Mein Curriculum Vitae in Spielangelegenheiten würde den sich allzu ernstnehmenden Twitterspielejournalisten die Tränen in die Augen treiben. Er ist geprägt von fehlenden Möglichkeiten, geschweige denn Fähigkeiten, Trödelei, Versäumnissen, Wissenslücken und Naivität. Das versuche ich gern mit einer ungebrochenen Euphorie wettzumachen. Der Alptraum eines jeden Personalers – keine Ahnung von nichts, aber mit Leidenschaft. (…)
Blast from the Past: Battle Chess
Ob es letztlich über eine Shareware-Version auf irgendeiner selbstkopierten 3,5-Zoll-Diskette in meinen Besitz gelangt oder auf magische Art und Weise einfach schon auf dem Familien-PC installiert war, weiß mittlerweile vermutlich nicht mal mehr mein Vater, der Hüter des heiligen 386ers. Klar ist dafür, dass mir Battle Chess nicht etwa das Spiel der Könige nähergebracht, sondern mich schon als Grundschüler für popkulturelle Zusammenhänge sensibilisiert hat – bevor ich überhaupt wusste, was Popkultur eigentlich ist. (…)
Blast from the Past: Jedi Knight
Es gibt zwei Generationen, die mit Star Wars aufgewachsen sind. Ich gehöre zu keiner davon. Zu jung, um die alte Trilogie nicht bloß als Filmklassiker aus dem Wochenendprogramm von Pro 7 zu kennen und gerade so zu alt, als dass mich der Marketinghype der Prequels voll hätte erfassen können. Mein erster Berührungspunkt mit der Weltraumoper war nicht Die Dunkle Bedrohung, sondern ein düsterer Egoshooter: Dark Forces II – oder, wie er in Deutschland aus Furcht vor einer erneuten Indizierung hieß, Jedi Knight. (…)
Gravity Rush 2: Kopfüber ins Glück
Tiffy saß immer auf dem Schreibtischstuhl meines besten Schulfreundes Lenni. Wir haben den Stuhl dann ganz lange gedreht, ohne dass die dicke Katze sich auch nur einen Millimeter vom Fleck rührte. Anschließend nahmen wir das Tier herunter und verloren ein paar Tropfen Pipi vor Lachen, als der knubbelige Fellball mehrfach beim Versuch aufrecht zu gehen auf die Seite plumpste. (…)
Blast From The Past – Crusader: No Remorse
Das Schlüsselloch zur Zukunft war ein vergilbter 14-Zoll-Monitor. Darunter: Zehn Kilo Hardware, die man Mitte der Neunziger einen 486er nannte. Eine Technik, auf der ich zu diesem Zeitpunkt schon vieles gesehen hatte, nur das nicht: Menschen. Echte, leibhaftige Menschen, die unmittelbar zu mir sprachen. Ein Feature, an das sich Archäologen und Altvordere gerne als Realfilm-Sequenz erinnern und mit dem auch Crusader: No Remorse im Jahr 1995 eindrucksvoll aufmachte. (…)
For Honor: Ein ehrenwertes Hauen
Ich weiß noch genau, wie mein Vater mich damals zum ersten Mal mit ins Kolosseum genommen hat, um Ralf Moeller kämpfen zu sehen. Den kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen, wo er auf Malle gegen Haie gekämpft hat, aber richtig Fan wurde ich erst, als ich ihn schließlich live und in Farbe gegen die Sith antreten sah. (…)
Blast from the Past: Wonder Boy
Nachdem meine Mutter sich von meinem Vater scheiden ließ, machte sie sich mit einem Schnellimbiss selbständig, um von Staat und Ex-Mann finanziell unabhängig zu sein. Der klitzekleine Imbiss befand sich am Ortseingang meines Heimatsdorfes im ländlichen Schleswig-Holstein. Meine Mutter arbeitete täglich von früh bis spät und wenn ich sie tagsüber sehen wollte, musste ich aktiv werden. (…)
Nioh: Beglaubigte Kopie
