Selten ergibt sich die Möglichkeit, so voreingenommen über ein Spiel zu berichten wie über eines aus der Anno-Reihe. Die Voreingenommenheit entsteht ganz einfach aus der langjährigen Spielerfahrung mit vorhergehenden Titeln und selbst wenn man sich mit aller Kraft dagegen stemmt, das neue Anno 2205 wird bei der Betrachtung nie für sich stehen können. (…)
Train Valley: Die Weichen sind verstellt
Manche Spiele versuchen einen erfolgreich mit absolut misstönender, grauenvoller Musik vom Spielen abzuhalten. Einige Entwickler kommen sogar auf die perfide Idee, hässliche Wischi-Waschi-Texturen und eine Benutzeroberfläche im Stile der 1990er zu integrieren, nur um von der spannenden Rätselmechanik abzulenken. Die drei Entwickler von Train Valley hätten es mit eben jenen Mitteln fast geschafft, aber ich habe diesen Trick durchschaut und einfach weitergespielt! (…)
Von geteilten Bildschirmen und getrennten Verbindungen
Das Verhältnis von Beziehungen und Spielen kann ein Problem sein, das mir dieses Jahr besonders bewusst wurde. Es begann damit, dass ich mich nach einem Jahr Fortbleibens wieder auf meinem Minecraft-Server einloggte. Diesen Server hatte ich zuletzt mit einer Sommerliebelei besucht und wir waren gemeinsam im Nether verloren gegangen. Unsere Bekanntschaft war noch recht frisch und sich zu zweit auf engstem Raum durch Tunnel zu graben, wirkte aufgrund der digital vermittelten Nähe sicher nicht nur auf mich befremdlich. (…)
DOLLY: Äußere Werte
Jagoda Ein Spiel ist wie ein Sonntagsausflug. Man tankt das Auto voll, packt die Sachen zusammen und hofft, dass das Wetter hält. Sollte der Ausflug aber wie bei DOLLY durch einen Blutmond verziert werden, ist Obacht zu wahren! Denn, so die Mythologie, in Zeiten des roten Mondes sind die Grenzen zwischen unserer und der Welt der Geister besonders durchlässig. (…)
Kein Remake von Spyro: Kyro
Manche Spiele genießt man wegen der Story, der unwiderstehlichen Charaktere, der herausfordernden Spielmechanik oder der umwerfenden Optik. Genau nichts davon zeichnet das in drei Wochen zusammengezimmerte Kyro aus. Darin spielt man ein blaues Einhornmädchen (?) und versucht, eine durch typische Blöcke und Monster versperrte Tür zu erreichen. Zu Hilfe kommt einem dabei ein kleines Teleportsteinchen, das glitzert und daher ziemlich wertvoll sein muss. (…)
The Marvellous Miss Take: Ein Heist sie zu knechten
Gestatten: Take. Miss Sophia Take. Sollten Sie ein Liebhaber bildender Künste und moderner Diebesakrobatik sein, heiße ich Sie willkommen in meinem äußerst bescheidenen Domizil. Ah, Sie linsen schon zum Ostflügel, ja zu Recht, exquisiter Geschmack, der Herr! Den “Monet, Monet, Monet”-Trakt des Hauses habe ich ganz dem verblüffenden Impressionismus gewidmet, von Renoir bis Turner finden Sie hier jede Stilblüte des frühen 20. (…)
Nekra Psaria: Bizarr ist nicht genug
lieblich reizend morbide symbolisch wohlig zynisch wollig freundlich bizarr Nekra Psaria hübsch einzigartig zart beunruhigend sensibel sorgfältig verwirrend niedlich großartig bitter kreativ selbstbewusst erzählerisch beängstigend laut schrill gesittet wohlerzogen postapokalyptisch hübsch krächzend gefällig seltsam wtf detailliert lecker dunkel schnuckelig künstlich erregend widerlich flauschig grob point&click nett ungeheuerlich gewissenhaft süß bedrohlich wohlriechend grotesk putzig originell erfrischend spielenswert (…)
Sometimes You Die: ∞
