Archiv

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This Is Fine — 2016: das Videospiel


Dieses Jahr erlangte ein Comic aus dem Jahr 2013 erneut die Aufmerksamkeit des Internets. In “This Is Fine” von K.C. Green ist ein Hund zu sehen, der in einem brennenden Raum sitzt. Seelenruhig trinkt er seinen Kaffee und redet sich selbst ein, dass alles in Ordnung sei. Es ist ein Comic, dessen lethargische Gelassenheit im Angesicht einer schrecklichen Realität gerade in diesem Jahr großen Anklang fand und wurde zum Meme. (…)

I’ll never forget you because you’ve made me the happiest dog on earth


Katzen leben bei einem Menschen, Hunde mit einem Menschen. So sagt man. Deshalb werden Hunde wohl auch so oft als Ersatzkinder bezeichnet, denn einen Lebensabschnitt mit einem Hund zu teilen, bedeutet vor allem viel Erziehungsarbeit. Und alles, was dafür zurückkommt (Scheiße von der Straße aufklauben, ewiges Gekläffe ertragen und mehrmals am Tag in den Park wandern), ist nicht mehr als bedingungslose Liebe. (…)

Planet Coaster: Erbrechen aus Leidenschaft

Ich war nur einmal im Heide Park Soltau. Dieser fast ein wenig deplatziert wirkende Freizeitparkkoloss mitten in der Lüneburger Heide ist mir vor allem wegen einer Attraktion im Gedächtnis geblieben: Der Bounty-Schiffschaukel.
Nicht, dass ich mich selbst hinein getraut hätte, auch wenn die Bounty sicherlich zu den harmlosesten Attraktionen des Parks gehörte – ich war immer schon ein ziemlicher Schisser, wenn es um unnötigen Nervenkitzel geht. (…)

Ittle Dew 2: Mehr als genug

The Legend of Zelda ist eine Videospielserie über Sachbeschädigung. Link zertrümmert rücksichtslos jeden Topf, rupft jedes Huhn und zerhackt jede Blume, die in die Reichweite seiner Klinge gelangt. Und deren Eigentümer nehmen den Vandalismus bei jedem Besuch des Helden hin, denn schließlich ist das alles ja nur ein Videospiel. Ittle Dew 2 ist ein Spiel über die Absurdität dieser Situation. Und die namensgebende Heldin ist sich dessen ebenso bewusst, wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Welt um sie herum.

Gedankenspiele: Über ungehörte Synchronstimmen


Er wird es vielleicht nicht so beabsichtigt haben, aber ausgerechnet Nolan North, die Stimme von Nathan Drake und diesjähriger “Game Award”-Gewinner, hat seinem Berufsstand mit seiner vieldeutigen Dankesrede einen waschechten Bärendienst erwiesen. Einen Waschbärendienst, sozusagen. Es mag demütig und genügsam geklungen haben, wie er seinen eigenen Anteil am Mammutprojekt der Uncharted-Entwicklung kleinredete und darauf verwies, wie viel härter doch die beteiligten Entwicklerinnen und Entwickler für den Erfolg schuften mussten. (…)

Random Encounters: Sext Generator 2015


Sexting ist eine äußerst komplizierte Angelegenheit. Feinste Nuancen entscheiden zwischen einem anregenden Libidotango und peinlichem Erotikromangephrasel. Unterstützung bei dieser schwierigen Aufgabe verspricht jedoch glücklicherweise der Sext Generator 2015 mit seinen bis zu 4.840 zufallsgenerierten Zeilen für heiße Abende zu zweit, dritt oder zehnt. Ich habe die vielversprechende Software für euch einem viertelstündigen Intensivtest in freier Wildbahn unterzogen. (…)

Small Radios Big Televisions: Ist das schon fertig?

Ich googelte mehrfach, ob es da nicht doch eine VR-Version von Small Radios Big Televisions gibt. Dann hätte das alles nämlich mehr Sinn ergeben.
Nach einem ansprechenden Menü und ein paar guten Sounds habe ich ganz zu Beginn ein Gebäude betreten, das ein bisschen an eine Bohrinsel erinnert. Und dann sitze ich da auf meinem Sofa, also real, und betrachte einen virtuellen Raum von der Seite, als würde ich in ein Puppenhaus starren. (…)

Superlevel Mixtape #16 – Home Programming Is Killing The Games Industry


Videospiele sind ein audiovisuelles Medium. Im Portrait des spanischen Indie-Entwicklers Locomalito geht es vor allem um den visuellen Teil, um Ideenskizzen, Pixelart und Coverdesigns. Dass seine Spiele nicht nur so aussehen, sondern auch so klingen als kämen sie gerade aus einer Arcade-Halle der 80er-Jahre, ist Gryzor87 zu verdanken. Aus seiner Feder stammen die Soundtracks von Hydorah bis Maldita Castilla. (…)

Tyranny: Who’s bad?

