Autor: Markus Grundmann

Markus Grundmann

Ether One: Demenz, Depression, sterile Erinnerungen

Demenz ist für Angehörige zu Beginn leicht zu verleugnen. Wenn ein geliebter Mensch häufiger mal Salz mit Zucker verwechselt, geht das gut als Schrulligkeit durch. Dann kommen vergessene Termine. Dann liegt die Brille nicht mehr auf dem Nachttisch, sondern im Kühlschrank, die Tischdecke liegt neben der Unterwäsche und in den Kochtöpfen stecken die Pantoffeln. (…)

A Purr Tale: Melancholischer Katzencontent

Schauspielschüler lernen für gewöhnlich nicht nur, wie sie menschliche Rollen besonders gut darstellen, sondern auch, wie sie sich in jedes beliebige Etwas hineinversetzen können, das auf unserem Erdboden existiert. Sie lernen Stühle zu sein, Fernseher, Kugelschreiber oder eine Schachtel Zigaretten. Natürlich stellen sie auch Tiere dar: Heulende Seelöwen, Hunde, die Menschen beim Joggen stören, oder Kakapo. (…)

History of Super Mario

Bei seinem ersten Auftritt in Donkey Kong hieß Super Mario noch Jumpman, seinen Bart verdankt er der Tatsache, dass bei so wenigen Pixeln kein Raum für einen Mund war, das amerikanische und europäische Super Mario Bros. 2 ist eigentlich eine Kopie von Dokey Dokey Panic mit anderen Spielfiguren – so gut wie alle Fakten um Nintendos Maskottchen sind so bekannt, dass niemand, der sich auch nur einigermaßen für Videospiele interessiert, an ihnen vorbeikommt. (…)

Tony Eagle: Amateur Skateboarding

In meiner wilden weitgehend ereignislosen Studentenzeit lebte ich, wie sich das gehört, in einer Wohngemeinschaft. Einer meiner Mitbewohner war leidenschaftlicher Fan der Tony Hawk-Spiele und ersetze bereits in den ersten Semestern diverse Einführungsseminare durch das virtuelle Skateboard. Ich habe die Faszination für die Spiele leider nie verstehen können und werde den Verdacht nicht los, dass ich es stets mit anderen Augen wahrgenommen habe als der Rest der Menschheit. (…)

Shippo Neko and the Missing Fried Shrimp: 行方不明のエビフライ

Die Beziehung der Menschen zur Katze ist so eigenartig wie vielfältig. Glaubten die Menschen im alten Ägypten noch, Katzen hätten eine direkte Verbindung zu den Göttern, hat es heute die halbe Welt zu ihrer Mission erklärt, dass Internet mit Katzenvideos anzufüllen. In Japan herrscht dagegen offenbar der Volksglaube, Katzen könnten aus ihren Schwänzen überproportional große Pistolenkugeln verschießen, um sich damit ihrer Feinde zu erwehren – das zumindest ist die Lehre, die ich aus Shippo Neko and the Missing Fried Shrimp ziehe. (…)

Liitmeis: The Sound of Silence

Macht ein Baum, der im Wald umfällt, auch dann ein Geräusch, wenn ihn niemand hört? Wo ist der Wind, wenn er nicht weht? Und wie klingt eine einzelne Hand, die klatscht? Ich war in meiner Schulzeit kein Kind, das gerne frühreif die Poesiealben seiner Banknachbarinnen mit schlauen Sprüchen befüllt hat – wäre ich eines gewesen, hätte ich solche Phrasen aber garantiert so gut wie immer geschrieben. (…)

Tox: Drogenstars gegen Comics

Ich weiß, Witze über Drogen sind abgedroschen. Nur Hinterwäldler fragen sich noch, was jemand, der bunte Bilder malt, wohl geraucht haben mag. Nur, wer Schnelligkeit als Bedrohung empfindet, erklärt, dass jemand, der etwas in Windeseile erledigt, wohl auf Speed sei. Nur, wer noch nie mit Kater in den Spiegel gesehen hat, behauptet, jemand sähe aus wie auf Crack. (…)

The Hero Business: Wie kann ich Ihnen helfen?