Oh Nioh, mein Nioh! Selten benötigte wahre Liebe so viele Stunden und so viel harte Arbeit, bis sie sich mir offenbarte. Denn dieses actionlastige Rollenspiel macht zunächst einmal alles verkehrt, was es verkehrt machen kann. Zwar seit 2004 in Entwicklung, wirkt das Spiel dennoch wie ein zusammengeklaubtes Ragout aus Gamingtrends der vergangenen fünf Jahre. (…)
DOOMIAN Spezial: Pixelfrauen
Hallo Internet. Heute gibt’s ausnahmsweise mal wieder ein DOOMIAN Spezial. Ich sprach mit den vier Pixelfrauen über allerlei Dinge wie beispielsweise (gute) Übersetzungen, (schlechtes) Storytelling, Trigger und Triggerwarnungen und das Spielen in Gesellschaft. Cool? Cool. (…)
Resident Evil 7: Willkommen zurück im Überlebenshorror
Resident Evil 7: Biohazard ist am besten, wenn es ganz still ist. Wenn das schwere Ticken der Standuhr durch die leeren Flure hallt. Wenn ich in der Ferne einen Schatten erahne, der sich nur als im Lampenschein flatternder Vorhang entpuppt. Wenn es so leise ist, dass ich mich vor meinen eigenen Schritten fürchte. (…)
The Shadows That Run Alongside Our Car: Fahrt ins Ungewisse
Das warme Licht der untergehenden Sonne taucht die Umgebung in ein glühendes Rot. Steine, Bäume und gelegentlich vorbeihuschende Tiere sind nur noch als Schemen auszumachen. Der sich immer weiter ausbreitende Schatten der Nacht umschließt schließlich auch unser Auto, Dunkelheit liegt hinter uns und vor uns Unsicherheit darüber, was der nächste Tag bringen wird. (…)
Takume: The Dreaming Daughter – Eine kurze Geschichte, nicht weniger
Stephan Hövelbrinks hat eigentlich genug zu tun. Im Alleingang entwickelt der Berliner seit 2015 Death Trash, das in seiner wilden Mischung aus Genres und Ideen ambitioniert genug erscheint, um ein dutzend Leute zu beschäftigen. Und doch findet er Zeit, immer wieder mit Skizzen und Illustrationen von seinem postapokalyptischen Hauptprojekt abzuschweifen. (…)
Glitchskier: Schönheitsfelher
Perfektion ödet mich an. Ich mag Makel, Fehler, Unebenheiten. Ecken und Kanten. Demnach wird es euch nicht verwundern, dass ich ein Faible für fehlerhafte Darstellungen, sogenannte G̶̡̜̦̮̟ͬ̋l̨͔͚̥̓̉ͮ̚͜͝i̸̷̠̦͍̻̙̥̬̳ͨ̽̍ͫ̔͐̊t̺̞͍̩̫̂͘c̶̡̭ͭͨͥ̈ͨͪ̈́̾h͆ͭ̍҉̡͕͔̫̜e̛̱̣̥̫̾ͤ̕͠ŝ̵̴̰̞̻͙̯̬̩̆̾ͩ̈͞, habe. Was ursprünglich ein ungewolltes Nebenprodukt war, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer eigenen Kunstform, die auch ins Gamedesign Einzug hielt. (…)
Maize: Of Mais and Men
Humor ist nicht nur sehr subjektiv, sondern auch stark abhängig von Ort und Zeit. Als ich vier Jahre alt war, forderte mich mein Vater auf Familienfesten oft auf, “Schaschlikspieß” zu sagen, und dass allein reichte aus, um allgemeines Schenkelklopfen auszulösen. Aber schon zwei Jahre später fand das niemand mehr witzig. Was war geschehen? (…)
Mainlining: Hackordnung
Sony weiß es, Hillary Clinton und John Podesta wissen es erst recht: Mit den richtigen Fähigkeiten kann ein einzelner Hacker oder eine kleine Gruppe enorm viel Schaden anrichten. Das zu verhindern ist das Spielziel in Mainlining, dem zu Teilen über Kickstarter finanzierten Point’n’Click-Adventure des englischen Entwicklers Rebelephant. Der Titel des Spiels ist gleichzeitig auch der Name meines wichtigsten Werkzeugs, das ich zusammen mit anderen gängigen Anwendungen wie einem Browser und einem Mailprogramm auf dem virtuellen Desktop wiederfinde. (…)