Du liest diesen Text mit ganz bestimmten Erwartungen. Vielleicht hat dich der Screenshot angesprochen und das minimalistische Design dein Interesse geweckt. Möglicherweise war es aber auch der Titel des Textes, der dich zu einem zweiten Blick bewog. Sometimes You Die klingt natürlich schon etwas merkwürdig. Gewöhnlich pflegen wir nur einmal zu sterben und dann hat sich dieses vermutlich unangenehme Prozedere auch für immer erledigt. (…)
Rick and Morty's Rushed Licensed Adventure: Ein Adventure wie ein Adventure
“Ich werd’ zu alt für diesen Scheiß.” war mein erster Gedanke während des kurzen Introvideos von Rick and Morty’s Rushed Licensed Adventure und nachdem ich den ersten Rülpswitz überstanden geglaubt hatte. Aber das konnte, nein, das durfte einfach nicht sein! Vor meinem inneren Auge manifestierten sich die Buchstaben der höheren Autorität, die mir dieses Spiel mit den Worten “Ich lachte” so subtil und heimelig empfahl. (…)
Heartwood: Dröhnenden Schrittes ins Nichts
Manche Spiele treffen direkt einen fiesen Nerv. Sie rütteln etwas auf, wie es sonst nur ein zu schnell getrunkener, eiskalter Squishee tun könnte. Allerdings wird im Fall von Heartwood nicht das Gehirn anekdotenwürdig eingefroren, sondern etwas Anderes breitet sich wundersam in der Magengegend aus und befeuert das Gefühlszentrum mit Eindrücken.
Heartwood ist ein kurzes, atmosphärisches Spielerlebnis, welches ihr euch kostenlos für Windows oder Mac herunterladen könnt. (…)
Monument Valley: In perfekter Harmonie
“Alles fließt.” sagte schon Heraklit vor über 2.000 Jahren und es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Heraklit Monument Valley bereits kannte oder damit vorhersagte. Für mich war das Erlebnis des Fließenden das alles überragende Gefühl während der kurzen, aber eindrucksvollen Spielzeit mit Monument Valley.
Das grundlegende Spielprinzip ist schnell erklärt: Wir bewegen eine kleine Prinzessin durch eine in Level aufgeteilte Spielwelt, die so bezaubernd, wie irreführend zugleich ist. (…)
Oquonie: Verwirrend schön
Die Wüstenameise (Cataglyphis fortis) ist ein ziemliches trickreiches Wesen. Klar, sie überlebt ja auch in der Wüste. Aber diese These lässt sich sogar wissenschaftlich untermauern: Wenn man einer Wüstenameise nämlich die Beine ein Stück weit amputiert – alles für die Wissenschaft! – oder aber sie künstlich mit Schweineborsten verlängert, dann verläuft sie sich einfach. (…)
Tengami: Bitte umblättern!
Ruhe, Sanftheit, Schönheit. Mit diesen drei Attributen ist über Tengami beinahe alles gesagt, was man als geneigter Spieler wissen muss. Der am 20. Februar erschienene iOS-Titel hat durch seinen meditativen Charme eine unwiderstehliche Wirkung auf mich ausgeübt. Die Sanftheit findet sich sowohl in der Spielmechanik als auch in der unaufgeregten Optik wieder. (…)
Stille Wasser sind … Thief
Zehn Jahre. Zehn unglaublich lange Jahre musste ich warten, um das Gefühl des geschickten Schattenhuschens und der diebischen Überlegenheit wieder erleben zu dürfen. Eine ähnlich lange Zeit wartete ich bisher nur auf Diablo 3, doch im Gegensatz dazu, hat Thief mich kaum wenig fast gar nicht enttäuscht. Auch wenn sich die Kritiker ganz offensichtlich einig darüber sind, dass Thief kein besonders gutes Spiel ist, war es für mich wie nach Hause kommen. (…)
R3LAX: OFFS3T
End1ich ist OFFS3T d4: Das spielerische Äquivalent zum M4ndala 4usma1en! Dabei drehe und vergrößere ich die VVelt, wie 5ie mir gefä11t. Manchmal schwierig, meistens 1eicht und entsp4nnend.
VVarum aber der Tite1 in Leetspe4k gehalten ist, i5t eines der wenigen Rät5el, die sich hier nicht 1ösen lassen. Irgendvvas mit Kontr4st von digita1em Zeitalt0r und der Kr4ft durch unberührte Natur? (…)