Dass das US-amerikanische Entwicklerstudio ArenaNet durchaus eine zynische Ader besitzt, bewiesen sie bereits vor über 10 Jahren. Zum Ende der Beta-Phase ihres MMORPG-Hits Guild Wars sorgte damals ein junges Mädchen namens Gwen mit einem saftigen Meteorschauer dafür, dass alle Anwesenden in der Hauptstadt Löwenstein ihr virtuelles Leben verloren. Es war ein spektakuläres Schauspiel, bei dem niemand etwas verlor, was ihm nicht eh mit dem zur Veröffentlichung üblichen Charakter-Reset genommen worden wäre. (…)
Environmental Station Alpha: Innere Schönheit
Bisweilen reichen bereits wenige Pixel aus, um eine dichtere und intensivere Atmosphäre zu schaffen, als es manch ein dickwanstiger Grafikblender vermag. Environmental Station Alpha von Arvi Teikari mag auf Screenshots so nichtssagend anmuten, wie die unkenntlich gemachten Gesichter mutmaßlicher Serienmörder, die man auf den Titelseiten von Pausenraumgazetten finden kann. Jedoch entwickelt das spartanische Design in Kombination mit einem im Ohr verharrenden Soundtrack und exzellenten, metroidartigen Orientierungsrätseln eine völlig unerwartete Dringlichkeit. (…)
Pillars of Eternity: Mut zur Lücke
Anfang der 2000er spielte ich ein Rollenspiel namens Arcanum, das bei der Charaktererschaffung ein blankes Feld bereithielt. Eine leere Textbox, die mich aufforderte, meine eigene Geschichte zu erzählen, noch bevor das eigentliche Abenteuer beginnen sollte. Wer bin ich, wo komme ich her, was habe ich erlebt, dass ich mich so verhalte, wie ich es fortan im Spiel zu tun gedenke? (…)
Trolle füttern – Was der Tod von Rachel Bryk lehren kann
Am 23. April 2015 sprang Rachel Bryk in New York von einer Brücke in den Tod. Bryk machte sich einen Namen durch ihre umfassende Mitarbeit am Dolphin Emulator, zog sich zuletzt jedoch zunehmend aufgrund anhaltender transphobischer Belästigungen ihr gegenüber aus verschiedenen Community-Foren zurück. Womöglich war es nun dennoch ein anonymer Online-Kommentar zu viel, der ihr wenig subtil den finalen Sprung ans Herz legte. (…)
GameLoading: Rise of the Indies – Die Labskaus-Dokumentation
Labskaus ist ein eher kontrovers aufgenommenes Gericht nordischer Kochkunst. Jede Menge leckerer Zutaten werden zu einem Brei gepanscht, der am Ende die Geschmacksnerven vielleicht doch ein wenig überstrapaziert. Die Indiegame-Dokumentation GameLoading: Rise of the Indies fühlt sich genauso an, wie der Moment, in dem gleichzeitig Rollmops, Rote Bete, Spiegelei und Schweineschmalz den Gaumen kitzeln. (…)
Das Medium der Vorläufigkeit: Keine Spiele in Museen
Ich habe Der Fänger im Roggen nicht gelesen, Pet Sounds nie gehört, Citizen Kane nicht gesehen und Silent Hill nie gespielt. Alle genannten Titel gelten, ungeachtet ihres fortgeschrittenen Alters, als wahre Meisterwerke ihres jeweiligen Mediums, darum empfinde ich sie als kulturelle Bildungslücken, die ich Zeit meines Lebens zu schließen gedenke. Wäre ja auch zu peinlich, bei Jauch auf dem Stuhl zu sitzen und die 500€-Frage nach der Nachladetaste auf dem Gamepad nicht beantworten zu können. (…)
Wer ist hier der Boss? – Ein Disstrack gegen miese Synchros
Battlefield Hardline,
ich drück dir ne harte Line rein
Das mit der deutschen Synchro
kann doch nur ein schlechter Scherz sein
EA kauft Kollegahs Stottern ein
und denkt das sei jetzt Doubletime
Aber mal der Reihe nach
Hier die Story, streng geheim: (…)
Einsame Straßenkämpfer: Das Exklusivitätsdilemma
