Filme wie “High Fidelity” oder “Scream 3” und ich war auf dem Weg zu Tante und Onkel. Ferien. Ferien, in denen mein Onkel eines Abends vorschlug, mal dieses neue Spiel anzutesten, das er sich aus der Videothek geliehen hatte: Metal Gear Solid. (…)
Outcast ist vermutlich allein deshalb ein spezielles Spiel für mich, weil es bis heute der einzige Titel ist, den ich als “Special Edition” erwarb. Es war nicht geplant, doch als ich im Sommer 1999 in der Technik-Abteilung der Wiesbadener Hertie-Filiale stand, um ein Spiel für die Sommerferien zu kaufen und ich unbedingt Outcast haben wollte, gab es nichts anderes. (…)
Wenn mich jemand fragt, welche Buchstaben meine Kindheit geprägt haben, würde ich wohl ohne mit der Wimper zu zucken diese drei Codes herunterrasseln – dabei hätte ich sie damals eigentlich gar nicht kennen dürfen. Als ich sie mir ins Hirn brannte, war ich nicht nur viel zu jung, um sie überhaupt anwenden zu dürfen, sie waren in Deutschland noch dazu verboten. (…)
Ein Gastartikel von Heinrich Lenhardt. Der Text stammt aus dem eBook Lenhardts Spielejahr 1984, in dem Heinrich neben Summer Games 49 weitere Spiele vorstellt.
Die weißen Tauben, die anlässlich der Entzündung des pseudo-olympischen Feuers über den Bildschirm flatterten, verkündeten den Sieger des Heimcomputer-Wettkampfs in der 8-Bit-Gewichtsklasse. Mit der aufwendigen Eröffnungszeremonie von Summer Games unterstrich das Entwicklungsstudio Epyx die audio-visuelle Pracht, zu welcher der Commodore 64 fähig war. (…)
Mitte der Neunziger habe ich das Speedrunning erfunden. Das wirkt heute wie eine schamlose Übertreibung und ist tatsächlich eine dreiste Lüge, aber ich war damals höchsten zehn Jahre alt, immens von mir selbst überzeugt und in meinem Dorf gab es zwar viele Kühe, aber keine davon war Speedrunner oder hatte einen Internetanschluss. (…)
Zu Kindheitserinnerungen zurückzukehren ist oft eine Enttäuschung. So wie die Rutsche auf dem Spielplatz auf einmal nicht mehr bis in den Himmel ragt, wirken die durchlebten, virtuellen Abenteuer auf einmal klein und belanglos. Manchmal ist aber das Gegenteil der Fall und die Erinnerung gewinnt mit erneuter Betrachtung sogar noch an Größe hinzu. (…)
Lufia ist zwar nicht das erste Videospiel, dass ich in meiner Kindheit spielen durfte, aber dafür das einzige Spiel, bei dem meine traurigen Erinnerungen sehr stark mit den glücklichen ringen. Freude, Innigkeit und Sympathie trafen auf Trauer, Wut und Unverständnis. Meine Geschichte mit Lufia ist von Verlusten geprägt; den größten davon erlitt ich bereits, bevor ich überhaupt wusste, wie sehr ich mich einmal in das Spiel verlieben werde. (…)
Auf den ersten Blick sieht Archon wie krude gepixeltes Schach aus. Tatsächlich ist es aber ein (fast) zufallsloses, rundenbasiertes Strategiespiel mit asymmetrischen Parteien sowie mehreren Siegbedingungen und spannende Duell-Action mit Deckung, verschiedenen Angriffen und Geländevorteil. Und nein, diesmal hab ich nicht aus Versehen zwei Programme zusammengewurschtelt.
In Archon: The Light and the Dark, wie es mit vollem Namen heißt, streiten die Armeen des Lichts und der Dunkelheit darum, sich entweder gegenseitig zu vernichten oder fünf magische Punkte auf dem schachähnlichen Spielbrett einzunehmen. (…)
Im Minigolf gibt es weiche Bälle, schnelle Bälle, Turbobälle, harte Bälle, leichte Bälle, schwere Bälle. Bälle für den Weitschuss, Bälle für die Bahn mit Rampen, Bälle für die Tunnels, Bälle für die Bahn mit Kurven, Bälle fürs letzte Einlochen an der Bahn 18 und Bälle für den ganzen anderen Scheiß. Jede Situation auf der Bahn, und sei sie noch so verzwickt, verliert ihren Schrecken, wenn man nur den richtigen Ball zur Hand hat. (…)
Es ist ein gewaltiges Missverständnis, dass der Protagonist von Gothic als namenloser Held bekannt geworden ist. Die zwei Worte, die er herausbringt, bevor er von Begrüßer Diego rüde unterbrochen wird, deuten etwas anderes an. Kein “Ich erinnere mich nicht”, kein “Ich weiß es nicht”, oder deren Verkürzungen, sondern “Ich bin”. Er hat wohl schon einen Namen, bloß interessiert sich niemand dafür. Niemand hat auf ihn gewartet. In der Hierarchie der Strafkolonie Khorinis ist er nicht etwa der große Held, sondern einfach der Neue. Seine Vergangenheit ist irrelevant, seinen Platz in der rauen Hackordnung muss er sich erst verdienen. (…)
Im Sommer ’88 ging es abwärts mit mir. Ich war neun, und anstatt mit Vater und Onkel im Kino Crocodile Dundee 2 (1. Februar, 22:15 Uhr auf SAT.1) zu schauen, lügte ich ihnen frech und rückblickend erschreckend offensichtlich ins Gesicht, dass ich diesen Film ob der Grausamkeiten der Hauptfigur gegenüber Tieren nicht schauen wolle, allein aus dem Grund, meine erste Begegnung mit dem Medium Videospiel um zweieinhalb Stunden zu verlängern. (…)
Es gab eine Phase, da war ich wie besessen – und zwar lange vor World of Warcraft. Mein Studium war erst seit kurzem vorüber und ich hatte mich noch nicht ganz von meinen ersten finanziellen Abenteuern erholt: Einem Volontariat und der Tätigkeit als freie Autorin. Trotzdem hob ich Geld vom Sparbuch ab und erwarb bei Amazon für 888 D-Mark eine Playstation 2. (…)
Als Fabu mich fragte, ob ich nicht etwas zur “Blast from the Past”-Serie beizutragen hätte, wusste er vermutlich nicht, dass er eine Rolle in der folgenden Geschichte spielen würde, die ihren Ursprung vor elf Jahren fand.
Kurzer Zwischenstand meines Lebens: Ich werde bald 25 Jahre alt, wohne in meiner ersten wirklich eigenen, ungeteilten Wohnung und verdiene mein Geld mit User Interface und User Experience Design. (…)
Die Packung war golden, auf dem Cover ein blonder Typ im Kettenhemd, der von einem echsenartigen Wesen überfallen wird. Das Logo oben hat sich auch wegen der noch folgenden Spiele so tief in mein Gehirn eingebrannt, dass mich auch heute noch ein Pawlow’scher Restreflex an Endorphin ereilt, wenn ich es sehe: “SSI” stand da, Strategic Simulations Inc. (…)
Vor einigen Jahren brannte in Dortmund manchmal lichterloh der Abendhimmel. Orangenes Licht strahlte über den Dächern sämtlicher Vororte und ließ für einen Moment den Eindruck erwecken, die Stadt wäre wie Rom in Flammen aufgegangen. Verunsichert blickten meine Kinderaugen damals gen Himmel und ich erwartete den Regen von Asche und brennenden Gegenständen. (…)