Archiv: #blast from the past
Superlevel-Autorinnen und -Autoren sowie geladene Gäste berichten
über prägende Spiele und Spielerlebnisse aus der Kindheit und Jugend.
Superlevel-Autorinnen und -Autoren sowie geladene Gäste berichten
über prägende Spiele und Spielerlebnisse aus der Kindheit und Jugend.
Adventures sind die Spiele meiner Kindheit. Lange war das Adventure für mich die Essenz des Computerspiels überhaupt: Verrückte Geschichten, exotische Welten, nervenaufreibende Rätsel und das unvergleichliche Glücksgefühl, wenn ich nach tagelangem Verzweifeln plötzlich den Durchbruch geschafft hatte. Mehr, dachte ich, könnten mir Spiele niemals bieten. Sicher, das war ein voreiliges Urteil. (…)
Mein Vater hatte immer die cooleren Sachen. Ich glaube, das ist eine Erfahrung von Scheidungskindern, über die kaum jemand spricht: Wenn die Väter ausziehen, füllen sie die Leere in ihrer Wohnung (wollte ich kitschig werden, ich könnte schreiben: und die Leere in ihren Herzen, aber die Sache ist ja immer komplizierter als das) mit klasse Spielkram. (…)
Kalifornien – auf der Flagge ein Grizzly
Für die einen mag es Tupac und seine California Love, für die anderen California Dreaming von dieser einen Zottelband sein – MEINE Lieblings-Erinnerung an Kalifornien ist ein Spiel: California Games. (…)
Als der spätere Gears of War-Erfinder Cliff Bleszinzki seinen ersten Hit produziert, bin ich sechs Jahre alt. Es ist 1994, der grüne Hase Jazz Jackrabbit kämpft gegen Weltraumschildkröten und ich habe keine Ahnung, was Videospiele sind. (…)
Veränderungen sind Prozesse. Wie radikal die Erfindung des Buchdrucks auch gewesen ist, es hat Jahre gedauert, das Verfahren zu optimieren, Jahrzehnte um sich durchzusetzen, Jahrhunderte um Religion, Wissenschaft und Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Auch wenn der König gestürzt wurde, brauchte die Revolution Zeit, um das alte System neu zu ordnen und Kontinuitäten, im Guten wie im Schlechten, waren stets unvermeidlich. (…)
Selten musste ich für einen Artikel so weit ausholen wie für diesen, selten so tief in meinen Erinnerungen wühlen, selten so angestrengt versuchen, verschiedene Ereignisse meiner Kindheit in die richtige Reihenfolge zu bringen. Es muss Ende der 80er Jahre gewesen sein, als ich das erste Mal mit einem Videospiel in Berührung kam. (…)
Durch Tekken 2 habe ich gelernt, was es mit diesem muscle memory auf sich hat. Wenn mir heute jemand einen Playstation-Controller in die Hand gibt und nach der Ellbogen-Faustschlag-Kombination von Paul Phoenix verlangt, dann huschen die Daumen wie von allein über das Gamepad. Gleiches gilt für die nicht enden wollende Trittfolge des Bruce Lee-Verschnitts Marshall Law. (…)
Ich bin ein Kriegsverbrecher. Passiert ist das in einem kleinen französischen Örtchen, von dem ich nicht mal den Namen kenne. Der fing aber wohl bestimmt mit “Saint” an und endete mit “sur l’Église”. Eben ein französisches Bilderbuchdörfchen – mit Kirche im Zentrum, einem kleinen Marktplatz, der von Café und Kramersläden eingerahmt wurde. (…)
Es muss 1994 oder 1995 gewesen sein, als ich beim Durchwühlen einer Kiste in dem kleinen Second-Hand-Laden meines Heimatdorfes auf etwas Wundersames stieß: Mein erstes Videospiel. Das kleine, hüllenlose Game Boy-Modul schien, gut versteckt in einer dunklen Ecke, nur auf mich gewartet zu haben, und so lag ich meiner Mutter derart lange in den Ohren, bis sie mir das Spiel schließlich entnervt kaufte. (…)
Als ich 1994 mit meiner Mutter nach Hamburg-Harburg fuhr, um neue Vorhänge zu kaufen, wohnten wir noch im dörflichen Speckgürtel der Stadt, so dass selbst jener südliche Schandfleck dieser ansonsten so prachtvollen Weltstadt einen ähnlich überwältigenden Eindruck wie Disneyland bei mir hinterließ. Hier gab es alles, was es bei uns im Kaff nicht gab: eine Fußgängerzone, jede Menge Spielzeuggeschäfte, McDonald’s, Obdachlose und ein Karstadt. (…)
Ich erinnere mich an viele Titel aus meiner Kindheit, die mir den Weg zum Computerspieleenthusiasten geebnet haben. Als ein Beispiel könnte ich Final Fantasy VII nennen. Es hat mich damals mit vielen Fragen konfrontiert, an die ich zuvor nie zu denken gewagt habe: Sind brutale Gewaltaktionen gegen einzelne für das Wohl des Planeten gerechtfertigt? (…)
Tennis Manager war kein Spiel, über das man auf dem Schulhof sprach. Laut Startbildschirm wurde es von einem gewissen Thorsten Wölki in Basic entwickelt und fand seinen Weg aus unerfindlichen Gründen in meine Diskettenbox. Obwohl besagte Box unglaublich vielen Schätzen Schutz bot, gehörte Tennis Manager zu meinen absoluten Favoriten. Tatsächlich glaube ich, mit keinem anderen Spiel jemals so viele Stunden verbracht zu haben. (…)