Bis kurz vor seiner Veröffentlichung war Tyranny ein Fantasy-Rollenspiel mit der eher spärlich genutzten Prämisse, einmal den Bösen zu spielen und Furcht und Schrecken zu vrebreiten. Jetzt, wo ein anthropomorpher Erdnussflip mit Dackelhaartoupet die Finger am roten Knöpfchen des atomaren Super-GAUs und sich zum Chef der Weltpolizei aufgeschwungen hat, ist es fast schon Science-Fiction. Denn ich kann mir Donald Trump als unerbittlichen, mysteriösen Overlord Kyros fast schon bildlich vorstellen – und Feuerwaffen und fortgeschrittene Technik werden nach ein paar nervösen Zeigefingerzuckungen zu viel immerhin auch keine große Rolle mehr spielen. (…)

Dishonored 2: Schicksalsjahre einer Kaiserin

Ab einem gewissen Punkt war es mir dann doch egal. Das ganze Blut, die abgetrennten Gliedmaßen und all die Fliegen, die sich genüsslich über die Leichen meiner Opfer hermachen. Ja, Dishonored 2 ist wie sein Vorgänger ein wirklich imposanter Action-Schleich-Hybrid geworden, doch die Blase am Schnellladefinger deutet zaghaft darauf hin, dass mir die dezentere Vorgehensweise nicht sonderlich zu liegen scheint. (…)

Dev Mode: Locomalito macht seit 10 Jahren kostenlose Retrospiele

Wer regelmäßig zu Gast bei Superlevel ist, wird hier schon einmal den Namen Locomalito gelesen haben. Acht seiner Spiele fanden in den letzten fünf Jahren ihren Weg auf unsere Seite. Das ist kein Zufall, denn der Spanier bedient genau die Nische, in der auch wir uns bewegen. Sein Schaffen ist geprägt von authentisch inszenierten Retrospielen und einer beispiellosen Hingabe für seine Leidenschaft. (…)

Maldita Castilla EX: Früher war alles wie früher

Früher waren Kinder noch anständig und haben im Wald gespielt, sagen unsere Großeltern. Früher waren Spiele noch schwer und hatten eine Seele, sagen wir. Nostalgie ist die Bildkorrektur der Erinnerung. Sie ist der glitzernde Staub der Zeit, der nach und nach alle Unebenheiten und Brüche überdeckt.

Nicht zu Unrecht sieht der Spanier Juan Antonio Becerra, alias Lokomalito, in seiner Arbeit etwas Archäologisches. (…)

Gedankenspiele: Über fehlende künstlerische Integrität


Das ursprüngliche Ende von Mass Effect 3 gehört sicherlich nicht zu den beliebtesten Auflösungen der Videospielhistorie. Es sei der Reihe nicht würdig, es zeige fehlenden Respekt für die treue Fangemeinde, eine ungekannte Enttäuschung eben. Und so kam, was nach heutigen Umständen kommen musste und Entwickler BioWare wurde so lange mit teils grenzwertigen Wutäußerungen und Forderungen bombardiert, dass er sich dazu genötigt sah, das eigentliche Finale zu überarbeiten. (…)

Random Encounters: Interview mit Spiele-Entwicklerin Nina Freeman


Nina Freeman hat eine beeindruckende Karriere hingelegt: Nachdem die heute 26-jährige US-Amerikanerin 2012 erstmals das digitale Spiel anstelle der Poesie als Ausdrucksform gewählt hatte, dauerte es lediglich zwei weitere Jahre, ehe ihr der Durchbruch gelang. Mit How Do you Do It, einem Game-Jam-Spiel, das sie zusammen mit Emmet Butler, Joni Kittaka und Decky Coss entwickelte, verewigte sie sich prompt auf diversen Bestenlisten – vor allem solchen, deren Schwerpunkt Sex und Intimität in Spielen war. (…)