Der Psychologe Barry Schwartz stand laut eigener Aussage einst vor einem Supermarktregal, gefüllt mit 175 verschiedenen Salatdressings, und wusste nicht, wie er sich bei einer solch übermannenden Auswahl für eines davon entscheiden sollte. In einer Gesellschaft, die Konkurrenz als belebend und die Wahlfreiheit als Weg zum Glück propagiert, fühlte er sich gelähmt und überfordert damit, zwischen dutzenden French- und Honig-Senf-Variationen entscheiden zu müssen. Seine Freiheit hatte ihn unfrei gemacht. (…)
Ori and the Blind Forest: Bedingungslose Liebe
Zuhause ist mehr als vier Wände und ein Dach über dem Kopf. Es sind Gedanken an die Menschen, die uns lieben, die Lieder unserer Kindheit oder selbstgestampfte Kartoffeln, die uns ein wohliges Gefühl der Geborgenheit vermitteln können. Ganz gleich, wie weit wir uns von unserer Heimat entfernt haben. Ori and the Blind Forest ist pure Nestwärme. (…)
OlliOlli 2: Welcome to Olliwood
OlliOlli 2: Welcome to Olliwood ist noch großartgie… (…)
Darkest Dungeon: Gebrochene Helden
Ich war im Krieg und sah eben noch lebendige Körper durch die Luft fliegen. Ich habe mich in der radioaktiv verseuchten Wüste von herumliegenden Leichen ernährt und hunderte Male verwundete Gliedmaßen wieder zusammengeflickt, unzählige Autounfälle erlebt und steckte dutzende Male in unfreundlichen Verliesen mit abscheulichen Monstrositäten fest. Dass ich dennoch nachts ruhig schlafen kann, liegt daran, dass all diese Erlebnisse nicht real waren. (…)
Walker/Molyneux: Peter und der Wolf
Als US-Präsident Barack Obama in dieser Woche vergeblich versuchte, einen zu groß geratenen Keks in ein Glas Milch zu tunken, spielte er damit auf ein Meme an, das aus einer immer mehr ins Absurde abdriftenden Schuldzuschieberei gegen seine Person resultierte. Neben der berechtigten Kritik an nicht gehaltenen Wahlversprechen, sollte das Staatsoberhaupt plötzlich auch verantwortlich dafür sein, dass das Lieblingsbier im Supermarkt vergriffen war oder die eigene Ehe in Scherben lag. (…)
Apotheon: Der gute Ton
Kratos‘ Rachefeldzüge durch den Olymp waren in erster Linie blutig, doch hinterließ er auch ein Ausmaß an Sachbeschädigung, das beim Anblick des jüngst erschienenen 2D-Action-Adventures Apotheon die wahre Tragödie seiner Taten darstellt. Wenn auf all den zerschmetterten Amphoren des von ihm durchstreiften Keramik-Outlets der altgriechischen Mythologie solch feinziselierte Pinselstriche Verwendung fanden, wie bei der grafischen Gestaltung dieses bildhübschen Titels, mag man sich den Verlust für die Kunstnachwelt gar nicht ausmalen. (…)
Kein richtiges Leben im falschen: #sosehengameraus
Linda Breitlauch sieht nicht so aus wie der typische Gamer. Sie ist nicht sonderlich blass, ganz und gar nicht übergewichtig, hat keine pickelige Haut und männlich ist sie offenkundig auch nicht. Linda Breitlauch ist Professorin für Gamedesign und kennt die Klischees, die mit dem stundenlangen Sitzen vor dem Bildschirm verbunden werden. (…)
Reingehaun: Das Ende von Game One
Am Ende stehen alle ganz still. Jeder einzelne, der dabei geholfen hat, über die letzten acht Jahre hinweg das wohl konstanteste und liebenswerteste TV-Format für Videospiele zu produzieren, erstarrt in teils aberwitziger Kostümierung und nur von einer dudelnden Plastikorgel begleitet zu einer Salzsäule. Es wirkt fast so, als würden sie alle nur darauf warten, dass ein Auslösegeräusch ihr heiß ersehntes Abschlussfoto festhält. (…)