Back in 1995: Weißt du noch wie’s früher war?
1995, da war ich 8 Jahre alt und Videospiele nahmen noch keine wichtige Rolle in meinem Leben ein. 1995, das war ein Jahr nach dem Erscheinen des letzten Alone in the Dark und ein Jahr vor der Veröffentlichung des ersten Resident Evil. Der Horror hatte seine Gehversuche in der dritten Dimension bereits hinter sich und begann langsam und mit sicherer werdendem Schritt auf Höhepunkte wie Silent Hill zuzumarschieren. (…)
Random Encounters: Sex Boat
Langsam fährt er mit seinen starken Fingern über meine bebenden Lippen und signalisiert mir auf die denkbar charmanteste Art, endlich still zu sein. Auch hier, auf diesem riesigen Fluss, fühle ich mich beobachtet, sitzen wir doch auf dem offenen Deck des kleinen Fischerbootes, von allen Seiten einsehbar. Doch Aléjandro lässt sich nicht beirren, weiß um meine aufschäumende Sehnsucht, die sich ebenso wenig zähmen lässt wie die Gischt, deren brachiale Gewalt sich an einem nahegelegenen Felsen entlädt. (…)
Ein Spiel, über das es sich zu reden lohnt: Inside im »Nachspiel«
Mit ihrem neuen Spiel Inside haben Playdead nicht nur einen würdigen Nachfolger von Limbo abgeliefert, sondern auch viel Raum für Interpretationen gelassen. Mit der inhaltlichen Tiefe hat sich unser Gastautor Sascha Brittner in seinem Review “Kontrolle ist eine Illusion” bereits auseinandergesetzt. Doch auch das war noch nicht genug, um dem Spiel gerecht zu werden. (…)
Random Encounters: Super Health Club
“Vorsätze sind dazu da, gebrochen zu werden”, lautet das vorgeschobene Credo jener, die sich alljährlich vornehmen, alte Laster abzulegen und ebenso oft an den selbst gesteckten Zielen scheitern. Da wird nach einem Monat doch wieder die erste Zigarettenschachtel klammheimlich aus dem Automaten gezogen, die eben erst verkaufte Fritteuse ersetzt oder der Kontakt zu den Eltern auf die allerallerwichtigsten Feiertage verschoben. (…)
Inside: Kontrolle ist eine Illusion
Ich rutsche eine Böschung hinab und laufe. Ich weiß nicht, woher ich komme oder wohin es mich treibt, also laufe ich weiter. Meine Augen beobachten den Horizont. Der neblige Wald bietet mir Möglichkeiten, mich zu verstecken. Maskierte Arbeiter bewachen merkwürdige Technikvorrichtungen. Kleine Kammern, Schläuche, mitten im Wald. (…)
Random Encounters: You Must be 18 or Older to Enter
Schritte im Flur, die Tür fällt zu. Langsam fährt das Auto über den Kiesweg und durch die Einfahrt, das Motorgeräusch wird leiser. Sie sind weg, endlich. Ich halte den Atem an, schaue wieder und wieder unsicher aus dem Fenster. Nach minutenlangem Ausharren schleiche ich langsam die knarzenden Treppen hinauf, öffne vorsichtig die Zimmertür und steuere, nach einem letzten prüfenden Blick über meine Schulter, zielstrebig auf den Computer zu. (…)
Fitz Packerton: Pack
Ich bin dran? Okay. Ich packe meinen Koffer und nehme mit:
Eine Eieruhr
Zwei Wasserflaschen
Zwei Walkietalkies
Eine Wariomaske
Eine Waluigimaske
Viel Munition.