Rollenspiele sind Dienstleistungswüsten. Händler stehen in ihnen oft tagein tagaus am gleichen Fleck und kümmern sich ausschließlich darum, dass sie für ihre Waren die richtige Menge Geld erhalten. Moneten, Schotter, Knete ist alles, worum es ihnen geht. Dabei könnten sie in ihrem Beruf so viel mehr erreichen, würden sie nur für eine Sekunde auch an die Bedürfnisse ihrer Kunden denken. (…)

Cyroad: Fahrn, fahrn, fahrn, auf der Autobahn

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sprachen die Menschen in lustigen Metaphern von Computern und dem Internet. Inspiriert von Filmen wie Tron nannten sie alles, das irgendwie mit digitalen Daten und Netzwerken zu tun hatte, Cyberspace und wer sich darin bewegte, surfte auf der Datenautobahn – ein Wort, das heute glücklicherweise so gut wie ausgestorben ist. (…)

TubeStar: YouTube killed the Video Star

Ich kann mir nicht wirklich gut vorstellen, aktiver YouTuber zu sein. Gute Videos aufzunehmen und zu schneiden ist ein riesiger Aufwand und wer nicht bereit ist, einen großen Teil seiner Freizeit in dieses Hobby hineinzuinvestieren, läuft schnell Gefahr, unansehnlichen Trash zu produzieren. Für Menschen wie mich hat Entwickler Mike Hall TubeStar programmiert: Ein Managerspiel, das es mir erlaubt, mich in den schwierigen Alltag eines semiprofessionellen YouTubers hineinzuversetzen. (…)

The Tallest Building: Abstrakte Akrophobie

Immer wenn ich einen der alten Star Wars-Filme sehe, frage ich mich, wer eigentlich der Architekt des Imperiums gewesen sein mag. Zwar hat er einen imposanten Todesstern erschaffen – Sicherheitsmaßnahmen sucht der kritische Stormtrooper aber vergebens. Die Techniker stehen beim Abschuss des Superlasers direkt daneben, Müllschächte werden vor ihrer Aktivierung nicht auf etwaiges Leben überprüft und es gibt nirgendwo Geländer, weshalb die Menschen häufig in bodenlose Abgründe stürzen. (…)

TrademarkVille™: Wo Prosa zu Poesie wird

In der magischen Lollipopstadt TrademarkVille™ herrscht ein grantiger König, der Wörter sooo gern hat, dass er jedes einzelne von ihnen sofort gesetzlich schützen und zu seinem geistigen Eigentum erklären lässt. Das einst glückliche Volk von TrademarkVille™ ist nun gezwungen, seine Sprache komplett umzustellen und immer kompliziertere Wege zu finden, Gedanken in Worte zu fassen. (…)

Return to Tolagal: So wertvoll wie ein kleines Steak

Nicht einmal der arroganteste Fernsehkoch möchte immer nur durchdesignte Sternemenüs essen. Menschen sehnen sich kulinarisch hin und wieder nach etwas Einfachem, das ihren Magen füllt und sie dabei glücklich macht – etwas, bei dem sie nicht über die Interpretation angeblicher Geschmacksexplosionen auf ihren Zungen nachdenken müssen: Nudeln, Käsebrot, Kloß mit Soß! (…)

Markus Grundmann

Markus ist Jahrgang 1981 – das Jahr, in dem Ronald Reagan Präsident der USA wurde und Deutschland noch einen Kette rauchenden Bundeskanzler hatte. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in einer Doppelhaushälfte am Rande eines beschaulichen Hügels, auf dessen Spitze ein Alarmturm stand, der im kalten Krieg regelmäßig seine markerschütternd laute Funktion erprobte. Seinen ersten Kontakt mit Videospielen erlebte Markus in einem Österreich-Urlaub. Von der Pracht des NES geblendet, gab es danach kein Halten mehr. Seither hat Markus praktisch nicht mehr aufgehört zu spielen, nur keine Sportspiele, die mochte er noch nie. Um sich das alles leisten zu können, arbeitet Markus als Redakteur.