Licht und Schatten, Traum und Wirklichkeit, Liebe und Leiden. Das mit dem RPG Maker erstellte, aber nicht mit dem Genre in Verbindung stehende Spiel von Komponistin Laura Shigihara, die schon To The Moon und Plants vs. Zombies mit Musik versorgt hat, jongliert mit Gegensätzen. Das beginnt schon mit dem Kontrast zwischen der Grundprämisse und der Knuddel-Optik. (…)
Beat Cop: Blaulicht-Blues
Miami Vice, Polizeirevier Hill Street, Die nackte Pistole: Die 80er Jahre sind eine goldene Zeit für Polizeidramen mit einem mehr oder minder großen Schuss Humor auf der einen und dem Bemühen um eine realistische Darstellung auf der anderen Seite. Während bereits in derselben Dekade Spiele wie Police Quest vor allem letzteres betonen und den Alltag von Streifenpolizisten und Kommissaren mit relativ düsteren Farben zeichnen, setzt Beat Cop von Pixel Crow auf einen Kessel Buntes und eine überzeichnete, nicht ganz unproblematische Darstellung der 80er Jahre. (…)
Everything: Jede Zelle an jeder Stelle
Skandal! Unhaltbarer Etikettenschwindel! Konsumentenbetrug! Und das schlimmste daran: Entwickler und Animationskünstler David OReilly ist ein Wiederholungstäter. Schon sein experimentelles Werk Mountain hatte nicht viel mit einem regulären Spiel zu tun. In seinem neuen Exkurs Everything zieht sich OReilly auf gewisse Art und Weise die Walking-Simulator-Schlappen an und bugsiert sein optisch und inhaltlich exzentrisches und bewusst dekonstruiertes Schaffen weiter in Richtung Videospiel. (…)
The Great Whale Road: Dänen lügen nicht
Besondere Titel, besondere Mittel: Die charmante Wikinger-Simulation gibt derart gekonnt mit seiner historischen Genauigkeit an, dass es unmöglich ist, nicht mitziehen zu wollen. Zum Glück habe ich Geschichte studiert und das Internet die nötigen Wissenslücken aufgefüllt – denn mit Prosa kommt man The Great Whale Road nicht vernünftig bei.(…)
Shut Up & Slam Jam Karate Basketball: Durch die Reuse gezimmert
Sportspiele sind längst mehr Rollenspiel und Simulation als das, was ihre pixeligen, unrealistischen und enorm zugänglichen Vorfahren vor Urzeiten ausgemacht hatte: ungefilterter, kurzweiliger Spaß. Shut Up And Slam Jam Karate Basketball straft inhaltlich nicht nur seinen viel zu langen Titel Lügen, sondern bietet genau was, was viele Sportsimulationen mit ihren Werten, Kalkulationen, Trainingseinheiten und umfangreichen Story-Modi vermissen lassen – Anhänger von NBA Jam werden wissen, worauf ich hinaus will. (…)
She Remembered Caterpillars: Pilzjagd mit Papa
She Remembered Caterpillars hat ein Problem. Es sind nicht die hübsch animierten Figürchen, die ich vor handgezeichneten Hintergründen durch die Gegend bugsieren muss. Es ist nicht das abwechslungsreiche Puzzle-Design. Vielmehr scheitert der Indie-Puzzler an dem Aspekt, der dem eigentlich eher simplen Spielprinzip Tiefe geben soll: der sinnvollen Verknüpfung von Story und Gameplay. (…)
Blast from the Past: Battle Chess
Ob es letztlich über eine Shareware-Version auf irgendeiner selbstkopierten 3,5-Zoll-Diskette in meinen Besitz gelangt oder auf magische Art und Weise einfach schon auf dem Familien-PC installiert war, weiß mittlerweile vermutlich nicht mal mehr mein Vater, der Hüter des heiligen 386ers. Klar ist dafür, dass mir Battle Chess nicht etwa das Spiel der Könige nähergebracht, sondern mich schon als Grundschüler für popkulturelle Zusammenhänge sensibilisiert hat – bevor ich überhaupt wusste, was Popkultur eigentlich ist. (…)
Mainlining: Hackordnung
Sony weiß es, Hillary Clinton und John Podesta wissen es erst recht: Mit den richtigen Fähigkeiten kann ein einzelner Hacker oder eine kleine Gruppe enorm viel Schaden anrichten. Das zu verhindern ist das Spielziel in Mainlining, dem zu Teilen über Kickstarter finanzierten Point’n’Click-Adventure des englischen Entwicklers Rebelephant. Der Titel des Spiels ist gleichzeitig auch der Name meines wichtigsten Werkzeugs, das ich zusammen mit anderen gängigen Anwendungen wie einem Browser und einem Mailprogramm auf dem virtuellen Desktop wiederfinde. (…)