Richtig? Okay. Du bist dran. (…)
Furi – In der Schlachterei
Direkt ins kalte Wasser geworfen, wird mir innerhalb weniger Minuten klar, dass ich in Furi nur durch häufiges Ertrinken das Schwimmen erlernen kann. Hier gibt es keine ausschweifenden Tutorials, kein Kanonenfutter, nur ausufernde Duelle mit überlegenen Gegnern, die jeden meiner Fehler bestrafen. Ein faszinierender und unerbittlicher Rausch aus Nah- und Fernkampf, Kugelhagel-Momenten und einer unterschwelligen Melancholie, die immer wieder auch die eigene Gnadenlosigkeit infrage stellt. (…)
Random Encounters: Kissing Time
Ich habe in den letzten 60 Sekunden 126 Menschen geküsst. Und dabei fünfmal meine Geschlechtsidentität gewechselt. Was selbst dem ambitioniertesten und flexibelsten Knutschkünstler im Alltag kaum gelingen dürfte, lässt das treffend betitelte Kissing Time spielend leicht erscheinen. Zu Beginn würfelt der kurze, rasante Arcade-Titel ein Geschlecht sowie eine von drei sexuellen Orientierungen aus. (…)
Overland: Geschichten aus dem Hinterland
Die besten Spiele schaffen es, mit jeder neuen Partie eine Geschichte zu erzählen. Overland ist so ein Spiel. Auch wenn es oberflächlich bloß ein Roguelike ist, bei denen Spielfiguren schon vom Konzept her immer wieder sterben, lässt der Tod eines treuen Begleiters nicht kalt. Nur eines ist immer gleich: Die Apokalypse, diesmal in Form von unterirdisch lebenden Monstern, treibt die Überlebenden voran. (…)
35MM: Wie schön die Welt ohne uns ist
Mir wurde in meinem Leben schon eine Handvoll Male das Herz gebrochen, doch niemals war der Schmerz so süß wie bei 35MM. Wenn man sich in die Eleganz eines Endes verliebt, kommt man wohl kaum unversehrt davon.
Die erdrückende Ruhe, die mich in den Weiten Russlands zu Anfang empfängt, wirkt beklemmender, als es alle Reden über den unausweichlichen Untergang der Menschheit je sein könnten. (…)
The Lion’s Song: Das Schweigen des Löwen
Ich sitze an meinem Schreibtisch, das Notebook liegt aufgeklappt vor mir. Der Cursor blinkt erwartungsvoll. Doch ich kann mich nur auf den Wind konzentrieren, der laut durch das offene Fenster im vierten Stock des Altbaus pfeift. Mir geht es genauso wie Wilma, der Hauptfigur der ersten Episode des Point-and-Click-Adventures The Lion’s Song. (…)
Brigador: Der Kampf gegen die Stille
Brigador ist das erste Spiel von Hugh Monahan und es wird vermutlich auch sein letztes sein. Nicht etwa, weil ihm die Motivation und die Liebe für die Sache abhanden gekommen wäre und auch nicht, weil ihn das Ergebnis nicht zufrieden stellen würde. Das Spiel, dessen Entstehung ihn fünf Jahre seines Lebens und Unmengen an finanziellen und körperlichen Entbehrungen kostete, ist bei seiner Veröffentlichung im Juni 2016 praktisch unsichtbar. (…)
Tanks Ballet: Panzerparade
Der Panzer ist nicht gerade ein elegantes Fahrzeug, nicht einmal wenn es im Mittelpunkt einer durchchoreografierten Militärparade steht. In Tanks Ballet ist ähnliche Präzisionsarbeit bei der Steuerung einer solchen Kriegsmaschine gefordert, wie bei einer solchen Aufführung. Der Panzer kann sich drehen sowie vorwärts und rückwärts über die als Ziel dienenden Blumen zu fahren. (…)
Random Encounters: Love Is Strange
Nicht viele Spiele vereinen eine derart loyale und passionierte LGBTQI*-Fanschar hinter sich wie Dontnods Life Is Strange. Bereits nach dem Erscheinen der ersten Episode im Januar des vergangenen Jahres tauchten zahlreiche Fotos von Cosplayer_innen, detailverliebte Fanfiction-Episoden sowie Illustrationen auf, deren Fokus oft auf angedeuteten oder erfundenen Romanzen zwischen den Charakteren des Spiels lag. (…)