WASD 10: In schwarz und bunt
Die WASD ist tot. Halt, nein! Anders: Die WASD beschäftigt sich in ihrer neuen Ausgabe mit dem Tod. Man kann es makaber finden, seine Jubiläumsausgabe unter einem derart negativ belasteten Thema laufen zu lassen. Auch das schwarze Cover mit passendem schwarzem Reliefdruck macht nicht gerade den Eindruck, dass das Sterben tatsächlich aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird. Wenn es um das finale Game Over geht, kann es wohl nicht düster und bedrückend genug sein. (…)
Wild & Zandt Vol. 1 – Press Play to Start
Neues Jahr, neues Format: Radio Superlevel präsentiert Wild & Zandt, einen Podcast, in dem sich alles um Musik, Musik, Musik dreht! Genauer: um Computerspielmusik. Die Superlevel-Spezialexperten Sonja Wild und Florian Zandt sprechen über die Soundtracks ihres Spiele-Lebens und die Musikerinnen und Musiker dahinter – von Chiptunes bis orchestral, von Klassik bis Noise Rock und von Mainstream bis Avantgarde. (…)
5 aus 16: Florian
Hallo, Jahresende jetzt! Abermals ist dies eine willkommene Zeit, um ein Fazit zu ziehen. Viele machen das. Ganz oft sagen dann die vielen, dass 2016 ganz furchtbar war. Aber eigentlich nur, wenn man weiß, was in der Welt so vor sich gegangen ist. Wer sich stattdessen in einem Atomschutzbunker mit den Spielen verschanzt hatte, die in den kommenden Tagen auch die Toplisten der Superlevel-Autorinnen und -Autoren ausfüllen werden, wird 2016 sicher in besserer Erinnerung behalten. (…)
Tyranny: Who’s bad?
Bis kurz vor seiner Veröffentlichung war Tyranny ein Fantasy-Rollenspiel mit der eher spärlich genutzten Prämisse, einmal den Bösen zu spielen und Furcht und Schrecken zu vrebreiten. Jetzt, wo ein anthropomorpher Erdnussflip mit Dackelhaartoupet die Finger am roten Knöpfchen des atomaren Super-GAUs und sich zum Chef der Weltpolizei aufgeschwungen hat, ist es fast schon Science-Fiction. Denn ich kann mir Donald Trump als unerbittlichen, mysteriösen Overlord Kyros fast schon bildlich vorstellen – und Feuerwaffen und fortgeschrittene Technik werden nach ein paar nervösen Zeigefingerzuckungen zu viel immerhin auch keine große Rolle mehr spielen. (…)
Lichtspeer: Total laser
Es ist und bleibt ein kleines Wunder, dass man im Ausland neben Hitler, Volkswagen und Bratwurst gerade alpenländische Bräuche mit Deutschland assoziiert. Lederhosen, Gamsbärte, Schuhplattler – das funktioniert auf dem Oktoberfest schon so zünftig, dass es auch in ganz Deutschland zur Leitkultur geworden sein muss. Auch wenn es bei einem polnischen Entwicklerstudio naheliegt, dass sich der Fokus vom Zwirbel- hin zum diabolischen Chaplin-Bart-Träger verschiebt, spielen Lichthund mit ihrem konstant zwischen dämlich überzogen und höllisch schwer pendelnden 2D-Speerwurfsimulator Lichtspeer mit gänzlich anderen Klischees. (…)
No Man’s Sky: Wir sind das Ruhrgebiet
Entschuldigt, 65daysofstatic. Ihr habt mit eurer musikalischen Untermalung des größten Hypes des Jahres ganze Arbeit geleistet und eine wunderbar dichte wie abwechslungsreiche Soundkulisse für den Trek durch das Universum geschaffen. Eure Arbeit ist so gut, dass man fast vergessen kann, dass euer Bindeglied zwischen Electronica und Postrock – wie auch No Man’s Sky selbst – prozedural generiert wird und damit in zufälliger Zusammensetzung aus den Boxen schallt. (…)
Enderal – Gott ist tot
Schon 1971 skizziert der Futuruloge Alvin Toffler in seinem Buch “Der Zukunftsschock” eines der größten Probleme der Konsumgesellschaft: das “Overchoice”-Phänomen. Sobald Menschen mit einer Vielzahl an mehr oder weniger gleichwertigen Auswahlmöglichkeiten konfrontiert werden, fällt die Entscheidung für eine dieser Möglichkeiten enorm schwer. Auch Enderal, eine der ambitioniertesten Komplettüberarbeitungen zum Monumental-Rollenspiel The Elder Scrolls V: Skyrim und bereits die dritte große Elder-Scrolls-Mod von SureAI aus München, ist in dieser Hinsicht eine unbarmherzige Geliebte. (…)